Das hat allerdings auch Nachteile: Was man nicht kennt, lässt man auch nicht vorbei oder man versucht, den G37 herauszufordern, um zu sehen, was er kann. Und er kann eine Menge. Seine Höchstgeschwindigkeit wird zwar mit 250 km/h angegeben, aber er kann mehr, zum Beispiel den Standardspurt von 0 auf 100 km/h in 5,9 Sekunden erledigen. Das sind Werte, die ihn als Sportwagen ausweisen.
Sein V6-Motor mit 3,7 Liter Hubraum leistet 235 kW / 320 PS bei 7000 Umdrehungen pro Minute (U/min). Als Sauger spricht er spontan auf jede Gaspedalbewegung an und dreht willig in die höheren Regionen. Sein maximales Drehmoment von 360 Newtonmeter liegt bei 5200 U/min an. Die schnell reagierende adaptive Sieben-Gang-Automatik lässt sich mit großen Schaltpaddeln am Lenkrad korrigieren, so dass alle Voraussetzungen für eine sportliche Gangart gegeben sind, zumal sich seine Bremsen mit großen, belüfteten Scheiben vorn und hinten als sehr wirksam erweisen.
Die Zahnstangenlenkung fordert dem Fahrer Konzentration ab. Zwar wird sie mit zunehmender Geschwindigkeit steifer, doch den perfekten Geradeauslauf moderner Sportwagen kennt sie nicht. Bei niedrigen Geschwindigkeiten neigen die 19-Zoll-Räder dazu, Schlaglöcher auszuloten und Spurrillen zu folgen. Deswegen ist die freie Autobahn eher Lebensraum des G37 als eine Serpentinenstrecke. Auf der kann man allerdings erleben, dass das ESP dem Heck Freiheiten gestattet, wie es sich für einen sportiven Hecktriebler geziemt.
Stramme Stabilisatoren halten das Coupé bei schnellen Kurven in der Waagerechten. Die vielfach verstellbaren Sportsitze geben guten Halt; das griffige Lenkrad mit Multifunktionstasten passt. Die Hauptinstrumente liegen gut im Blick. Wer das Infotainmentsystem mit Sechs-Zoll-Bildschirm in der Mitte des Armaturenbretts bedienen will, muss sich allerdings konzentrieren. Die Hand sucht unweigerlich nach einer Auflage für das Bedienen der Tasten und trifft dabei gern einmal den Knopf für die Warnblinkanlage.
Der G37 ist ein 2+2-Sitzer. Auf den Rücksitzen geht es naturgemäß eng zu, aber nicht so eng, dass die Sitze dort nicht mit Isofix-Halterungen ausgestattet wären. Der Gepäckraum fasst 275 Liter. So gesehen, kann das Coupé sogar für den Familienurlaub herhalten. Dann kann man sich auf einen Verbrauch um die zwölf Liter Super Plus einstellen – ohne D-Zug-Zuschlag. Wählt man die ganz schnelle Gangart, wird der 80-Liter-Tank bald zur Pause zwingen. Der Durchschnittsverbrauch (nach EU-Norm) wird für den 1719 Kilogramm schweren G37 übrigens mit 10,5 Litern angegeben. Doch kaum jemand wird so charakterstark sein, diesen Wert erreichen zu können. Kraft lockt.
Wer sich ein solches Coupé leistet, hat nicht im Sinn, den Eurozyklus nachzufahren. Mit dem Infiniti G37S erhält er ein Coupé, das die Sportwagen deutscher Hersteller in Technologie und Fahreigenschaften noch nicht überholen kann. Auch beim Innendesign erwarten ihn weder sportlicher Purismus noch eine vorbildliche Gestaltung oder erstklassige Materialien. Dafür hält sich der Infiniti die deutsche Konkurrenz mit dem Preis vom Leib. Er kostet 48 800 Euro. (ampnet/Sm)
Daten: Infiniti G37S AT Coupé
Länge x Breite x Höhe (in m): 4,66 x 1,82 x 1,40 Motor: V6-Benziner, 3696 ccm Leistung: 235 kW / 320 PS bei 7000 U/min Maximales Drehmoment: 360Nm bei 5200 U/min Verbrauch (Schnitt nach EU-Norm): 10,5 Liter/100 km Super Plus Kohlendioxidemission: 246 g/km / Euro 5 Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,9 Sekunden Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h Leergewicht: 1719 kg Luftwiderstandsbeiwert: 0,32 Räder / Reifen: vorn 10x8,5J, 225/45R19W; hinten 19x9J, 245/40R19W Kofferraumvolumen: 275 Liter Wendekreis: 11 m Basispreis: 48 800 Euro
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