Montag, 28. Februar 2011 Bekommt der Zweitaktmotor eine neue Chance?
Vorschusslorbeeren gibt es reichlich. So titelte das „Handelsblatt“: „US-Konzern macht revolutionären Zweitakt-Motor serienreif.“ Das überrascht. Denn eigentlich schienen Zweitaktmotoren weitgehend abgeschrieben zu sein, gelten sie doch nicht als umweltfreundlich wie nötig. Bei Mopeds und Kleinrollern erfährt der Zweitaktmotor allerdings weiterhin breitere Anerkennung.
Die Nachricht von der Wiederauferstehung dieses Motorprinzips muss Neugier wecken, zumal von einem „Ecomotor“ die Rede ist, dessen Taufname ja wohl Sparsamkeit beim Kraftstoffverbrauch und Umweltfreundlichkeit verspricht. Es heißt, der Lkw- und Motorenkonzern Navistar wolle den neuen Motor bis zur Serienreife weiterentwickeln, um ihn in Lkws zum Einsatz bringen. Navistar gehört zu den größten Lkw- und Nutzfahrzeug-Herstellern der Welt.
|
Erfunden hat den Motor, der mit Diesel, Benzin und Gas betrieben werden kann, der Österreicher Peter Hofbauer, der zehn Jahre lang Chef der VW-Motorenentwicklung war. Er gründet auch das Unternehmen Ecomotors, das unter anderem von Microsoft-Gründer Bill Gates finanziert werde, wie es im „Handelsblatt“ heißt, das urteilt, der Motor von Ecomotors gelte als bahnbrechende Erfindung, die das Potenzial habe, „den gesamten Markt der Verbrennungsmotoren zu revolutionieren.“
Der Konzern Navistar mit Hauptsitz in Chicago beliefert unter anderem Ford, General Motors, Volkswagen, Nissan, Volvo and Land Rover mit seinen Motoren. In ihm habe Ecomotors, so heißt es in der Zeitung weiter, nicht nur einen Partner gefunden, der die nötigen Ressourcen hat, um den neuartigen Zweitakter zur Marktreife weiterzuentwickeln. Navistar könne den Zweitaktmotor auch in seinen Lkws zum Einsatz bringen.
Auf die Idee eines neuartigen Motors war Hofbauer schon in seiner Zeit bei VW gekommen. Sie ließ ihn nicht los. Der Tüftler gründete mehrere Unternehmen, darunter im Jahr 2008 Ecomotors, wo er heute als Technikvorstand und Aufsichtsratschef fungiert.
Bei seinem Zweitaktmotor EM 100 D sind die Zylinder nicht nebeneinander angeordnet. Sie liegen gegenüber. Jeweils zwei Kolben bewegen sich darin aufeinander zu und voneinander weg. Deshalb nannte Hofbauer das Prinzip Opoc als Abkürzung für Opposed Piston bzw. Opposed Cylinder, für gegenüberliegende Zylinder also. Neu ist dieses Konstruktionsprinzip allerdings nicht, weder bei Viertakt- noch Zweitaktmotoren.
Zu den Vorteilen der Konstruktion zähle, dass ein solcher Motor um die Hälfte leichter und kleiner, aber obendrein auch noch „um 15 bis 54 Prozent sparsamer“ sei als ein traditioneller Viertakter. Die Schadstoffmengen im Abgas und der Ölverbrauch, bislang Schwachpunkte des Zweitakters, seien nicht größer als beim Viertakter.
Das neuartige Aggregat lasse sich mit einem um ein Fünftel geringeren Aufwand herstellen als herkömmliche Motoren. Das zuerst lockte wohl die Investoren an: Microsoft-Gründer Bill Gates und Vinod Khosla, Mitbegründer des Computerkonzerns Sun Microsystems. Sie stiegen mit 23,5 Millionen US-Dollar bei Ecomotors ein. Und Khosla weiß, was heutzutage Beifall einbringt. Er hebt hervor, dass der neue Zweitaktmotor die „Kohlendioxid-Emissionen stärker senken kann als jede andere Technologie“.(Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)
|