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Sonntag, 29. Juli 2007 Autoindustrie: Die Zukunft kann kommen

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Mercedes-Benz zeigt die Zukunft des Ottomotors: DiesOtto – Benziner mit Diesel-Genen.Mercedes-Benz zeigt die Zukunft des Ottomotors: DiesOtto – Benziner mit Diesel-Genen.

Die Autoindustrie kann machen, was sie will: Kritik ist ihr sicher. Dass sich die deutschen Hersteller in den letzten Wochen und Monaten beim Präsentieren sparsamer Antriebstechnologien geradezu zu überschlagen scheinen, lässt einen falschen Eindruck entstehen. Denn die heisse Diskussion um den angeblich vom Menschen verursachten Klimawandel ist ja erst ein paar Monate alt - ein zu kurzer Zeitraum, neue Motoren und Antriebssysteme zu entwickeln.

 

Ob Porsches Hybrid-Cayenne, Volkswagens BlueMotion, Audis Energiespar-Modelle, BMWs EfficientDynamics-Philosophie oder der DiesOtto-Motor von Mercedes-Benz: Alle Entwicklungen sind ein paar Jahre älter als die Klimadiskussion. Wenn in zahlreichen Medien der Eindruck erweckt wird, die Autohersteller hätten erst jetzt begonnen, sich um sparsamere Motoren zu kümmern, liegt er weit neben der Wirklichkeit. Allerdings ist die Autoindustrie in einem Punkt tatsächlich der öffentlichen Diskussion gefolgt: Sie hat verstanden, dass sie mehr darüber reden, sprich kommunizieren muss, was sie in Sachen Verbrauchsreduzierung so im Köcher hat.
Im Klartext: Nicht die Entwicklungsingenieure sind von der Diskussion um sparsamere Fahrzeuge aufgeweckt worden, sondern die Kommunikationsstrategen. Dass auch diese offensive Kommunikation und ihre substanziellen Inhalte die Autokritiker nicht zufriedenstellen wird, ist klar. Autofahren ist, zumindest in Deutschland, ein grundsätzlich unanständiges Verhalten. Nirgendwo sonst lassen sich Forderungen - nach sozialer Gleichschaltung - Neudeutsch: soziale Gerechtigkeit, und gesellschaftliche Neidkomplexe so befriedigend abarbeiten wie am Automobil. Eigentlich unglaublich widersprüchlich, dass das Auto dennoch in allen Gesellschaftsschichten das beliebteste Verkehrsmittel ist. Der Erfolg des Autos ist wohl auch sein grösstes Problem.
Auch die Entwicklungsingenieure bei Mercedes-Benz haben dieser Tage deutlich gemacht, wohin die Reise gehen kann. Aber auch, was bisher geleistet wurde. Es ist schon beeindruckend, wenn der Entwicklungschef der Dieselmotoren von Mercedes, Joachim Schommers, die letzten 25 Jahre Revue passieren lässt. Dass die spezifische Leistung beim Diesel im Drehmoment um 194 Prozent gestiegen ist, bei den PS um 114 Prozent.
Der Verbrauch dagegen ist ständig gesunken, allerdings durch mehr Komfort- und Sicherheitstechnologie und das entsprechende Mehrgewicht teilweise wieder ausgeglichen worden. "Aber würden Sie deshalb freiwillig auf Airbag, Klimaanlage oder mehr Platz verzichten?", fragt der Ingenieur. "Seit 1990 sind die CO2-Emissionen unserer Pkws in Deutschland um 30 Prozent gesunken. Alle anderen Emissionsbestandteile haben wir um über 70, teilweise sogar um mehr als 90 Prozent reduziert, gerade in den grösseren Fahrzeugklassen."
Dass dennoch noch sparsamere Motoren - völlig unabhängig vom Klimawandel oder nicht - nötig sind, macht Schommers mit Zahlen deutlich: Von den rund 900 Millionen Autos heute wird die Kurve weiter steil nach oben gehen. 2050 sollen es bereits 2,2 Milliarden Autos sein. "Damit steigt der Schadstoffausstoss weiter, während parallel dazu die fossilen Brennstoffreserven schrumpfen. Also führt kein Weg daran vorbei: Das Autofahren muss noch umweltverträglicher und sparsamer werden."
Dass die Entwicklungsingenieure und Forscher der Autohersteller die letzten Jahre nicht verschlafen haben, ist angesichts der vielen vorgestellten Lösungen nicht nur bei Mercedes-Benz nicht allein ein Lichtblick, sondern der Beweis dafür, dass die Zukunft kommen kann.

Auto-Reporter/Hans-U. Wiersch

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