Toyota hat 2005 den Angaben zufolge 8,2 Millionen Fahrzeuge verkauft, für das laufende Jahr aber eine Produktionsaufstockung angekündigt. Damit hat GM erstmals seit 27 Jahren wieder die Marke von neun Millionen produzierten Autos übertroffen. Dabei wurden erstmals mehr Fahrzeuge exportiert als im eigenen Markt abgesetzt. Besonders in China liefen die Geschäfte gut: Mit rund 665'000 Einheiten verzeichnete GM einen Absatzrekord im Reich der Mitte. Rund 35 Prozent mehr Autos konnte der Konzern verkaufen und VW vom Thron stossen. Trotzdem können diese Erfolge nicht über die immensen Probleme von GM auf dem Heimatmarkt hinweg täuschen. Das weiss auch Wagoner. Der Marktanteil ist von 27,5 auf 26,4 Prozent gefallen, das Geschäft mit dem gewinnträchtigen SUVs ist um 150'000 Fahrzeuge eingebrochen, teure Produkte wie der neue Cadillac Escalade sind nur einer bescheiden kleinen Kundenschicht zugänglich. Deshalb erwartet der GM-Vorstand zwar kräftige Wachstumsraten in Asien, aber einem Rückgang der Verkäufe in den USA und Europa. Der Abbau von Tausenden Stellen kann und wird nicht aufgegeben. Denn immer noch schweben die Verhandlungen mit der 1999 ausgegliederten Teilesparte Delphi wie ein Damoklasschwert über GM. Zwar wurden bereits erste Einigungen mit dem Zulieferer und der mächtigen Gewerkschaft UAW erzielt, ein Streik der Delphi-Belegschaft könnte den Konzern aber wieder an den Rand des Abgrundes befördern. "Wir werden nicht hier herumsitzen und noch ein weiteres Jahr verhandeln", sagte Wagoner dazu. Aber es könne noch eine Weile dauern. Allzu lang sollten die Gespräche jedoch nicht mehr in Anspruch nehmen. Denn allein in den ersten neun Monaten des Jahres 2005 hat GM auf dem Heimatmarkt Verluste in Höhe von 4,8 Milliarden Dollar angehäuft. Zahlen, die auch durch ein gutes Asien-Geschäft und einen wieder erwachten Markt für die GM-Töchter Opel und Vauxhall in Europa nicht aufgewogen werden. Und auch hier ist nicht alles Gold, was glänzt: Saab fährt immer noch deftige Verluste ein. Trotzdem rechnet Wagoner damit, dass mit Hilfe neuer Modelle und einer verbesserten Gewinnspanne bereits im ersten Quartal 2006 wieder eine zarte Pflanze der Hoffnung aufkeimen könnte. Trommeln gehört zum Handwerk, das wird in Detroit immer wieder besonders deutlich. Wirtschaft und Show werden hier wie auf keiner anderen Messe verwoben, ein Vorstand ist immer auch ein wenig der Entertainer vom Dienst. Doch wie ernst es um zwei der grossen US-Autobauer steht, machte eine ungewöhnlich deutliche Aussage von Ford-Amerika-Chef Mark Fields während der Los Angeles Auto Show deutlich: "Wir müssen uns ändern oder werden sterben". Das gilt auch für GM, das Wagoner mit neuen Modellen speziell für den amerikanischen Markt und laut Auto-Reporter weitgreifenden Reformen in der Kostenstruktur wieder auf Kurs bringen muss. Gelingt das nicht, könnten zwei der "Big Three" schon bald zu den grössten Firmenpleiten in der Automobilgeschichte beitragen. Und die Konkurrenz schläft nicht. Während Toyota seine Produktionsziele regelmässig nach oben korrigiert, hat auch Konkurrent Chrysler - Nummer drei in den USA - angekündigt, 2007 bis zu vier Millionen Autos bauen zu wollen. Im vergangenen Jahr waren es 2,8 Millionen. Ob GM und Ford in Anbetracht solcher Ankündigungen weniger laut Trommeln, wird sich ab morgen in der Cobo-Hall in Detroit zeigen.
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