Seitdem das CO2-Gespenst in der Autowelt umgeht, wird jede einzelne Faser eines Massnahmenbündels, das dem Kraftstoffsparen gewidmet ist, gefeiert wie der Sieg über jahrzehntelanges lähmendes Unwissen. Effizientere Motoren sind nur das eine. Sie bekommen inzwischen vielgestaltige Schützenhilfe. Etwa durch Leichtlaufreifen, die den Kraftstoffverbrauch eines Pkws auf 100 Kilometer Fahrstrecke um 0,2 Liter reduzieren könnten. Sagt Michelin. Gut und gern drei bis acht Prozent Kraftstoffein-sparung seien mit geringerem Rollwiderstand der Reifen zu erreichen, argumentiert die Reifenbranche. Spareffekte verspricht man sich auch in anderen automobilen Baubereichen, wie eine Auflistung von ZF Sachs erkennen lässt. Demnach spart eine elektromechanische Lenkung bis zu drei Prozent Kraftstoff, die Optimierung des Fahrwerks bis zu fünf Prozent, und für sechs Prozent Sparpotenzial sei allein das Getriebe gut. Den mit Abstand grössten Erfolg bei der Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs verspreche selbstverständlich die Hybridtechnologie. Bis zu 25 Prozent! Es hält sich ein weiteres Ausrufezeichen. In Appellen, die Autofahrer vom Nutzen einer ökonomischen Fahrweise überzeugen sollen, ist die Rede von ganz erheblichem Einsparpotenzial, das es vernünftigerweise zu gewinnen gelte. Mit bis zu 25 bis 30 Prozent weniger Kraftstoff sei auszukommen, wenn ruhiger, überlegter, situationsgerechter gefahren würde. Und - wichtig - immer im richtigen Gang! Folgerichtig wurde die elektronische Ganganzeige inzwischen zum Marketinginstrument. Die Addition sämtlicher Einsparpotenziale, die seit Langem im Gespräch sind, muss verblüffen. Kühn hochgerechnet würde deutlich, dass gewöhnlich noch immer mehr als die Hälfte des teuren Kraftstoffs nutzlos verpulvert wird. Denn noch sind Pkws mit gelobten Spareffekten - schon gar nicht solche, die alle angedeuteten Möglichkeiten ausschöpfen - die Ausnahme, nicht die Regel. Offenbar aber befinden sich die Automobilhersteller zumindest allesamt "auf gutem Weg", wie man so sagt. Die Schlacht scheint geschlagen, Spritfresser-Schlagzeilen versiegen. Möge die EU Ruhe geben. In Deutschland allerdings ist die Aufgabe lieb gewonnener Themen wohl so bald nicht zu erwarten. Mit der noch 2008 vorgesehenen Aufnahme der Serienproduktion des von ZF Sachs entwickelten Hybridmoduls - die Steuergeräte stammen von Continental - wird die Autobranche markenübergreifend in die Lage versetzt, die Hybridstrategie schneller als bisher voranzutreiben und noch deutlichere Sparsignale zu setzen. Dem Vernehmen nach hat sich Mercedes-Benz bei ZF die Startnummer eins gesichert. Es ist wie immer: Einer muss schliesslich den Anfang machen. (ar/PS/WR)
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