Dieser Wert entspricht einem durchschnittlichen Maximalverbrauch von 7,17 Litern pro 100 Kilometer bei Benzinern und 6,41 Litern bei Dieselmotoren, deren Kraftstoff bekanntlich eine höhere Dichte und damit einen höheren CO2-Ausstoss hat. Es ist schwer vorstellbar, dass es die Hersteller großer Limousinen im Premiumsegment schaffen (können!), bis 2012 solche Werte zu erreichen. Eine Mercedes-S-Klasse, ein Audi A8 oder ein BMW Siebener mit kleinen aufgeladenen Vierzylinder-Motoren mit solchen Werten sind durchaus machbar, aber werden sie auch zu verkaufen sein? Den seidenweichen Lauf eines Sechs- oder Achtzylinders wird es nach dieser Formel in Europa dann nicht mehr geben dürfen bzw. geben können. Wie gesagt: schwer vorstellbar. Was hat das für Konsequenzen für die Premiumhersteller, die auf den Märkten der Welt gerade deshalb so begehrt sind, weil sie diesen Fahrkomfort leistungsfähiger Hightech-Triebwerke bieten? Selbst die angedachten strengen Verbrauchsvorschriften in den USA lassen da deutlich mehr Spielraum als die diskutierten 170 g/km in Europa. Die Ingenieure der deutschen Luxushersteller haben noch nie vor einer Herausforderung kapituliert, "aber diesmal könnte es unmöglich sein, gesetzliche Vorschriften in einem derart kurzen Zeitraum zu realisieren", sagt ein bekannter Entwicklungschef hinter vorgehaltener Hand. Sollte die EU-Kommission mit den 170 Gramm als Obergrenze offiziell auf den Plan treten, wird es einen Aufschrei des Entsetzens geben: bei den Verfechtern der 130-Gramm-Obergrenze generell für alle Fahrzeuge. Denn ihnen gelten ja sogar die 130 Gramm als unanständiges Zugeständnis an die Autoindustrie. Bei diesen Hardcore-Autogegnern verfängt auch nicht die von BMW kommunizierte Botschaft, dass man im Herbst 2007 bereits bei 40 Prozent der Modellpalette in Europa unter 140 g/km liege. Das klingt zwar gut, für die Autogegner aber wie Satire. Sie fragen nicht nur, was mit den restlichen 60 Prozent ist, sie kritisieren vor allem, dass BMW im Rest der Welt natürlich deutlich darüber liegt. 400 g/km sind nun mal weit entfernt von 170 g/km. Bei aller vorbildlichen effizienten Dynamik sind die Autokritiker mit nichts zufrieden, was die Autoindustrie anbietet. Mit Vernunft und tollen technischen Lösungen kann man denen nicht kommen. Sie setzen blind auf ihre ideologischen Argumente, die erst dort enden, wo das Autofahren aufhört. Der Erfolg bei der EU-Kommission, den CO2-Ausstoss nach Gewichtsklassen zu regeln, ist also kein Sieg der Vernunft, sondern ein Sieg von Herrn Pyrrhus, einst König von Epirus. Der sagte mal nach einem Sieg über die Römer - und es klingt hochaktuell: "Noch so ein Sieg, und wir sind verloren."
PS-Automobilreport/Hans-U. Wiersch
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