Samstag, 1. Mai 2010 Megane R.S. - Gelb-Sucht
Den Auftritt des neuen Megane R.S. kennzeichnen dezente ausgestellte Radläufe, die den dynamischen Charakter des kompakten Sportlers betonen, ohne aufdringlich zu wirken. Ausserdem ist der sportliche Dreitürer 44 mm breiter als das Megane Coupé.
Frankreichs Volksauto, der Renault Megane, bietet bekanntlich viel Leistung zu einem günstigen Preis. An dieser Rezeptur halten die Franzosen auch für die seit November erhältliche Sportvariante Megane R.S fest. Der Einstiegspreis von 37'900 Fr. ist eine echte Kampfansage - auch wenn es mit ein paar ansprechenden Optionen gerne 42'000 Fr. sein darf. Ob der flotte Gallier in der Praxis hält, was bereits die Farbe "Jaune Sport" verspricht, klärt unser Fahrbericht.
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Die Frontpartie unterscheidet sich durch die grossflächigen, konturierten Stossfänger in Schwarz und die grosse Lufteinlassöffnung in der Frontschürze, durch die eine erhöhte Luftzufuhr für die Motor-Kühlung möglich ist. |
Zum effizienten Aerodynamik-Paket des Megane R.S. zählt darüber hinaus der Diffusor am Heck. Der Diffusor kanalisiert den Luftstrom unter dem Wagenboden, dies sorgt für mehr Fahrstabilität. |
Für schnelle Rundenzeiten auf der Rennstrecke lässt sich der Megane R.S. mit dem Cup-Paket ordern. Hauptmerkmal ist das mechanische Sperrdifferenzial an der Vorderachse, das für optimale Traktion sorgt. |
Die Recaro-Sportsitze sind wahlweise mit Stoffbezug (Pack Cup) oder mit Lederüberzug (Pack Turismo) erhältlich. |
Das Zifferblatt des Drehzahlmesssers ist gelb unterlegt. Ein akustisches Signal warnt den Fahrer, wenn er den Motor in den roten Bereich dreht. |
Der R.S. Monitor gibt Auskunft über die aktuell abgerufene Motorleistung, das momentane Drehmoment, die Drosselklappenstellung oder den optimalen Gang. Zudem umfasst sie eine Stoppuhr mit Speicherfunktion für Beschleunigungsmessungen. |
Das dreistufige ESP-System verfügt über eine „Normal“- sowie eine „Sport“-Einstellung und lässt sich komplett deaktivieren. Die aktive Sicherheit wird durch die Antriebsschlupfregelung (ASR) abgerundet. |
Der 2,0-Liter-Turbomotor mobilisiert im neuen Megane R.S. 184 kW (250 PS) bei 5’500/min. Dies bedeutet gegenüber dem Vorgängermodell einen Leistungssprung um 19 kW (26 PS). |
Die Vorderradaufhängung ist besonders leicht ausgeführt. Die Fahrwerkselemente bestehen aus Aluminium und wiegen daher weniger als vergleichbare Konstruktionen aus Gusseisen oder Stahl. Das verbessert das Einlenkverhalten und die Spurstabilität. |
Bei schneller Fahrt auf der Rennstrecke verliert das kurveninnere Rad oft die Haftung. Das mechanische Sperrdifferenzial wirkt dieser Tendenz entgegen, indem es bis zu 35% des überschüssigen Drehmoments auf das Rad mit der besseren Bodenhaftung verteilt. |
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Der neue Megane R.S. (Renault Sport) markiert mit 250 PS die Leistungsspitze der beliebten Baureihe. Auf Augenhöhe begegnet er Wettbewerbern vom Schlage eines Audi S3 (58'700 Fr.), Mazda 3 MPS (39'500 Fr.), Seat Leon Cupra R (42'750 Fr.), Subaru Impreza WRX (38'900 Fr.) oder VW Golf R (50'900 Fr.).
Der stärkste Megane ist bereits auf den ersten Blick als Top-Modell zu erkennen. Das schöne Coupé (Länge/Breite/Höhe in Zentimeter: 423/185/143) steht athletisch auf der Strasse und unterstreicht seinen Charakter mit sportlichen Akzenten. Sein schwarzer Frontspoiler erinnert an den Frontflügel eines F1-Boliden, das LED-Tagfahrlicht mit Bi-Xenon-Scheinwerfern (Pack Visibilité: 1200 Fr.) prägt als weiteres die Front. Das Heck wird dominiert von dem in den Diffusor integrierten Auspuffendrohr.
Auch im geräumigen Cockpit herrscht sportliche Eleganz. Die optionalen Recaro-Sportsitze (Pack Cup: 2200 Fr.), gelochte Alu-Pedalen sowie ein griffiges Lenkrad mit Nullpunkt-Markierung prägen den ersten Eindruck. Bei der Ausstattung bleiben nur wenig Wünsche offen. Mit dabei sind unter anderem acht Airbags, eine Klimaanlage (Klimaautomatik im Pack Essentiel für 500 Fr.), Audio-System von Arkamys, Tempomat, Heck-Einparksensoren oder der schlüssellose Zugang. Der R.S.-Monitor (300 Fr.) informiert über die unmittelbare Motorleistung, das Drehmoment, den Ladedruck und die Öltemperatur. Auch Rundenzeiten- und Beschleunigungsmessung oder die Querbeschleunigung sind abrufbar und zu guter letzt lässt sich noch das Ansprechverhalten des Gaspedals verändern.
Nach dem Druck auf den Startknopf legt das 2,0-Vierzylindertriebwerk kraftvoll los. Es entwickelt mit Unterstützung einer variablen Einlass-Nockenwelle und des zweistufigen Twin-Scroll-Turbos ein maximales Drehmoment von 340 Nm (3000 U/min), das den 1460 Kilo schweren Wagen in 6,1 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt. Der Durchzug ist dabei gleichmässig - schon bei 1900 Umdrehungen stehen 80 Prozent des maximalen Drehmoments bereit - über das gesamte Drehzahlband verteilt, wodurch flottes Hochdrehen genauso möglich ist wie schaltfaules Bummeln im Stadtverkehr. Von dem typischen Turbo-Tritt in den Rücken ist beim kultivierten Motor nichts zu spüren. In der Folge wirkt das Euro 5-Norm-Triebwerk subjektiv im unteren Drehzahlbereich nicht so kräftig, wie es die Papierform verspricht. In der Spitze schafft der Megane R.S. 245 km/h, die vom Hersteller angegebenen 8,4 Liter auf 100 Kilometer sind aufgrund der bevorzugt ambitionierten Fahrweise kaum zu erreichen.
Dem Leistungsniveau entsprechend, hat Renault das Fahrwerk mit verbreiteter Spur (Vorne: 48 mm) und entkoppelter Lenkachse neu abgestimmt - zudem liegt der R.S. 10 mm tiefer als der Megane. Obwohl das Fahrwerk straff abgestimmt ist, schluckt die Federung erstaunlich gut Schläge weg. Letzteres auch trotz der flachen Bereifung - Serie sind 18 Zöller mit Reifen der Grösse 225/40, 19-Zoll-Räder mit 235/35-Reifen gibt es für 950 Fr. optional. Bereits auf ersten Testkilometern überzeugen die fahrdynamischen Qualitäten des Franzosen. Einen wesentlichen Beitrag zum Fahrspass leistet das Pack Cup mit seiner mechanischen Differenzialsperre (35 Prozent Sperrwirkung). Es sorgt mit nochmals härterer Feder- und Dämpferabstimmung und 235er-Bereifung für optimale Traktion – auch wenn es mal besonders schnell um die Kurve gehen soll. Dazu bietet die direkter agierende Servolenkung stets guten Kontakt zur Fahrbahn, die Brembo-Bremsanlage (340 mm-Scheiben-Durchmesser vorne) packt kräftig zu und das Sechsganggetriebe passt in der Abstufung ausgezeichnet zum kraftvollen Motor.
Mit dem R.S. hat die Megane-Palette einen eindrücklichen Abschluss nach oben gefunden. Mit seiner konsequenten Sportlichkeit, dem durchzugsstarken Motor sowie dem optionalen Cup-Paket gönnt sich der Franzose eins der schärfsten Handlings in der Kompaktklasse. So gerüstet punktet der Renault in seinem Wettbewerbsumfeld mehr als souverän. atn/war
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