Es ist alles an Bord, was man sich sonst teuer dazukaufen muss, selbst so scheinbar Exotisches wie eine automatisch sich elektrisch öffnende Heckklappe, wenn jemand mit dem Schlüssel mehr als drei Sekunden im Heckbereich steht. Oberdrauf gibt Hyundai noch fünf Jahre Garantie und übernimmt für fünf Jahre die Inspektionskosten. Aber wer redet bei einem Markenbotschafter oder Flaggschiff schon kleinlich über Geld oder Betriebskosten? Sprechen wir lieber vom Außendesign, denn das ist beeindruckend. Die Front mit ihrem großen Kühlergrill und ihrer auf massive Breite angelegten Draufsicht würde auch einer Aston-Martin-Limousine gut zu Gesicht stehen. Ob das spezielle Genesis-Logo eher an das von eben dieser britischen Marke erinnert oder doch an das von Bentley, muss jeder für sich entscheiden. Start für eine neue Exklusivmarke à la Toyota? Wenn wir schon beim Vergleich sind: Der BMW 7er misst in der Länge neun Zentimeter mehr als die 4,99 Meter des Genesis. Dennoch wiegt er rund 200 Kilogramm weniger. Beim etwa gleichstarken 740i beginnt der Preis bei 83 000 Euro, ohne eine auch nur annähernd vergleichbare Ausstattung. Nur in der Motorleistung sind sie vergleichbar. Dann reden wir über mehr als 100 000 Euro. Der Genesis kommt mit seinen 3,8 Litern Hubraum im V6-Benziner auf 232 kW / 315 PS, allerdings erst bei 6000 Umdrehungen pro Minuten (U/min), wie es bei sportlichen Saugern üblich ist. Sein maximales Drehmoment von 307 Newtonmetern (Nm) stellt sich ebenfalls erst bei 5500 U/min ein. Auch bei schnellen Fahrten sorgt die von Hyundai selbst entwickelte Acht-Gang-Automatik dafür, dass davon wenig nach innen dringt. Erst bei Vollgas oder bei der „Sport“-Einstellung des Fahrprogrammschalters dringt er angenehm hörbar an die Ohren der Insassen.
Auch beim Genesis schärft die Sport-Einstellung den Charakter des Autos. Es reagiert spontaner, aber eben stets in einem niedrigeren Gang, was auch dem Motor bei den Insassen mehr Aufmerksamkeit verschafft – so, wie es sich für ein Auto gehört, das mit dem Namen Sportlimousine in einer schnellen Karosserie mit dem vorbildlichen Luftwiderstandsbeiwert 0,26 antritt.
Trotz „Sport“-Programm überkommt einen im Innenraum rasch das Bedürfnis, die Dinge amerikanisch im „Comfort“-Programm anzugehen und den Sprint von 0 auf 100 km/h in 6,8 Sekunden anderen zu überlassen. Bei der Höchstgeschwindigkeit ist das allerdings rasch anders, weil der Genesis nach Sauger-Manier spontan und heftig durch die Gänge stürmt, so spontan, dass die elektronisch gesetzte Geschwindigkeitsgrenze bei 240 km/h leicht überwindbar erscheint. Aber eigentlich ist die schnelle Reise bei geringen Fahrgeräuschen seine wahre Stärke. In lichtem, beigefarbenem Umfeld durch den Verkehr zu gleiten – das mögen nicht nur die Amerikaner. Assistenzsysteme sorgen für Abstand, passen auf die Spur und den toten Winkel auf, bremsen im Notfall, sorgen für Überblick, haben den Querverkehr im Blick beim Ausparken und so weiter, das alles steuerbar über einen Dreh-Drück-Steller und ein 9,2-Zoll-Touchscreen und mit akustischer Untermalung durch eine Top-Anlage. Die Hyundai Genesis Sportlimousine zeigt, was die Mannschaft kann: eine Limousine der Oberklasse amerikanisch-europäischen Zuschnitts, mit eleganter, schneller Optik, großem, luxuriösem Innenraum, einem starken Antrieb für gute Fahrleistungen und Vieles vom Feinsten, was Assistenzsysteme und Infotainment heute bieten können. Das beeindruckt. Doch eines können die kleinen, kompakten und kostengünstigen Modelle der Marke besser: Sie halten sich beim Verbrauch mehr zurück. Mit einem NEFZ-Durchschnittsverbrauch von stolzen 11,6 Litern auf 100 km trotz Eco-Fahrprogramm mit Start-Stopp-System liegt der Genesis im NEFZ-Wert 3,7 Liter schlechter als ein740i. Für den Preisunterschied kann man allerdings lange viel tanken. (ampnet/Sm)
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