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Technik & Design: Antrieb

Samstag, 12. Juli 2008 Antrieb: Scheu vor Konsequenzen

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Man kann nicht alles auf einmal haben. Diese im Privaten meist gewonnene Lebenserfahrung scheinen Politiker im Amt grundsätzlich zu ignorieren. Dafür gibt es immer wieder Beweise. Den jetzt von der Autobranche entschlossen genommenen Anlauf zur Förderung von Automobilen mit Elektroantrieb begrüsst die deutsche Politik weitgehend einhellig. Es ist der "Zero-Emission-Effekt", der fasziniert. Mehr sicher nicht.

 

Doch solch ehrenwertes umweltpolitisches Vorhaben kann nur überzeugen, wenn auch der zu tankende Strom aus einer Quelle kommt, die "Zero Emission" vorgibt. Um die Anerkennung dieser Tatsache und eine daraus zu folgernde Konsequenz drückt sich die Politik. Weil ideologische Verirrungen immer wieder daran hindern, stets bis zu Ende zu denken. Was bitte, soll denn das: Erst die Atomkraftwerke abschalten, weil’s mal so beschlossen war, und danach überlegen, wo umweltfreundlichen Strom hernehmen?
Derart einfältige Strategen müssen doch ganz zwangsläufig von einem Dilemma ins andere schlittern. Schon einmal, 1996, nach dem dreijährigen Grossversuch mit Elektrofahrzeugen auf der Insel Rügen, gab es die eindringliche Warnung, den Einsatz von Autos mit ausschliesslichem Elektroantrieb nicht zu bejubeln, ohne die Voraussetzung dafür zu schaffen, dass auch umweltfreundlich erzeugter Strom getankt werden kann. Andernfalls - so formulierte damals der "Spiegel" - käme es zu einem "mobilen Kurzschluss".
Die Debatte heizte seinerzeit das Umweltbundesamt mit einer ernüchternden Grafik an. Sie vermittelte, dass bei der Erzeugung jener Menge Strom, mit der ein Pkw mit reinem Elektroantrieb "einen Kilometer weit fahren kann", erhebliche Mengen an Kohlendioxid entstünden. Die Zahlen von damals seien noch einmal wiederholt. Sie dürften noch immer Gültigkeit haben. Kommt der Strom aus Kraftwerken, die mit Braunkohle, Steinkohle, Heizöl oder Erdgas befeuert würden, hiess es, fielen 295 bis 346, 261, 217 bzw. 159 Gramm CO2 pro Kilometer elektrischer Fahrt an. Siner Rechnung legte das Umweltbundesamt einen angenommenen "Kraftwerkmix Deutschland" zugrunde: 196 g/km!
Lang ist die Liste von Pkw mit herkömmlicher Otto- oder Dieselmotorisierung, die diesen Wert deutlich unterscheiten. Auf die naheliegende Schlussfolgerung müsste die Politik selbst kommen: Allein wenn Elektroautos Strom tankten, der aus Atomkraftwerken, von Windkraft- oder Fotovoltaik-Anlagen stammt, käme es tatsächlich zu "Zero Emission" und nicht lediglich zur Verlagerung des CO2-Ausstosses. Diese liesse gar vermuten, dass der CO2-Ausstoss von Autos mit herkömmlichen, aber optimierten Antrieben inzwischen geringer ist. Ausser Acht gelassen wird dabei allerdings immer, dass bereits bei der Produktion eines Liters Benzin oder Diesel CO2 anfällt.
Die Politik hat sich zu entscheiden. Aber was passiert? Sie scheut die Konsequenz. Und schuld an zögerlichen oder erst recht an ganz ausbleibenden Entscheidungen sind immer nur die anderen. Wer verhassten "Atomstrom" abschalten will, sollte batteriebetriebenen Fahrzeugen mit vermeintlich Null CO2-Ausstoss nicht Beifall klatschen. Auch Plug-in-Hybride, die sich gelegentlich an einer Steckdose stärken, begehen schliesslich heimlich Umweltsünde. Es ist schon so: Man kann nicht alles auf einmal haben. (ar/PS/WR)

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