Gleichzeitig kommt es zu einem Verdrängungswettbewerb, in dem Hersteller nur dann erfolgreich sein werden, wenn sie jetzt die nötigen Maßnahmen treffen: Sie müssen ihre Kosten senken, Marktanteile sichern sowie Partnerschaften schliessen.
"Bei Elektro- und Hybridautos fordert China die Automobilindustrien in den westlichen Industrieländern heraus", sagt Wolfgang Bernhart, Partner im Kompetenzzentrum Automotive bei Roland Berger Strategy Consultants. "Der technologische Vorsprung, den die westlichen Hersteller bei den konventionellen Antrieben haben, ist nur schwer aufzuholen - das haben die Chinesen erkannt. Aber bei der Elektromobilität geht das Rennen jetzt erst los." Der Anteil elektrisch oder teilelektrisch betriebener Fahrzeuge wird in allen Automobilmärkten zunehmen. Daraus ergibt sich für die entsprechenden Komponenten des Antriebsstrangs bis 2020 ein Marktvolumen von jährlich 20 bis 50 Mrd. Euro - mit steigender Tendenz. Um diesen Markt für die chinesischen Hersteller zu erschließen, unterstützt Chinas Regierung durch Subventionen und steuerliche Anreize die Entwicklung und Vermarktung von "New Energy Vehicles". Ziel ist, die eigene Automobilindustrie zum technologischen Vorreiter bei zukünftigen Elektroantrieben zu machen.
Gute Startbedingungen für Chinas Elektroautobauer
Die chinesischen Hersteller sind bereits gut in dieses Rennen gestartet, begünstigt durch einige Vorteile: Ein Grossteil der nötigen Rohstoffe wie Lithium wird in China abgebaut und ist daher zu günstigen Preisen verfügbar. Auch die niedrigeren Arbeitskosten verschaffen etwa chinesischen Herstellern von Lithium-Ionen-Akkus Kostenvorteile von rund 30 Prozent. Dadurch könnten die Preise für die Akkus deutlich sinken. Weil sich dieser Markt zu einem Volumenmarkt entwickelt, sind Grösse und Mengeneffekte erfolgsentscheidend. China hat schon jetzt grosse Produktionskapazitäten für Li-Ion-Akkus und investiert massiv in den Ausbau der Produktion und die Forschung und Entwicklung neuer Batterietechnologien. So haben chinesische Hersteller einen neuen Akku auf Lithium-Eisen-Basis entwickelt, der sicherer, langlebiger und umweltfreundlicher ist.
Neben der Batterietechnologie sind chinesische Hersteller auch bei Elektromotoren gut aufgestellt, haben etwa erfolgreich qualitativ hochwertige Permanentmagnet-Synchronmotoren entwickelt. Weil China über 80 Prozent des weltweit verfügbaren Neodym verfügt - ein Rohstoff, der für Permanentmagnete benötigt wird - sind diese Motoren deutlich günstiger als die Produkte ausländischer Wettbewerber. "Betrachtet man all diese Fakten, erscheint Chinas Ziel, Technologieführer bei E-Mobilität zu werden, absolut realistisch", sagt Bernhart. "Für die klassischen Autonationen ist das eine Herausforderung. Sie müssen schnell handeln: Automobilhersteller und Zulieferer brauchen neue Geschäftsmodelle, sie müssen ihre Kosten senken und strategische Partnerschaften schliessen, um eine wettbewerbsfähige Grösse zu erreichen. Die westlichen Regierungen sind gefordert, neue Technologien und Produktionsmethoden aktiv zu unterstützen."
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