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Donnerstag, 30. Juni 2016 Caterham Seven 165: Alles außergewöhnlich

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Caterham Seven 165.  Foto:Jens RiedelCaterham Seven 165. Foto:Jens Riedel

An diesem Auto ist so gut wie alles außergewöhnlich: Als Antrieb dient ein Dreizylinder mit gerade einmal 660 Kubikzentimetern Hubraum, dennoch geht es innerhalb von sieben Sekunden von null auf 100 km/h. Es gibt Platz für Zwei und ein Verdeck, aber keinerlei Hilfssysteme wie ABS oder ESP. Und an Airbags sollen wir hier gar nicht erst denken. Das klingt nach altmodisch, ist es auch, aber neu zu kaufen – und keine Verzichts-, sondern eine Spaßerklärung. Caterham Seven 165 lautet die Zauberformel, die bei unter 25 000 Euro mindestens genauso viele Blicke auf sich zieht wie ein Ferrari oder Lamborghini und mehr Freude bereitet als ein Golf GTI. Dabei gehen das Konzept und die Grundkonstruktion immer noch auf den legendären Lotus-Gründer Colin Chapman und die zweite Hälfte der 1950er-Jahre zurück.

 

Ob es etwas Besonderes gibt, worauf zu achten wäre? Der freundliche Herr Hoffmann von Caterham Deutschland nennt den ungewöhnlichen Blinkerschalter und den schwarzen Knopf links neben dem Lenkrad auf dem Armaturenbrett. Als wir dann beim Anlassen erst einmal den Fuß auf die Bremse stellen und ungewollt auch gleich noch Gas geben, fällt ihm doch noch etwas ein: „Ach ja, die Pedale liegen recht eng beieinander.“

Auch über die Blinkerbetätigung darf im so stark reglementierten Deutschland immer wieder gestaunt werden. Der Fahrtrichtungsanzeiger, wird mittels eines um 90 Grad gedrehten Kippschalters betätigt und stellt sich – natürlich – nicht von alleine wieder zurück. Mit auf dem Schalthebel ruhenden Handgelenk geht das Hin- und Herswitchen aber erstaunlich gut. Darüber hinaus finden sich insgesamt neun Wipp- und Kippschalter von den Scheibenwischern bis zur Lüftung. Stockhebel an der Lenkradsäule benötigt ein Caterham nicht, für sie wäre ohnehin kein Platz im Auto.

Der Blick des Fahrers fällt auf zwei freistehende Chrom-Scheinwerfer, ebenfalls freistehende und mitlenkende Kotflügel sowie eine Armada von Entlüftungsschlitzen auf der sehr langen Motorhaube. Zum Fahrgenuss trägt auch die Positionierung des Auspuffs bei. Sein Endrohr mündet noch vor dem hinteren Kotflügeln dort ins Freie, wo auch der Sitz positioniert ist, so dass der Fahrer das Ohr fast unmittelbar an der Soundquelle hat. Der faszinierende Klang, der dem einer Turbo-Prop-Maschine schon recht nahekommt, muss seine akustische Herrschaft erst ab etwa 140 km/h und 5000 U/min im letzten Gang ein wenig an den Wind abtreten. So tief über dem Asphalt und so eingeengt im Cockpit machen sogar Fahrten mit Ortsgeschwindigkeit Spaß. Auch auf der Landstraße hat der Fahrer immer das Gefühl, schneller zu fahren, als es tatsächlich der Fall ist.

Die Bremsen (hinten Trommel) empfehlen sich bei allem sportlichen Auftritt für eine vorausschauende Fahrweise. Ihre Leistung ist nach modernen Gesichtspunkten eher bescheiden, und sie verlangen bei äußerst geringer Rückmeldung nach einem beherzten Tritt. Dass der TÜV da keinen Einspruch erhebt, ist schon erstaunlich. Auf jeden Fall (s.o.) sollte der linke Fuß vor dem Bremsen mit dem rechten rasch aus der Kupplungsecke gezogen werden, damit sich die Zehen nicht in die Quere kommen.

Der Motor sollte mit mindestens 2500 bis 2700 Umdrehungen in der Minute bei Laune gehalten werden, damit die Vibrationen des Leichtbauroadsters im Zaum gehalten werden, der ohnehin immer wieder mal an einigen Ecken schnarrt. Der Drehzahlmesser geht bis 8000 Touren und kennt keinen roten Bereich. Der kleine Motor von Suzuki trifft mit seinen 60 kW / 81 PS auf 490 Kilogramm Fahrzeuggewicht. Davon leitet sich auch die Typenbezeichnung ab: Sie gibt den PS-Wert pro 1000 Kilogramm an. Trotz der PS-Leistung eines Kleinwagens und des mickrigen Hubraums ist das Kasseler-Berge-Syndrom der kleinen Sportskanone unbekannt. Der Dreizylinder mit Turbolader röhrt bei jedem Gasstoß dumpf auf und baut auch im fünften und letzten Gang noch mächtig Druck auf. Ab 5000 Touren scheint er noch einmal tiefer durchzuatmen. Und auch bei 7700 Umdrehungen macht der Motor noch keine Anstalten, in den Begrenzer zu laufen.

Trotz seiner Gokart-artigen Agilität ist der Caterham gar nicht so sehr ein Asphaltjäger für enge Kreisstraßen zweiter Ordnung, sondern vor allem ein Kandidat für gut ausgebaute Land- und Bundesstraßen mit langgezogenen Kurven. Caterham bietet nicht umsonst immer wieder Rennstreckenfahrten für die Kundschaft an.

Der Caterham ist das wohl puristischste Auto, das man neu für Geld kaufen kann. So viel Fahrfreude mit so wenig Leistung bietet niemand sonst. Ach so, das mit dem Blinker funktioniert übrigens erstaunlich gut, wenn der Handballen auf dem kugelförmigen Schaltknauf ruht. Man fährt ohnehin meist nur mit der linken Hand am Lenkrad.

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