Ivecos Massif bietet ebenso wie der Defender, was man in der grossen Zahl weichgespülter und modischer SUV nicht mehr findet. Das heisst, solide und robuste klassische Allradtechnik mit stabilem Leiterrahmen, Starrachsen an Blattfedern und per Hand zuschaltbarer Allradantrieb, der auch ohne aufwändige Elektronik sicheres Vorankommen selbst in extremem Gelände erlaubt. Das macht den Massif zu einem echten Arbeitstier und damit einem immer seltener werdenden Angebot auf unserem Markt. Eingekleidet von Giugiaro präsentiert sich der Massif mit dynamischem Kühlergrill und Vieraugen-Gesicht. Und wer beim Blick auf seine Silhouette unübersehbare Ähnlichkeiten mit der Defender-Linie zu erkennen meint, liegt absolut richtig. Denn im Massif stecken tatsächlich Land Rover-Gene. Gebaut wird der Iveco Massiv nämlich nicht in Italien, sondern bei Santana-Motors in Spanien. Das aber ist die schon 1955 gegründete Firma, die bereits seit 1958 den klassischen Land Rover in Lizenz baute und als Santana vertrieb. Bis 1982 arbeiteten Santana und Land Rover intensiv zusammen. Dann trennten sich beider Wege und Santana entwickelte die britischen Lizenzmodelle in eigener Regie weiter. Santana 2500 und ab 2002 Santana PS10 hießen die Nachfolgemodelle. Und mit dem PS10 kam Iveco mit ins Spiel - als Motorenlieferant. Aus dem Santana PS10 wurde in intensiver Zusammenarbeit mit Iveco schliesslich der Massif entwickelt. Der wird allerdings nicht mehr von Santana, sondern von Iveco selbst vermarktet. Und angesichts 1400 veränderter Teile von insgesamt 2000 darf man beim Massif mit gutem Grund von einem neuen Auto sprechen. Aber das klassische Konzept blieb erhalten. Dass Massif und Defender zwei unterschiedliche Autos sind, spürt man sofort, wenn man auf dem Fahrersitz des 4,72 Meter langen fünftürigen Station Wagon Platz nimmt. Denn im Massif klebt man nicht mehr direkt an der Verkleidung der Fahrertür. Der Sitz ist so weit in die Mitte gerückt, dass man sogar ausreichend Platz für eine Fussstütze findet. Die wahre Stärke des Massif erlebt man dann, wenn man den bereits beim Iveco Daily bewährten Dreiliter-Vierzylinder-Turbodiesel anlässt, den es in zwei Leistungsstufen mit 146 PS und 176 PS gibt. Schon der kleinere überrascht mit einem bereits von 1400 bis 2600 U/min verfügbaren höchsten Drehmoment von 350 Nm. Doch der grössere stellt mit 400 Nm bei nur 1250 bis 3000 U/min alle in dieser Klasse in den Schatten. Denn beim Erklimmen einer Steigung mit 45 Prozent, die sich wie eine steile Wand vor dem Fahrzeug präsentierte, verstanden wir schnell, warum die Instruktoren vom Standgastag gesprochen hatten. Denn der Massif kroch allein mit Standgas und Geländeuntersetzung zwar langsam, aber unaufhaltsam in die Höhe. Und wenn in anderen Geländeabschnitten bei extremer Verschränkung einzelne Räder den Bodenkontakt verloren, reichte ein Druck auf den Schalter für die serienmässige hintere Differenzialsperre, um sofort wieder für Traktion zu sorgen. An die Antriebsräder gelangt die gewaltige Kraft des Motors über ein Sechs-Gang-Schaltgetriebe mit Overdrive von ZF und das von Santana übernommene Verteilergetriebe, das über die Übersetzungsstufen High und Low verfügt. In letzterer ist der Allradantrieb zusammen mit einer Längssperre grundsätzlich eingeschaltet, in der Stufe High kann man mit einem besonderen Hebel zwischen Zweirad- und Vierradantrieb sowie Längssperre wählen. Eines darf man allerdings vor dem Geländeausritt nicht vergessen: das Verriegeln der für den Massif typischen vorderen Freilaufnaben. Obwohl der Massif mit seiner robusten Technik ein absolut professioneller Geländegänger ist, bedeutet das nicht, dass man bei normaler Strassenfahrt auf Fahrsicherheit und Fahrkomfort verzichten muss. (AR)
|