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Technik & Design: Antrieb

Dienstag, 12. August 2008 Nur Biokraftstoffe der 2. Generation sind sinnvoll

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Dr. Wolfgang Steiger (li.), Leiter Antriebe Forschung bei Volkswagen, übergab im März 2008 Choren-Geschäftsführer Tom Blades einen VW New Beetle für die Erprobung von synthetischen Dieselkraftstoffen aus Biomasse. Foto: Auto-Reporter/VolkswagenDr. Wolfgang Steiger (li.), Leiter Antriebe Forschung bei Volkswagen, übergab im März 2008 Choren-Geschäftsführer Tom Blades einen VW New Beetle für die Erprobung von synthetischen Dieselkraftstoffen aus Biomasse. Foto: Auto-Reporter/Volkswagen

Wenn sich die Politik in die Technik einmischt, wird nicht nur der Markt ausgehebelt, auch die Technik wird auf falsche Wege gezwungen. Die Biokraftstoffe der 1. Generation wie Ethanol und RME (Rapsölmethylester) sind dafür typisch. Dabei gibt es längst bessere Lösungen wie das BTL von Choren.

 

Politiker wollen stets schnelle Erfolge sehen, um sich möglichst noch während ihrer Amtszeit Denkmäler zu setzen. Beim E10, der Zumischung von 10 Prozent Ethanol (Alkohol) zum Benzin ging das schief, weil an Millionen älterer Autos Schäden zu erwarten waren. Aber auch RME ist alles andere als ein Fortschritt. Es darf in Dieselmotoren mit Partikelfilter nicht gefahren werden, weil es die Schmierfähigkeit des Motorenöls verschlechtert und die (geschlossenen) Partikelfilter vorzeitig zusetzen kann. Zudem führt es zu höherem Verbrauch von etwa 10 Prozent und höheren Stickoxidemissionen. Ist das etwa ökologisch sinnvoll? Oder nachhaltig? Beide Begriffe sollte man ohnehin aus seinem Sprachschatz streichen - oder zu Unworten erklären.
Als der promovierte Ingenieur Bodo Wolf sich im Januar 1990 selbständig machte und das Unternehmen Choren gründete, brachte er ein Leben voll Erfahrung aus Energie- und Verfahrenstechnik mit. Er entwickelte in den Folgejahren ein Verfahren, um aus allen organischen Stoffen mit höchstmöglichem Wirkungsgrad Synthesegas herzustellen, das entweder direkt zum Antrieb von Verbrennungsmotoren dienen oder durch die Fischer-Tropsch-Synthese in flüssige Kraftstoffe veredelt werden konnte. Das Verfahren wurde 1994 weltweit patentiert und ab 1997 in einer kleinen Versuchsanlage erprobt. Hier wurde von Tiermehl über Hausabfälle, Rückstände aus der Nahrungsmittelproduktion, Holz und Braunkohle alles auf seine Tauglichkeit untersucht. Das Verfahren erwies sich als ausserordentlich flexibel - und interessierte sowohl Mercedes-Benz wie VW ungemein. Denn damit konnte ein qualitativ hochwertiger Dieselkraftstoff ohne hochsiedende Aromaten und ohne Schwefel hergestellt werden.
In den Folgejahren entwickelten die beiden Automobilhersteller zusammen mit Choren und Shell eine Kraftstoffspezifikation, die zu etwa 10 Prozent Verbrauchseinsparung und erheblicher Absenkung der Schadstoffe bei den Dieselmotoren führte. Der Sunfuel oder Sundiesel genannte BTL (Biomass to Liquid) hat identische Eigenschaften wie das von Shell seit 1993 produzierte GTL (Gas to Liquid) aus Erdgas.
Hier wurde ein Weg aufgezeichnet, um aus heimischen Grundstoffen einen hochwertigen Dieselkraftstoff herzustellen und damit allmählich die Abhängigkeit von Erdölimporten zu reduzieren. Wie wichtig den beteiligten Firmen das Verfahren ist zeigte sich daran, dass sich zunächst die Shell, anschließend Mercedes und VW an Choren beteiligten. Aber das fand ja weitab von Berlin im sächsischen Freiberg statt, so dass die Politiker nicht zur Kenntnis nahmen, was dort heran wuchs.
Nur nebenbei soll erwähnt werden, dass der Audi-Rennwagen mit dem V12 TDI das diesjährige 24-Stunden-Rnen von Le Mans mit BTL von Choren gewonnen hat. Der Kraftstoff wurde noch in der kleinen Versuchsanlage produziert, weil die nächst grössere Anlage für 15'000 Jahrestonnen, die Beta- Anlage, noch nicht fertig war. Die hatte Choren auf dem eigenen Betriebsgelände in den vergangenen Jahren errichtet und in diesem Frühjahr eingeweiht. Sie wird vermutlich zum Jahresende mit der BTL-Produktion beginnen.
Aber die 15'000 Jahrestonnen sind weniger als ein Tropfen auf dem heissen Stein. darum haben die Choren-Verantwortlichen längst grössere Anlagen geplant und inzwischen fünf Standorte ausfindig gemacht. Die erste Anlage für 200'000 Jahrestonnenwird in Schwedt an der Oder nordöstlich von Berlin entstehen, eine weitere in Lubmin bei Greifswald.

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