Freitag, 10. Oktober 2008 Opel Insignia: Der Räuber aus Rüsselsheim
 Opel Insignia
Opel-Chef Hans Demant weiss sehr genau, was er von seinem Neuen erwartet. Räubern soll der Opel Insignia unter den vergleichbaren Fahrzeugen von Premium-Anbietern, und Omega-Kunden bei der Marke halten, und in der Mittelklasse die Absteiger auffangen, die es gern ein wenig kleiner und effizienter hätten, aber auf Design, Komfort, Qualität und Leistung nicht verzichten wollen. Demant und seine Mannschaft schieben nun nicht nur ein Auto in den Markt, das zu diesen Ansprüchen passt. Sie liefern für den Insignia auch noch ein Preis-Argument nach. 8000 Euro bis 10'000 Euro billiger sei der Neue als ein vergleichbar ausgestatteter Vertreter der Premiummarken, ist sich Hans Demant sicher.
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Er als Chef und Techniker weiss natürlich das Design hervorzuheben, kommt aber sehr schnell auch zum Luftwiderstandsbeiwert als Mass für die aerodynamische Qualität einer Karosserie. Mit 0,27 liegt dieser Wert rekordverdächtig tief für eine Limousine wie den 4,83 Meter langen Insignia. Neben der Feinarbeit an den Details und dem Unterboden der Karosserie trägt dazu sicher auch das coupéartig weit nach hinten sanft abfallende Dach bei. Bei der viertürigen Limousine bleibt für den Kofferraumdeckel nur noch so wenig Länge übrig, dass man sie kaum von der ebenfalls viertürigen Fließsseck-Variante unterscheiden kann. Wer ins Zweifeln gerät, dem sei verraten: Das Fliessheck kann man am Heckscheibenwischer erkennen. Auch sonst bietet die Fliessheckvariante ein bisschen mehr als der Viertürer, nämlich 520 Liter statt 500 Liter Kofferraum (bei umgeklappter Rücksitzbank 1465 Liter) und für die Hinterbänkler einen Zentimeter mehr Kopffreiheit. Überhaupt bemüht sich Opel gerade beim Innenraum sehr darum, den gesetzten Zielen gerecht zu werden. Edel wirkt es und attraktiv, unterstrichen von Akzenten in glänzendem und mattem Chrom. Das Besondere sind die Bögen, mit dem der Innenraum Fahrer und Beifahrer von der Türverkleidung über Armaturentafel und Mittelkonsole bis zum Tunnel umschliesst. Der Fahrer hat klassische Rundinstrumente vor Augen, ergänzt um ein kleines Display für die Angaben aus dem Bordcomputer. Alle anderen Funktionen wurden auf der Mittelkonsole oder auf dem Tunnel zusammengefasst. Natürlich zählen dazu die aktuelle Navigations- und Unterhaltungselektronik ebenso wie Fahrerassistenzsysteme samt den Einstellmöglichkeiten für das aktive Flexride-Fahrwerk, das man noch um einen sehr modernen Vierradantrieb (Adaptive 4x4) ergänzen kann. Das Fahrwerk lässt sich komfortabel oder sportlich einstellen oder reagiert eindruckvoll und automatisch auf die jeweilige Verkehrssituation. Besonders stolz ist man auf das Kamerasystem Opeleye, das Verkehrszeichen (Geschwindigkeit und Überholverbote) erkennt und auf dem Bordcomputer-Display darstellt sowie die Weiterentwicklung des Lichtsystems Adaptive Forward Lighting (AFL+), dem man jetzt auch einen Fernlichtassistenten gegönnt hat. Der schaltet immer dann das Fernlicht ein, wenn die Kamera kein entgegenkommendes oder vorausfahrendes Fahrzeug erfasst. Der Insignia bietet also in der Mittelklasse HighTech an. Wie auch immer - der Insignia trägt ein markantes Gesicht mit einem neuen Opel-Logo in die Welt, unterstrichen vom pfeilförmigen LED-Tagfahrlicht sowie vielen anderen pfeilförmigen Elementen, kräftig ausgestellten Radhäusern und seinem Coupé-Dach, das seine Linie streckt, so dass man die Grösse des Innenraums darunter kaum glauben mag. Die elegante Karosse bringt nur einen Nachteil mit. Die Sicht nach hinten durch das flach liegende Heckfenster fällt nicht gerade üppig aus, und die kleinen Heckfenster engen mit den beiden C-Säulen die Sicht nach schräg hinten ein. Den Opel Insignia wird es in den vier Ausstattungsvarianten Insignia, Edition, Sport und Cosmo geben. Zu Anfang stehen vier Benzin-Motoren zwischen 1,6 Liter Hubraum und 115 PS und dem 2.8 V6 Turbo Ecotec mit 260 PS zur Wahl, ausserdem drei Diesel-Motoren vom 2.0 CDTI mit 110 PS bis zum 2.0 CDTI mit 190 PS. Bemerkenswert: Die Dieselmotoren verbrauchen mit dem Sechs-Gang-Handschaltgetriebe - alle gleich - im Durchschnitt 5,9 Liter Diesel (nach EU-Norm), entsprechend 157 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer. Eine Sechs-Gang-Automatik wird angeboten. Opel verspricht nicht zuviel. Der Insignia wird dem Anspruch der Rüsselsheimer gerecht. Und vielleicht verhilft die augenblickliche Situation auf dem Automobilmarkt dem Neuen sogar zu einem besonders glänzenden Start mit vielen Umsteigern und vielen Absteigern bei der Oberklasse. (ar/Sm)
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