Die CO2-Bilanz von Bio-Diesel und Bio-Ethanol beruhigt das Umweltgewissen. Beim Verbrennen im Motor wird nur so viel Kohlendioxid freigesetzt, wie die Pflanzen zuvor beim Wachstum aufgenommen haben. Berücksichtigt man jedoch die benötigte fossile Energie für Anbau, Verarbeitung und Transport, relativiert sich die Quote. Technisch stellt die Betankung mit Bio-Diesel und -Ethanol kein Problem dar. In Brasilien, dem grössten Ethanol-Kraftstoff-Hersteller der Welt, werden Autos bereits seit den 80er Jahren mit einem Alkohol-Benzin-Gemisch betrieben. Seit 2005 gibt es auch in Deutschland Ethanol-taugliche Autos. Der Ford Focus Flexifuel etwa kann mit 85 prozentigem Ethanol (E85), Superbenzin oder einer beliebigen Mischung aus beidem betankt werden, ebenso der Saab 9-5 Biopower und verschiedene Flexifuel-Modelle von Volvo. Die Anpassung des Aggregats ist einfach. Ein paar Änderungen an Ventilen und Ventilsitzen sowie den Leitungssystemen, und der Motor ist bereit, künftig den Alkohol zu schlucken. Zum Sprit-Kauf stehen dem Kunden deutschlandweit rund 100 Tankstellen zur Verfügung. Für den Betrieb mit reinem Bio-Diesel muss ein Auto vom Hersteller ausdrücklich dafür freigegeben sein, da der Kraftstoff Schläuchen und Dichtungen der Einspritzpumpe schadet. Nur wenige Neuwagen sind für Bio-Diesel gedacht. Der VW Golf V und der Skoda Octavia II können beispielsweise ab Werk gegen Aufpreis mit dem "Bio-Diesel-Paket" bestellt werden. Für Fahrzeuge mit Partikelfilter gibt es von Herstellerseite generell keine Freigabe. Ethanol, also reiner Alkohol, wird in Europa meist aus Weizen oder Rüben erzeugt, in Brasilien aus Zuckerrohr und in den Vereinigten Staaten aus Mais. Bio-Diesel wird aus Pflanzenöl hergestellt und kann aus Raps, Sonnenblumen, aus Soja und Palmen gewonnen werden, aber auch aus Rinderfett oder Fischöl. Um den Bedarf an Kraftstoff zu decken, werden für die Ölpflanzen riesige Anbauflächen benötigt. Da diese etwa durch die Rodung von Regenwäldern zustande kommen, meldet sich das Umweltgewissen auch hier. Ökonomisch gibt es kaum Vorteile beim Bio-Kraftstoff. E85 ist zwar steuerfrei, doch schluckt der Motor rund 30 Prozent mehr als herkömmlichen Kraftstoff und relativiert den Vorteil. Bio-Diesel wird seit Sommer 2006 besteuert. Bis 2012 sollen die derzeitigen neun Cent pro Liter auf 45 Cent pro Liter steigen. Bislang werden die alternativen Treibstoffe meistens den herkömmlichen Treibstoffen beigefügt, ohne dass der Autofahrer dies bemerkt. Bis zu fünf Prozent können mit dem Sprit gemischt werden, ohne den Motor verändern zu müssen. Die EU-Kommission plant eine erhöhte Beimischung von Bio-Kraftstoffen bis Ende 2010. Bessere Umweltnoten gibt es für die nächste Generation der Biokraftstoffe, die derzeit noch nicht auf dem Markt ist. Viele Hersteller wie beispielsweise Renault, DaimlerChrysler und Volkswagen, arbeiten an so genannten Biomass-to-liquid-Treibstoffen (BtL). Während Bio-Diesel im Vergleich zu fossilem Diesel ein CO2-Minderungspotenzial um 50 bis 60 Prozent ermöglicht, sind es bei BtL über 90 Prozent. Der synthetische Kraftstoff kann auf die Anforderungen moderner Motoren abgestimmt werden. Der Vorteil ist, dass der Rohstoff nicht angebaut werden muss, sondern aus ohnehin anfallenden Produkten hergestellt werden kann. Alternativ könnte BtL aus speziellen Energiepflanzen produziert werden, wobei die gesamte Pflanze genutzt wird. Auf einem Hektar könnten nach Angaben der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe 4000 Liter BtL-Kraftstoffe erzeugt werden. Damit liessen sich nach Schätzungen etwa 20 bis 25 Prozent des deutschen Kraftstoffbedarfs decken.
|