Montag, 23. November 2009 Brauchen leise E-Autos wirklich künstlichen Sound?
Toyotas Prius steht für die Franktion der Leisetreter. Foto: unitedpictures/auto-reporter.net
So kann es kommen: Zu zweit sind wir mit einem Toyota Prius unterwegs. An einem Zwischenziel steigt mein Mitfahrer aus. Zur Weiterfahrt muss ich das Auto ein kleines Stück zurücksetzen, und jedes Rückwärtsfahren erledigt ein Hybrid-Prius grundsätzlich elektrisch. Da höre ich, wie jemand – den Ausgestiegenen offenbar für den Fahrer haltend – erregt ruft: „Hallo, Ihr Auto rollt rückwärts!“ Vermutlich nahm der Rufer an, dass vergessen wurde, die Handbremse anzuziehen. Schnell klärte sich der Irrtum auf.
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Die Behauptung hält sich, dass Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb – als automobile Leisetreter daherkommend – zu einer Gefahr für andere werden können. Weil sie erst spät wahrzunehmen sind. Automobilentwickler befassen sich schon länger damit, wie der Überraschung vorgebeugt werden kann. Einig ist man sich noch nicht, welcher Art synthetisch erzeugte Geräusche sein müssten, um einerseits als Warnung für andere empfunden zu werden, andererseits dem Autofahrer aber einigermaßen sympathisch zu sein.
Kaum vorstellbar ist ein lautloser Porsche. Er büßte ein Wesensmerkmal ein, auf das die Kundschaft durchaus Wert legt. Porsche wird sich also was einfallen lassen müssen, wenn es unter diesem Markenzeichen auch einmal zu einem Sportwagenmodell mit reinem Elektronantrieb kommen sollte.
E-Konkurrenz ist bereits da: der Tesla-Roadster. Dessen Schöpfer sind allerdings nicht der Auffassung, dass dem superschnellen, aber leisen Gefährt ein Soundgenerator fehle. „Wir glauben, es ist richtig, dass die Autos möglichst leise sind. Fahrräder werden ja auch nicht mit Soundgeneratoren ausgerüstet“, zitiert „Spiegel-online“ Craig Davis von Tesla Motors. Eine höhere Unfallgefahr, weil andere Verkehrsteilnehmer den Wagen überhören könnten, halte Davis für höchst unwahrscheinlich.
Überzeugt seien die Tuningspezialisten von Brabus, jeden Sound programmieren zu können, berichtet „Spiegel-online“. Nach Ansicht von Brabus-Sprecher Erakovic müsse der synthetische Sound allerdings die nötige Emotionalität ausstrahlen. Einen dementsprechenden Versuch hat Brabus schon gestartet, indem ein Tesla-Roadster mit einem Space-Sound-Generator ausgestattet wurde, der über vier Lautsprecher im Kofferraum einen künstlich erzeugten Ton wiedergibt; in Abhängigkeit von der Gaspedalstellung. Der Fahrer habe die Wahl zwischen einem V8-Klang und einem Science-Fiction-artigen „Warp“-Geräusch, heißt es bei „Spiegel-online“ und gibt auch gleich das Angebot einer kurzen Hörprobe.
Vielleicht aber wird ein Problem gesehen, das es gar nicht gibt. Schließlich kommen Oberklasse-Fahrzeuge dank aufwändiger Geräuschdämpfung schon heute auch mit ihren Hightech-Benzinmotoren fast lautlos daher, und bisher ist nicht bekannt geworden, dass sich automobiles Heranschleichen als unfallträchtig erweist. Möglicherweise gibt wohltuende automobile Stille eines Tages sogar den Ausschlag, ob das Punktekonto eines Anwärters zur Auszeichnung „Auto des Jahres“ ausreicht. (automobilreport.com/ar/Wolfram Riedel)
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