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Technik & Design: Sicherheit

Freitag, 18. April 2008 Gegen Baumunfälle hilft nicht nur die Axt

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Beim Seitenaufprall mit 45 km/h drückte der Pfahl die Fahrzeugseite 41 Zentimeter weit ein. Foto: Auto-Reporter/GDVBeim Seitenaufprall mit 45 km/h drückte der Pfahl die Fahrzeugseite 41 Zentimeter weit ein. Foto: Auto-Reporter/GDV

2006 starben 1034 Menschen im Strassenverkehr durch Aufprall auf einen Baum. Das ist jeder fünfte Verkehrstote. Auf der Landstraße ist nahezu jeder dritte getötete Autofahrer Opfer eines Baumunfalls. Dabei werden dicht am Fahrbahnrand stehende Bäume nur von etwa 13 Prozent der Autofahrer überhaupt als Gefahr wahrgenommen. Alleen schätzen sogar nur vier Prozent der Menschen als gefährliches Pflaster ein.

 

Versuche haben es so an sich, dass sie nicht immer gelingen. Mit einem zehn Jahre alten Kompaktwagen, wie ihn häufig gerade Fahranfänger und junge Menschen und damit besonders gefährdete Autofahrer nutzen, wollte der GDV zeigen, welche verheerenden Wirkungen ein Baumunfall schon bei niedrigem Tempo hat. Das Fahrzeug verfügt über Türversteifungen und seitliche Thorax-Airbags in den Vordersitzen. Im Vorversuch wurde der mit vier Dummys besetzte Wagen auf dem Dekra-Crash-Test-Center in Neumünster mit nur 45 km/h gegen einen Pfahl geschleudert. Der Metallmast drückte die Beifahrerseite des Autos 41 Zentimeter weit ein. Schwerste Verletzungen der rechts sitzenden Pkw-Insassen wären die Folge gewesen.
Was im ersten Test ohne Messgeräte an den Dummys eindrucksvoll gelang, klappte beim eigentlichen Test nicht ganz, weil die vorausberechnete Drehbahn nicht hundertprozentig eingehalten werden konnte. Statt wie gewünscht mit der Fahrgastzelle traf der mittels Seilzug auf nun 55 km/h beschleunigte Wagen den Metallmast mit dem vorderen Kotflügel. Die Fahrgastzelle blieb so gut wie unbeschädigt, die Deformationen im Bereich der Vorderachse und der Motorhaube liessen aber erahnen, wie schwer das Auto und Personen in Mitleidenschaft gezogen worden wäre, wenn der Pfahl die Fahrgastzelle getroffen hätte.
Was bei noch weit realistischeren Landstrassengeschwindigkeiten geschehen kann, zeigt ein Dekra-Video, in dem ein Mittelklassekombi aus den neunziger Jahren mit 97 km/h gegen den Pfahl gezogen wird. Er wird förmlich in zwei Teile zerrissen.
Dass solche Szenarien keineswegs an den Haaren herbeigezogen sind, beweist ein Feuerwehrfoto vom für eine Kleinwagenfahrerin tödlich geendeten Baumunfall. Der Stamm hatte die Beifahrerseite bis zur Wagenmitte eingedrückt. Durch die Wucht des Aufpralls hatte sich der Motor vom Fahrzeug gelöst und war mehrere Meter weit auf den Radfahrweg geschleudert worden.
Seit Einführung der Unfallstatistik vor 13 Jahren haben mehr als 20'000 Menschen ihr Leben durch einen Aufprall auf einen Baum verloren. Keine andere Unfallursache bietet nach Ansicht des GDV soviel Potenzial, die Zahl der Verkehrstoten signifikant zu senken. Dabei müssen nach Ansicht der Unfallforscher in den wenigsten Fällen Bäume fallen. An erster, weil einfachster Stelle steht die Geschwindigkeitsbegrenzung an neuralgischen Punkten. Sie ist jedoch nur sinnvoll wenn sie auch überwacht wird, etwa mit einer Blitzanlage. Überholverbote sind ebenfalls eine kostengünstige und schnell realisierbare Schutzmassnahme. In Frage kämen an bestimmten Stellen zudem Kurvenbegradigungen und Verbesserung der Fahrbahnoberfläche.
Eine der wirksamsten Massnahmen sind Leitplanken vor Bäumen. Ideal wäre ein Abstand von anderthalb Metern, was nicht überall und vor allem nicht in den alten Alleen der neuen Bundesländer zu realisieren ist, aber nach Brockmanns Ansicht sei auch in diesen Fällen eine Schutzplanke immer noch besser als gar keine. Auf jeden Fall sollte aber zumindest bei Neuanpflanzungen entsprechend geplant werden. Die Kosten liegen nach Berechnungen der Versicherer deutlich unter den volkswirtschaftlichen Schäden eines Unfalls. Als unwirksam verwerfen die Experten der GDV-Unfallforschung einfache Warntafeln und Baumspiegel. (ar/jri)

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