In Ergänzung zum TCS-Knowboard Nr. 51 "Alternativen zu Benzin und Diesel" von Januar 2007 und zum Test des Ford Focus Ethanol E85 von April 2007, wird abgeschätzt, ob daraus Vorteile für Flexible Fuel Vehicles FFV entstehen können. FFV-Fahrzeuge können mit beliebigem Benzin/Ethanolgemisch von 0 bis 85 % Ethanolanteil z. B. mit E85 betrieben werden. Die dem E beigefügte Zahl gibt den Ethanolgehalt in Volumenprozent im Treibstoff an. In der Schweiz wird Ethanol zu motorischen Zwecken aus Holzabfällen und Nebenprodukten von der Zellulosefabrik Borregard in Attisholz hergestellt. Die Produktion aus Abfallprodukten hat den Vorteil, dass sie nicht in Konkurrenz mit der Nahrungsmittelproduktion steht. Im Rahmen dieses Pilotprojektes von Alcosuisse, einem Profitcenter der eidg. Alkoholverwaltung, sind bereits bisher bis zu 8 Mio Liter Ethanol pro Jahr von der Mineralölsteuer befreit gewesen.
Letztes Jahr hat Alcosuisse rund 2.5 Mio Liter steuerbefreites Ethanol ausgeliefert. Aufgrund der Verkaufszahlen von FFV Fahrzeugen schätzt der TCS, dass gut eine halbe Million Liter zur Herstellung von E85 und das meiste, knapp 2 Mio Liter, als fünfprozentige Beimischung zu Benzin verwendet wurde. Nach der gültigen Norm darf dem Benzin 5% Ethanol beigemischt werden, ohne dass dies speziell gekennzeichnet werden muss. Daher dürfte es Automobilisten geben, die ohne es zu wissen dieses Benzin/Ethanol-Gemisch bereits getankt haben.
Um den gesamten Benzinbedarf der Schweiz von 4'637 Mio Liter im Jahr 2007 mit 5 % Ethanolgehalt anzubieten, wäre eine Ethanolmenge von rund 230 Mio Liter nötig. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass Sommerbenzin mit 5 % Ethanolgehalt schneller verdampft als es die Luftreinhalteverordnung LRV zulässt. Deshalb, und weil die bestehende Infrastruktur für eine fünfprozentige Beimischung im grossen Rahmen nicht genügt, wollen die Benzin-Anbieter vorläufig wieder darauf verzichten.
In der Schweiz bieten die 6 Marken: Cadillac, Citroen, Ford, Renault, Saab und Volvo etwa 15 Modellreihen mit mehr als 100 verschieden Handelsbezeichnungen als sogenannte Biopower-, Biofuel-, Flexifuel- etc. Varianten an (Stand Anfang Mai 2008). Die Fahrzeugdaten und Preise sind auf der Internetseite des TCS http://www.tcs.ch/... abruf- und vergleichbar.
Seit Eröffnung der ersten E85 Tankstelle von Agrola, am 20. Juli 2006 in Winterthur, wurden etwa 30 Tankstellen eingerichtet. Die Eröffnung von etwa 30 weiteren Tankstellen ist für 2008 geplant. Eine Liste ist unter http://www.bioe.ch/... zu finden.
Aufgrund der von auto-schweiz genannten Verkaufszahlen schätzt der TCS, dass aktuell etwa 2000 FFV-Fahrzeuge, 0.05 % des PW-Bestandes, im Verkehr sind, welche im Jahr 2008/2009 etwa 3 Mio Liter E85 (bestehend aus 2.55 Mio Liter Ethanol und 0.45 Mio Liter Benzin Benzin) verbrauchen. Mit dem vorläufigen Wegfall der fünfprozentigen Beimischung dürfte der hierzulande aus Abfällen gewonnene Ethanol noch eine Zeit lang für den Bedarf an E85 ausreichen.
Für steuerbefreite Importe muss nachgewiesen werden, dass ausländischer Ethanol unter ökologischen und sozial verträglichen Bedingungen gewonnen wurde. Auch ohne solche Nachweise ist ein Import wirtschaftlich nicht sehr attraktiv, solange ausreichende Mengen an schweizerischem Ethanol zum aktuellen Preis von ca. CHF 1.20/l erhältlich sind. Recherchen des TCS deuten darauf hin, dass zur Zeit auch ein steuerbefreiter Import von Ethanol inkl.
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