Das Auftreten der Franken bezeichnete er als "egoistisch, selbstherrlich und verantwortungslos". Man sei getäuscht worden, habe aber schnell erkannt, dass Schaeffler gar nicht verhandeln, sondern vielmehr schnell und preiswert die Kontrolle über den weltweit zweitgrössten Automobilzulieferer übernehmen wolle. Obwohl das von Schaeffler abgegebene Angebot von gut 69 Euro pro Aktie die Eigner der Papiere kaum verführen dürfte, bat der Conti-Chef eindringlich, ihre Anteilsscheine nicht an Schaeffler zu veräussern. (Wer vor einem Jahr bei Conti einstieg, musste immerhin 110 Euro zahlen, und Analysten halten die Aktie erst bei 80 bis 100 Euro für fair bewertet.) Denn sollte es Schaeffler gelingen, die Mehrheit an dem Hannoveraner Konzern zu übernehmen, würde Conti "früher oder später" aufhören, zu existieren. Eine Zerschlagung des Unternehmens wäre die Folge, schon allein, um die Milliarden-Kredite zu refinanzieren. Die Reaktion der Schaeffler-Gruppe auf Wennemers Statement liess nicht lange auf sich warten. In Herzogenaurach konnte man die ablehnende Haltung Contis nicht nachvollziehen. Man habe keinerlei Verständnis für den von den Hannoveranern "gewählten Stil der Auseinandersetzung". Dem Vorwurf Contis, das Angebot der Kombination beider Unternehmen liesse eine industrielle Logik nicht erkennen, widersprechen die Franken. Im Gegenteil. Beide Unternehmen seien doch Spitzenunternehmen in vergleichbaren Branchen und komplementär in ihrem Portfolio. Schaeffler-Geschäftsführer Dr. Jürgen Geissinger, enger Vertrauter der Firmenchefin Maria-Elisabeth Schaeffler, betonte die Chance, "von Deutschland aus einen Global Leader unter den Automobilzulieferern zu schaffen". Er lud Conti abermals ein, "mit der Schaeffler Gruppe eine Win-win-Position zu kreieren". Eine Absage erteilte Geissinger auch der Vorhersage, dem Continental-Konzern drohte eine Zerschlagung. Die werde es nicht geben, beteuert Schaeffler. Man sei weder auf Mittel der Continental AG noch auf Zuflüsse aus Veräusserungen angewiesen. Auch solle das Unternehmen an der Börse bleiben, und Arbeitsplätze würden nicht vernichtet. Unabhängig vom Übernahmekandidaten selbst, hegen indes auch Branchenexperten an dieser Aussage erhebliche Zweifel. Für sie will Schaeffler die "komplette Kontrolle", und Sparten wie die Reifenfertigung würden veräussert. Am Ende stünde die Streichung von der Kursliste der Deutschen Börse. Bleibt Contis Vorwurf, Schaeffler habe sich "rechtswidrig angeschlichen", um die Kontrolle über den Konzern zu übernehmen. Für die Franken widersprach die Sicherung des 28-prozentigen Aktienpakets über sogenannte Swap-Geschäfte nicht dem geltenden Recht. Für Conti war der gemeinsam mit neun Banken durchgezogene Coup jedoch Grund, die BaFin anzurufen. Die Story geht weiter, das nächste Kapitel wird am kommenden Mittwoch aufgeschlagen, wenn Wennemer, der erfahrene Stratege und in Sachen Akquisitionen kein heuriger Hase, auf einer ausserordentlichen Aufsichtsratssitzung seine Verteidigungsstrategie vorstellt. Sich in einer Schlacht geschlagen zu geben, ist nicht Sache des erfolgsverwöhnten Mathematikers. Sprach- und widerspruchslos wird Conti-Chef Manfred Wennemer im Kampf um den Erhalt der Eigenständigkeit des Unternehmens nicht bleiben. (ar/PS/AR)
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