Nun ist GM nicht erst seit vier Jahren dabei, sich mit der Brennstoffzelle zu befassen. Schon Mitte der 60er Jahre liefen dort die ersten Prototypen. Der Sequel wurde um den Wasserstofftank herumgebaut. Man wollte eine Reichweite erreichen, die in etwa der von Benzinfahrzeugen vergleichbar sein sollte. Also brauchte man grosse Tanks für acht Kilogramm Wasserstoff. Das Auto darum musste natürlich entsprechend gross sein. Deswegen ist es wenig verwunderlich, dass sich die Amerikaner für ein Sports Unitlity Vehicle entschieden. Dessen Aluminium-Chassis und -Karosse lässt Platz für den vorderen Elektromotor, der die Vorderräder antreibt, die Klimaanlage sowie die Tanks und die Litium-Ionen-Batterie zwischen den Langträgern. Ausserdem bleibt ein opulenter Innenraum für vier bis fünf Passagiere, ergänzt um einen fülligen Laderaum. Die Hinterräder werden von jeweils einem eigenen Elektromotor angetrieben. Sie werden, ebenso wie die Vorderräder, elektrisch gelenkt. Auch die Bremsen arbeiten elektrisch. Der Sequel ist also eines der ersten Fahrzeuge, die nur "by Wire" gesteuert werden. Viele Sensoren und Ersatzsysteme sorgen für das Mass an Sicherheit. Schliesslich gehört eine Menge Vertrauen dazu, Lenkung und Bremsen nur noch über elektrische Impulse betätigt zu wissen. Viel Gewicht an den Rädern ist natürlich Gift für den Komfort. Kaum verwunderlich, dass als einziger negativer Eindruck bei der Probefahrt mit dem Sequel der von einem unkomfortablen Federungsverhalten und vom Rumpeln des Fahrwerks bleibt. Es übertönt das sanfte Säuseln des Antriebs. Hier bleibt noch viel Arbeit für die Entwickler von Bremsen, Lenkung und Fahrwerkskomponenten zu tun, bis diese ungefederten Massen in einer Weise gebändigt werden, wie wir es heute gewohnt sind. Doch den Entwicklern des Brennstoffzellen-Chevrolet ging es sicher nicht in erster Linie um den Fahrkomfort des Sequel, von dem insgesamt nur zwei Exemplare gebaut worden sind. Es geht ihnen ums Prinzip. Und das scheint aufzugehen. Die Fahrleistungen sind beeindruckend, besonders die Beschleunigung. Elektromotoren entwickeln ein unglaubliches Drehmoment von Anfang an und drehen hoch wie eine Turbine, weil nicht geschaltet werden muss. So erreicht der rund 2,2 Tonnen schwere Sequel die 100 km/h bereits nach weniger als zehn Sekunden. Seine Höchstgeschwindigkeit konnten wir in den USA leider nicht ausfahren. Sie soll bei 145 km/h liegen. Dafür konnten wir die Bremsen ausprobieren. Der Sequel soll einen mehr als zehn Prozent kürzeren Bremsweg haben als ein herkömmliches Fahrzeug dieser Klasse. Dem ersten Eindruck nach hat GM beim Chevrolet Sequel viele Meilensteine auf dem Weg zur Erfindung des neuen Autos bereits erreicht. Dazu zählt auch die Reichweite von 480 Kilometern. Dennoch wird die Entwicklung weitergehen müssen, denn die Brennstoffzelle des Sequel hat zwar inzwischen gelernt, mit hohen Temperaturen zu leben. Aber sie friert immer noch ein. Die nächste Generation, die GM noch für dieses Jahr angekündigt hat, soll auch dieses Problem meistern. Mit dem dann vorgestellten Fahrzeug will GM nun auch in einen Flottenversuch einsteigen, wie er bei DaimlerChrysler auch in den USA bereits seit Jahren läuft. Aber selbst der fertigen Brennstoffzelle fehlt immer noch der Wasserstoff für den Tank - diesen muss man erst einmal umweltfreundlich gewinnen können.
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