Bei Formel 1-Piloten stehen privat auch Mittelklasse-Fahrzeuge hoch im Kurs - natürlich mit ordentlich Dampf unter der Haube. Rennfahrer wie Timo Glock oder Jarno Trulli fuhren bis zum Rückzug von Toyota aus der Formel 1 einen Lexus IS F. Besonders mit diesem Modell zeigt Toyotas Nobeltochter eine bisher nicht gekannte Nähe zum Rennsport. Der Zusatz F steht dabei für den Fuji Speedway. Dort sowie auf dem Nürburgring wurde die Hochleistungs-Limousine getestet und entwickelt.
Nach dem Druck auf den Startknopf faucht der V8 so dumpf, dass der Puls wie von selbst ein paar Schläge zulegt. Zwar rollt der Lexus stets mit niedriger Drehzahl - egal ob in der Stadt oder der Autobahn. Soll es jedoch richtig flott voran gehen, sind mindestens 3500 Touren nötig. Mit dem weiteren Tritt aufs Gaspedal - worauf im Ansaugsystem der zweite Einlasskanal öffnet - mutiert dann der Lexus endgültig zum puren Leistungssportler. Ab nun bleibt kein Auge mehr trocken. Der kurzhubige V8 (Bohrung x Hub: 94 x 89,5 mm) mit einer Saugrohr- und einer Direkteinspritzung ausgerüstet aktiviert im weiteren Verlauf ein gehöriges Plus an Power und lässt den Drehzahlmesser wie gedopt Richtung Begrenzer schnellen. Das kernig hohl klingende Ansauggeräusch erinnert dazu eindeutig an frühere DTM-Boliden.
Wenn 505 Nm bei 5200 Touren und maximal 423 PS bei 6600 Umdrehungen die Kurbelwelle bearbeiten, geniesst der Pilot auf kurvenreichen Landstrassen Fahrspass pur und beste Überhol-Qualitäten. Kein Spurt gerät dabei zu lang, keine Strecke zu weit - die 100-km/h-Marke erreicht das 1,7 Tonnen schwere Fahrzeug nach 4,8 Sekunden und beschleunigt ohne Unterbrechung den IS F über eine perfekt agierende Achtgang-Automatik bis zur elektronischen Grenze von 270 km/h.
In der Automatik-Stellung wechselt der IS F die acht Gänge wie eine herkömmliche Wandlerautomatik. Im manuellen Modus, wenn der Pilot über die Lenkradschaltwippen die Schaltaufforderung gibt, wird der Drehmomentwandler überbrückt und die Gänge direkt in nur 0,1 Sekunden geschaltet.
Wer viel leistet, darf auch ordentlich futtern. Trotz der hohen Fahrdynamik soll sich der IS F laut Lexus mit einem Durchschnittsverbrauch von nur 11,6 Litern begnügen. Bei viel Autobahn-Anteil konnten wir diesen Wert sogar unterbieten, im Stadtverkehr und auf Landstrassen haben wir jedoch deutlich mehr verbraucht.
Bei letzterem machen sich das in Zusammenarbeit mit Sachs neu abgestimmte Fahrwerk und die gezielten Modelpflegemassnahmen bemerkbar. Das Resultat des Trainingsprogramms ist eine Steigerung des fahrdynamischen Potenzials, ohne dabei den Langstreckenkomfort zu beeinträchtigen. Der 4,66 Meter lange Lexus IS F zeigt in schnellen Wechselkurven eine geringere Rollneigung und liefert dem Fahrer über eine noch direkter agierende Lenkung exakte Rückmeldungen. Zu den technischen Veränderungen zählen neben der verbesserten Hinterachsaufhängung auch ein leichteres Torsen-Sperrdifferenzial zur Optimierung von Traktion und Kurvenstabilität.
Von aussen gibt sich der IS F an feinen Details zu erkennen. Dazu gehören eine stärker gewölbte Motorhaube, ausgestellte Radhäuser mit geschmiedeten 19-Zoll-Rädern, eine mächtig dimensionierte Brembo-Bremsanlage (V:360 mm / H:345 mm) und am Heck eine Spoilerlippe sowie vier ovale Auspuff-Endrohre.
Im Cockpit weist der Lexus gut konturierte Sportsitze mit Bezügen aus Leder und ausgeprägten Seitenwangen sowie ein griffiges Sportlenkrad auf. Gut ablesbar ist der zentral angeordnete Drehzahlmesser mit Digital-Tacho, der kleine analoge Geschwindigkeitsmesser nimmt dagegen eine untergeordnete Stellung ein. Für guten Klang sorgt das Audiosystem mit 14 Lautsprechern von Mark Levinson.
Der Lexus IS F zaubert einen Hauch von Fuji in den Alltag. Auf der einen Seite ist er ein enorm zuverlässiger und luxuriöser Begleiter, auf der anderen Seite ein fast schon unvernünftiges Sportgerät. So viel Fahrspass hat auch seinen Preis, mindestens 110'100 Fr. sind für den Lexus IS F fällig. atn/war
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