Neun von zehn Mitsubishi L200 werden als Arbeitstiere angeschafft. Da muss der Innenraum wenigstens ebenso robust ausfallen wir das Auto selbst. So war das bisher. Bei der Neukonstruktion des Pick-ups fragten sich die Entwickler dann aber, ob der Mensch bei der Arbeit nicht einen Innenraum à la SUV verdient hätte. Sie fanden die Idee gut und gaben dem Neuen einen immer noch unempfindlichen, aber ansehnlichen, gut gestalteten Arbeitsraum für Fahrer und Beifahrer und eine angenehme Reiseumgebung für die maximal drei Mitreisenden in der zweiten Reihe der Doppelkabine mit auf den Weg. Das wird die zehn Prozent der Käufer, für die ihr L200 ganztags All- und Feiertagsarbeit für die ganze Familie und ihre Hobbys leistet, besonders freuen, wenn sie nicht zu den ganz Harten zählen, die Autos in Cargo-Hosen lieben. Denen kann man sagen: Auch der L200 hat noch seiner Leiterrahmen und seine Blattfedern. Er bleibt also fast ganz der Alte, nur mit viel besseren Manieren. Aber diese ganz Harten saßen womöglich bisher eher in den Pick-ups anderer Marken. Das mit der Größe ist aber nicht nur optischen Effekten geschuldet. Mit der Neukonstruktion kamen auch neue Maße. So wuchs die Kniefreiheit vorn und hinten um je 20 Millimeter. Auch die Kopffreiheit nahm um fünf Millimeter zu. Aber mehr als die Maße schaffen die besseren Sichtverhältnisse nach außen auf allen Plätzen das Gefühl von mehr Großzügigkeit. Das wird unterstrichen durch die genannte SUV-Optik innen mit zweifarbiger Gestaltung, guten Materialien, Chromdetails und Klavierlackflächen. So wird besonders die Doppelkabine mit ihren fünf Sitzplätzen zu einem Umfeld, das Wertigkeit sichtbar, aber auch spürbar werden lässt. Die Sitze sind größer, bequemer und bieten bessere Seitenführung. Der Schalthebel der Sechs-Gang-Handschaltung auf der Mittekonsole und der Fahrprogrammschalter daneben, das dicke, erstmals längs- und höhenverstellbare Lederlenkrad mit Funktionstasten – das hat nichts mehr vom Nutzfahrzeug. Das gilt auch für das Geräuschniveau. Der Diesel arbeitet angenehm leise. Übrigens hatten wir den Eindruck, dass der L200 mit der Fünf-Gang-Automatik von Aisin eleganter zur Sache ging. Aber ob Handschalter oder Automatik – leiser sind beide. Eher als das Geräusch lässt die starre Hinterachse mit Blattfedern auf schlechten Wegstrecken schon einmal Nutzfahrzeug-Erinnerungen zu. Weil deren Fähigkeiten mit ein paar Passagieren noch längst nicht ausgeschöpft sind, reagiert sie hart auf kurze Stöße. Man hört und spürt ihre Arbeit. Auch das Wanken in schnell gefahrenen Kurven passt nicht zum SUV-Anspruch, hat aber nichts Bedrohliches. Der vergleichsweise enge Wendekreis passt wieder zum SUV, die indirekte Lenkung eher zu den Nutzis. Mitsubishi hat für den L200 einen neuen Leiterrahmen entwickelt, der die Steifigkeit noch einmal um sieben Prozent angehoben haben soll, was ihm besonders im Gelände zugute kommt. Auf der Straße freut man sich eher über das heftig gesunkene Leergewicht von 1875 kg. Mit dem von 0,48 auf 0,4 verbesserten Luftwiderstrandbeiwert schafft der neue 2,4-Liter-Cleartech-Diesel so günstige Verbrauchswerte. Er wird in zwei Leistungsstufen (113 kW / 154 PS und 133 kW / 181 PS) angeboten, die sich im Verbrauch kaum unterscheiden: im Schnitt zwischen 6,4 und 7,2 Liter auf 100 km und zwischen 166 und 193 Gramm Kohlendioxidemission pro Kilometer (nach EU-Norm). Beim Allradantrieb nutzt der L200 jetzt das System „Super Select 4WD II“, mit dem der Fahrer per Fahrprogramm-Wählschalter die jeweils richtige Kraftverteilung wählen kann. Dabei kann er bis zu Geschwindigkeiten von 100 km/h zwischen Zwei- und Vierradantrieb wählen. Zu den Preisen hat Mitsubishi noch keine Angaben parat. Bis zur Markteinführung Ende September bleibt dafür noch Zeit genug für die Vermutung, dass der neue L200 sich auf demselben Niveau bewegen wird wie der alte – trotz des komplett geänderten Charakters. (ampnet/Sm)
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