Zu Beginn des Jahres 1921 kommt ein Sunbeam mit einem mächtigen V12-Motor, der 350 PS leistet, zu Rekordfahrten nach Brooklands. Auf der Railway Straight erreicht er 217 km/h (135 Meilen pro Stunde) und auf der Zielgeraden gar 225 km/h (140 Meilen pro Stunde). Einen neuen Rundenrekord neben anderen Geschwindigkeitsrekorden über diverse Distanzen legt das Fahrzeug am 16. Mai 1922 vor: 199,39 km/h (137,15 Meilen pro Stunde). Und die 220,72 km/h (137,15 Meilen pro Stunde) über einen Kilometer mit fliegendem Start werden sieben Jahre lang ungebrochen sein. Malcolm Campbell kauft dieses Fahrzeug für eine geringe Summe, die aber nie bekannt wird. Er baut das Fahrzeug neu auf, lackiert es in blauer Farbe, nennt es Bluebird und startet nach Dänemark: Auf den Fanoe-Inseln erreicht er 235,6 km/h (146,4 Meilen pro Stunde). Obwohl die Zeitnahme mit zertifizierten Apparaten stattfindet, wird diese Geschwindigkeit jedoch sehr zum Verdruss von Campbell nie offiziell anerkannt. Erfolgreich mit dem "Bluebird" Allerdings ist er kein Mann, der sich so schnell schlagen lässt. Nach einigen technischen Verfeinerungen am Bluebird fährt er im September 1924 auf dem Strand von Pendine, Grossbritannien, ganz offiziell eine Geschwindigkeit von 235,22 km/h (146,16 Meilen pro Stunde) - 0,015 Sekunden schneller als Ernest Eldridge mit seinem Fiat "Mephistopholes" in Arpajon/Frankreich. Gleich nach der Rekordfahrt bietet Campbell das Fahrzeug für 1500 Pfund zum Verkauf an. Doch er behält es, als er hört, dass Parry Thomas einen ernsthaften Versuch plant, ihm im berühmten Higham Special namens "Babs" den Rekord zu nehmen. Wiederum in Pendine erhöht Campbell am 21. Juli 1925 seinen Rekord auf 242,63 km/h (150,77 Meilen pro Stunde) und ist damit der erste Fahrer, der schneller als 240 km/h fährt. Den Titel, schnellster Mann auf Erden zu sein, nimmt ihm jedoch 1926 Henry Seagrave mit einem einem Sunbeam mit zwei Motoren und 1000 PS. Campbell lässt nicht locker, aber es dauert einige Jahre: Am 3. September 1935 erobert er auf den Bonneville Salt Flats in Utah/USA den Titel des Geschwindigkeitsmeisters zurück. Auf einem Napier-Campbell erreicht er 484,62 km/h (301,13 Meilen pro Stunde) und wird für diese Grosstat in den Adelstand erhoben. Die weitere Geschichte des Autos, dessen Karosserie übrigens im heute noch existierenden Holzschuppen in Brooklands entstand, ist ein Zeugnis von Campbell’s mutiger Entschlossenheit, ohne Rücksicht auf Kosten stets erfolgreich zu sein. Sir Malcolm Campbell stirbt am 31. Dezember 1948. Am Rande erwähnt sei, dass Malcolm Campbell einen Mercedes-Benz SS besass. Denn Campbell fährt mit diesem sportlichen Fahrzeug sehr erfolgreich Rennen. In Brooklands siegt er beispielsweise am 9. Juni 1930 beim Mountain-Speed-Handicap des Pfingstrennens über eine Distanz von 12 Meilen. In Irland erreicht er 1930 bei der Tourist Trophy auf nassen Strassen die Geschwindigkeit von 115,11 km/h (71,53 Meilen pro Stunde) und gewinnt nach fast vier Stunden mit einem Vorsprung von 8,5 Minuten. Am 25. Mai 1931 holt er wiederum in Brooklands mit dem Typ SS in der Klasse bis 8,0 Liter Hubraum mit fliegendem Start den Bahnrekord bei einer Geschwindigkeit von 118,91 km/h (73,89 Meilen pro Stunde). Die Höchstgeschwindigkeit des Mercedes-Benz SS wird übrigens mit 200 km/h (rund 125 Meilen pro Stunde) angegeben - in den 1930er Jahren ein schier unglaublicher Wert.
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