Donnerstag, 16. Dezember 2010 Ran an die Dose, Stromtanken im Akkord?
Foto: UnitedPictures/Auto-Reporter.NET
Autos mit rein elektrischem Antrieb, bei denen ein Elektromotor von einer modernen Lithium-Ionen-Fahrbatterie Strom bezieht, bescheren sofort eine Grundangst: Was ist, wenn „der getankte Strom zur Neige geht“? Selbst dann droht ja ein jähes Ende der Fahrt, wenn in der Nähe eine Steckdose zu entdecken ist, weil nur im seltenen Ausnahmefall zutreffen dürfte, dass notwendig gewordenes mehrstündiges Nachladen der Batterie gelassen hingenommen werden kann.
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Es ist zuerst die Angst, die begrenzte Reichweite eines batteriebetriebenen Autos könne das eine oder andere Fahrtziel nicht erreichen lassen, die den Gedanken lähmt, sich ein E-Mobil anzuschaffen. Das weiß jeder, der an der Förderung des Elektroantriebs teilhat. Und so überrascht nicht, dass in entsprechenden Fachkreisen immer öfter vom durchaus möglichen schnellen Aufladen der Fahrbatterien die Rede ist. Auch bei der Fahrvorstellung des ersten in Großserie gebauten Kleinwagens mit elektrischem Antrieb, des i-MiEV von Mitsubishi, spielt das Thema eine Rolle. Längst gewonnen worden ist die Erkenntnis, dass Schnellladung der Schlüssel zum Vertrauen der Benutzer solcher Autos ist.
Erstaunlichen Optimismus legt die Elektrobranche an den Tag, die zuerst auf die Schnellladung über Gleichstrom-Ladesäulen setzt. Der Förderung dieser Technik widmet sich inzwischen ein Verband (CHAdeMO), dem u.a. Nissan, Mitsubishi, Toyota, PSA und Subaru angehören. Es wird damit gerechnet, dass in Kürze weitere europäische Automobilhersteller dazukommen.
Gleichstrom-Schnellladung (400 V, maximal 50 kW) mache es beispielsweise bereits möglich, die Fahrbatterie eines Elektrofahrzeugs binnen fünf Minuten so „nachzuladen“, dass damit eine (zusätzliche) Reichweite von 30 bis 40 Kilometern erzielt wird. Für einen kompletten Ladevorgang (80 %) seien 30 Minuten Ladezeit ausreichend. Dass die Lebensdauer einer Fahrbatterie vermutlich vom Wechsel zwischen Schnellladung an einer entsprechenden speziellen Ladesäule und einer länger anhaltender Ladung an der Haushaltsteckdose profitierte, räumt die Branche ein, ohne die Problematik in den Vordergrund zu stellen.
Interessant ist, dass die Dauer einer Schnellladung von denjenigen, die sie favorisieren, inzwischen schon verglichen wird mit der Zeit, die das Tanken von Benzin oder Diesel an einer herkömmlichen Tankstelle in Anspruch nimmt. Das Schnellladen innerhalb von fünf Minuten, so heißt es frohlockend, erlaube durchaus auch Fahrten über die eigentliche Reichweitengrenze eines E-Fahrzeugs hinaus. Vorausgesetzt natürlich, dass immer dann, wenn eine Schnellladung ansteht, auch eine entsprechende Ladesäule in der Nähe ist, von der man Kenntnis hat.
Ausmachen lässt sich ein Argumentationstrend: An einem E-Auto Interessierten soll zuerst die „Reichweiten-Angst“ genommen werden. Zeigen wird sich, ob „Stromtanken im Akkord“ zu den seltenen Wundern unserer Zeit gehören kann. Es bleibt durchaus spannend. (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)
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