Dr. Dieter Zetsche: Vorteile auf der Volumenseite, dass wir in den Kompaktsegmenten auf größere Volumina in Teilen, Komponenten zurückgreifen können und damit Kostenvorteile erarbeiten. Und sicherlich ist in den kleinen Fahrzeugsegmenten auch eine Menge Knowhow bei Renault und Nissan vorhanden, das wir auch gemeinsam nutzen können.
Die Kooperation schließt auch die gegenseitige Lieferung von Motoren ein. So wird Renault-Nissan Benzin- und Dieselmotoren mit drei und vier Zylindern an Daimler liefern; Daimler wird Motoren für die größeren Renaultfahrzeuge fertigen. Auch wenn sich die Unternehmen gegenseitig mit jeweils 3,1 Prozent am Grundkapital des anderen beteiligen, ist das ganze keine "Hochzeit" von zwei Unternehmen, betont der Daimler-Chef:
Dr. Dieter Zetsche: Nein, es ist gar keine Heirat, sondern es ist eine strategische Kooperation, das heißt also wir arbeiten einem Zweck folgend, nämlich in einzelnen Feldern erfolgreicher zu werden, zusammen und wollen dies aber nicht opportunistisch tun, sondern langfristig - und dort, wo wir beide etwas Gemeinsames finden können, gemeinsam, dort, wo wir das nicht haben, können wir auch mit anderen zusammenarbeiten.
Das ist auch der große Unterschied zum Zusammenschluss der Unternehmen Daimler und Chrysler:
Dr. Dieter Zetsche: Es ist ein völlig anderer. Wir haben nicht zuerst gesagt: Wir wollen kooperieren oder einen Teil akquirieren oder gar "mergen", sondern wir haben zuerst gesagt: Wir wollen in einzelnen Themenfeldern zusammenarbeiten. Und wir haben dann diese Themenfelder untersucht und festgestellt, dass wir miteinander Vorteile für beide Seiten erarbeiten können. Und diese Zusammenarbeit haben wir ergänzt durch ein Signal, wenn Sie so wollen, ein symbolisches Signal, dass dies eine langfristige Zusammenarbeit sein soll, durch diese drei Prozent Cross-Sharing.
In der Pressekonferenz in Brüssel, bewusst auf neutralem Boden, betonten beide Konzernlenker - Zetsche und Ghosn - dass die Markenidentitäten auch in Zukunft unterschiedlich sein werden. Im Design werden sich Autos, auch wenn sie auf der gleichen Plattform basieren, immer deutlich unterschiedlich sein. Und Daimler will und wird kein Massenhersteller werden:
Dr. Dieter Zetsche: Ganz sicherlich nicht. Wir fokussieren uns auf das Premium-Segment. Es ist nur eine Tatsache, dass Premium auch in Kompaktfahrzeugklassen stärker nachgefragt wird und wir jetzt besser aufgestellt sind, um auch in diesen Segmenten den Kunden ein attraktives Fahrzeug zu attraktiven Preisen anbieten zu können.
Die heute vorgestellte strategische Kooperation ist der Beginn einer "vielv ersprechenden Zusammenarbeit", sagte Zetsche in der Pressekonferenz. Die wochenlangen Gespräche sind sehr harmonisch verlaufen, und beide Seiten haben keine Angst, dass die unterschiedlichen Kulturen - hier Deutschland, dort Frankreich und auch noch Japan - Probleme bereiten werden:
Dr. Dieter Zetsche: Nun, wir müssen die Kultur nicht zusammenführen, denn wir wollen die beiden Unternehmen eigenständig erhalten oder im einen Fall die Unternehmensgruppe. Wir müssen effektiv zusammenarbeiten. Und das hat schon in den letzten drei, vier Monaten hervorragend funktioniert, weil beide Seiten überzeugt sind von den Vorteilen dieser Zusammenarbeit und deswegen Spaß dran haben, an der sehr offenen Art, die jeweils über Kreuz von der anderen Seite erlebt wurde.
Dr. Dieter Zetsche, Daimler-Chef zur weitreichenden strategischen Kooperation mit Renault-Nissan, die heute in Brüssel verkündet worden ist.
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