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Laut Experten ist der internationale Markt noch in einem Anfangsstadium. Es gebe zwar schon Verträge zwischen produzierenden und importierenden Ländern, langfristige Vereinbarungen seien jedoch für die Produzenten nicht möglich, da die Nachfrage rasch steige und die Versorgung nicht mithalte. Zudem würden Rahmenverträge und Preissicherungsmaßnahmen, so genanntes Hedging, fehlen. Damit Ethanol künftig als Rohstoff an den internationalen Börsen notiert wird, arbeiten Brasilien, die USA, die EU und Südafrika an der Gründung einer Vereinigung.
Ein künftiger Alkoholmarkt wird anders funktionieren als der für Benzin aus Rohöl. Nicht nur Missernten und mögliche klimatische Veränderungen sind Einflussfaktoren. Schon heute werden auf drei Kontinenten zu unterschiedlichen Bedingungen und Kosten die Rohstoffe Zucker und Stärke produziert. Bislang unschlagbar ist brasilianisches Zuckerrohr, gefolgt von subventioniertem Mais in den USA. Am teuersten ist die Zucker- und Stärkeproduktion in Europa aus Rüben und Getreide.
Ein riesiges Rohstoffpotenzial ist die künftige Nutzung von Zellulose aus Pflanzenresten oder Holz zur Ethanol-Erzeugung. Zellulose ist eine langkettige Aneinanderreihung von Zuckermolekülen, die in der Natur zum Beispiel im Pansenmagen von Wiederkäuern durch Mikroben aufgespalten wird. Zur technischen Nachbildung dieser Verdauung werden Enzyme benötigt, welche die Zuckerherstellung und anschliessende alkoholische Hefegärung derzeit noch sehr teuer machen. Experten auf der Ethanol-Tagung in Sao Paulo rechnen jedoch damit, dass innerhalb von etwa fünf Jahren eine erhebliche Kostenreduktion für diese Enzyme erreichbar sei.
Dieser Durchbruch würde den Ethanol-Markt revolutionieren. Gewinner der Entwicklung wären nicht mehr allein kostengünstige Zucker- und Stärkeproduzenten, sondern zunehmend Anbauer von leicht aufschliessbarer Biomasse. Da das Interesse an der Ethanol-Produktion durch gestiegene Benzin- und Rohölpreise generiert wurde, liegt hier auch die Gefahr eines Rückschlages. Sinkende Ölpreise könnten die schnell wachsende weltweite Ethanol-Industrie stark beeinträchtigen oder gar unrentabel machen.