Ernst Jakob Henne wurde am 22.02.1904 als viertes Kind eines Sattlermeisters in Weiler bei Wangen im Allgäu geboren. 1919 begann er eine Lehre zum Kraftfahrzeugmechaniker und machte sich als Zweiradmechaniker selbstständig. Am 1. Juli 1923 startete er eher zufällig bei einem Motorradrennen in Mühldorf und belegte bei seinem ersten Start auf Anhieb den dritten Platz in seiner Klasse. Im Herbst 1925 hatte er beim Grossen Preis von Monza seinen ersten grossen internationalen Auftritt, bei dem er in der 350-ccm-Klasse den sechsten Rang belegte. Nach diesem Erfolg unterschrieb er einen Vertrag bei BMW als Werksfahrer. 1926 übernahm er auch die offizielle Vertretung von BMW Motorrädern, ab 1929 wurde er zudem BMW Automobilvertreter der ersten Stunde. Seinen ersten Sieg für BMW konnte Ernst Henne am 2. Mai 1926 beim Karlsruher Wildparkrennen erringen. Beim Eifelrennen in diesem Jahr belegte er den Ersten Platz und gewann damit auch die Deutsche Meisterschaft, die in jenen Jahren noch in einem Rennen entschieden wurde. Henne reihte Erfolg an Erfolg. Ende der 20er Jahre galt er als einer der besten und vielseitigsten Motorradfahrer in Deutschland. Er hatte bei seinen Renneinsätzen bewiesen, dass er von der Kurz- bis zur Langstrecke, vom Asphalt bis zur Schotterpiste alle Disziplinen beherrschte. Auf der Suche nach neuen Herausforderungen nahm er Anfang der 30er Jahre an den Internationalen Sechstagefahrten teil. 1933, 1934 und 1935 gewann er mit der Nationalmannschaft, ein reines BMW Team, die Mannschaftswertung. Aber Ernst Jakob Henne, dessen sportlicher Ehrgeiz ihn immer wieder an seine Grenzen trieb, hatte sich noch ein Ziel gesetzt: Er wollte den absoluten Geschwindigkeitsweltrekord für Motorräder nach Deutschland holen. Als der BMW Vorstand grünes Licht gab, wurde ein bereits begonnener Kompressormotor fertig entwickelt. Das Fahrgestell und die Verkleidung entstanden in Hennes eigener Werkstatt. Am 19. September 1929 war es soweit: Ernst Henne ging mit einer 750-ccm-Kompressor BMW zum ersten Mal auf die Jagd nach dem Rekord. Der Versuch glückte auf Anhieb: Acht Weltrekorde überbot Ernst Henne an diesem Tag. Nicht alle wurden offiziell anerkannt, aber der spektakulärste blieb: Mit über 216 km/h war Ernst Henne der bis dahin schnellste Motorradfahrer der Welt. Es entbrannte ein Wettstreit mit anderen Fahrern, die Geschwindigkeiten wurden immer höher. 1932 erreichte Henne in Ungarn 246 km/h, 1935 auf der neuen Autobahn bei Frankfurt 256 km/h, ein Jahr später mit vollverkleideter Maschine 272 km/h. Wegen der charakteristischen Form taufte der Volksmund Fahrer und Motorrad bald auf "Henne und das Ei". 1936 schrieb der Rennfahrer auch im Automobilsektor Renngeschichte. Beim Eifelrennen pilotiert er den ersten BMW 328 Prototyp und gewann nicht nur die Zwei-Liter-Klasse ohne Kompressor, mit einem Schnitt von 101,5 Kilometern erzielte er die beste Zeit aller gestarteten Sportwagen. Er gewinnt mit dem BMW 328 noch den belgischen Grand Prix des Frontières in Chimay und den Großen Preis von Bukarest. Am Morgen des 28. November 1937 schließlich setzte Henne den Schluss- und Höhepunkt seiner Karriere: Über den fliegenden Kilometer erreichte er mit dem "Ei" 279 km/h, auf der Rückfahrt 280 km/h. Danach beendete Ernst Henne seine Rekordjagd, seine Bestmarke hielt bis 1951. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute Ernst Henne eine Vertragswerkstatt für Mercedes-Benz Fahrzeuge auf und wurde einer der grössten Händler Deutschlands. Sein Unternehmen ging 1997 in der DaimlerChrysler AG auf. 1991 gründete er zudem mit einem beträchtlichen Teil seines Vermögens die Ernst-Jakob-Henne-Stiftung. Aufgabe der Stiftung ist die Unterstützung von Menschen, die schuldlos in Not geraten sind. Ernst Jakob Henne, der sich in den letzten Jahren immer mehr aus dem öffentlichen Leben zurückzog, lebte seit 1996 mit seiner zweiten Frau auf den Kanarischen Inseln, wo er am 22. Februar seinen einhundertsten Geburtstag feiern konnte.
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