Den letzten Renneinsatz der ’52er-Saison beendeten die Mercedes-Benz 300 SL mit einem fulminanten Doppelsieg – die automordende Carrera Panamericana wird zum Triumph des 300 SL, der nach über 3100 Kilometern die Plätze 1 und 2 belegt. |
3. Carrera Panamericana in Mexico, 1952: Das Siegerteam Karl Kling und Hans Klenk auf Mercedes-Benz 300 SL (W 194) werden begeistert empfangen. |
3. Carrera Panamericana, Mexico, 1952. Das Siegerteam: Karl Kling und Hans Klenk mit Mercedes-Benz Typ 300 SL nach dem legendären Unfall mit dem Geier. |
Carrera Panamericana, Mexico 1952. Die Sieger der Panamericana, Karl Kling und sein Beifahrer Hans Klenk. |
3. Carrera Panamericana Mexico, 1952. Mercedes-Benz Rennmannschaft von links: Hermann Lang, Erwin Grupp, Karl Klink und Hans Klenk am Mercedes-Benz 300 SL Renncoupé (W 194), John Fitch und Eugen Geiger am Mercedes-Benz 300 SL-Roadster (W 194). |
Carrera Panamericana, Mexico 1952. Das siegreiche Team Kling / Klenk mit ihrem 300 SL beim Reifendepot auf der ersten Etappe der Carrera Panamericana von Tuxtla Gutierrez nach Oaxaca. Die Windschutzscheibe ist bereits durch die Geier-Kollision zerstört |
Carrera Panamericana, Mexico 1952 - Karl Kling und Hans Klenk nach dem legendären Unfall mit Geier. |
Carrera Panamericana, Mexico 1952 - Karl Kling mit seinem 300SL. |
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Mercedes-Benz akzeptiert die Herausforderung, und so beginnen sorgfältige Vorbereitungen, bei denen nichts dem Zufall überlassen bleibt. Das geht so weit, dass selbst Kraftstoffmischungen erprobt werden, die bei Höhenunterschieden von nahezu Meereshöhe bis hinauf auf 3196 Meter jederzeit einen einwandfreien Motorlauf gewährleisten müssen. Vier SL sind mit von der Partie, mit 3,1-Liter-Motoren und nunmehr 180 PS Leistung: zwei Coupés unter Kling/Klenk, Wagen 8, und Lang/Grupp, Wagen 5, sowie zwei Roadster. Einen, die Nummer 9, pilotiert der neu ins Team aufgenommene Amerikaner John Fitch, begleitet vom urschwäbischen Rennmonteur Geiger. Den Reservewagen, die Nummer 7, steuert Günther Molter, engagiert als Pressechef der Rennmannschaft, und Assistent Alfred Neubauers. 92 hochgezüchtete Rennwagen stehen am 19. November um 7.00 Uhr am Start in Tuxtla Gutiérres im Süden Mexikos. Als Erste auf die Strecke gehen, in Minutenabständen, ein Cadillac und ein Jaguar. Die Mercedes-Benz stürzen sich mit den Startnummern 3, Lang, 4, Kling und 6, Fitch, ins Rennen. Die ersten drei Abschnitte der gebirgigen 1100 Kilometer langen Südetappe sehen die 300 SL in vorderster Front, aber auch mit Problemen konfrontiert. Kling erleidet schon auf dem ersten Teilstück jenen berühmten Unfall mit dem Geier, der die Windschutzscheibe durchschlägt und seinen Co Klenk kurzzeitig ausser Gefecht setzt. Lang läuft ein Hund in den Wagen, der den Bug lädiert. Alle drei Wagen müssen mehrfach Reifen wechseln, die von den Strassen förmlich gefressen werden. Nach der dritten Etappe liegen die Mercedes in der Reihenfolge Kling, Fitch, Lang auf den Plätzen 2, 3 und 4. Molter im Reservewagen fährt ausser Konkurrenz mit. Auch er hat ein unangenehmes Erlebnis - mit einem Esel. Die ab Mexiko City folgenden 2000 Kilometer der Nordetappe führen in fünf weiteren Teilstücken zum Ziel in Ciudad Juarez am Rio Grande del Norte. Es sind schnelle Passagen, die alles von Fahrern und Wagen verlangen. Kling gewinnt die zweite dieser Etappen, trotz eines Reifendefektes. Allerdings liegt Bracco auf Ferrari, sein Mille-Miglia-Bezwinger, in der Gesamtwertung noch sieben Minuten vor ihm. Lang notiert Platz drei. Auch der nächste Abschnitt wird eine Beute Klings. Am Start zur vorletzten Etappe, er liegt nur noch 3,45 Minuten hinter Bracco, lässt dieser über seinen Freund Molter die Mercedes-Benz-Crew wissen, dass sein Ferrari es wohl nicht mehr bis ins Ziel schafft. Die Kraftübertragung zerbröselt. Das war keine Finte, sondern echter Sportsgeist, denn der Ferrari fällt tatsächlich kurz danach aus. Fitch wird wegen eines Reglement-Verstosses disqualifiziert, darf allerdings bis zum Ziel ausser Konkurrenz mitfahren. Der letzte Abschnitt der Panamericana, ab Chihuahua, sieht Kling und Lang in Führung. Sie fahren wie entfesselt, auch Fitch lässt seinen Roadster fliegen. Es ist für die Mercedes eine Triumphfahrt ohnegleichen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit für die 358 Kilometer lange Strecke bis ins Ziel steht mit 218,495 Stundenkilometern für den Sieger Kling im offiziellen Protokoll. Die Carrera Panamericana Mexico des Jahres 1952 liess also an Spannung und Dramatik nichts zu wünschen übrig. Der grandiose Doppelsieg bei diesem gnadenlosen Langstreckenrennen rückt das Flügeltüren-Coupé endgültig in den Blickpunkt des Interesses.
Im Mercedes-Benz Museum steht der SL mit der Chassis-Nummer 2. Nummer 5 diente 1952 Caracciola bei der Mille Miglia und in Bern, wo er schwer verunglückte. Wieder aufgebaut, erlebte der Wagen mit Lang die Carrera Panamericana. Nach der Restaurierung 1988/89 ist er auch heute noch, frisch wie vor 50 Jahren, bei diversen Oldtimerveranstaltungen anzutreffen.
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