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Technik & Design: Sicherheit

Mittwoch, 7. Oktober 2009 Fahrerassistenzsystem verhindert riskantes Überholen

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Zwei Drittel aller tödlichen Unfälle in Deutschland ereignen sich auf Landstraßen. Überholvorgänge sind häufig die Ursache solcher schweren Unfälle mit Schwerverletzten und Getöteten.

 

Continental hat in Darmstadt ein zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt im Rahmen der zweiten Stufe der interdisziplinären Forschungskooperation PRORETA entwickeltes Fahrerassistenzsystem vorgestellt, das gefährliche Überholmanöver frühzeitig erkennt und dabei hilft, Unfälle zu vermeiden. "Der Prototyp dieses Überhol-Fahrerassistenzsystems zeigt, dass die komplexe Technik mit Radar- und Video-Umfeldsensorik sowie Eingriffen in die Bremse realisierbar ist", sagte Dr. Peter Rieth, Leiter Systems & Technology Division Chassis & Safety. Der Weg zu einer Serieneinführung im vollen Systemumfang sei allerdings noch sehr lang, "denn neben der technischen Umsetzung zur Serienreife tangieren auch Akzeptanzfragen ein solches System", so Dr. Rieth.

Radar- und Videosensoren liefern exakte Übersicht des Fahrzeugumfelds
PRORETA 2 ist die Fortsetzung des ersten PRORETA-Projekts, bei dem in der Zeit von 2003 bis 2006 Grundlagen eines Brems- und Ausweichassistenten erforscht wurden, der bei plötzlich auf der Fahrbahn auftauchenden Hindernissen versucht, einen Unfall zu vermeiden. Aufgabenstellung für PRORETA 2 war es, neben solchen Notsituationen nun auch klassische Überholmanöver mit Gegenverkehr zu analysieren und Gefahrensituationen durch geeignete Gegenmaßnahmen zu entschärfen.

Zur Erfassung des Fahrzeugumfelds wurde das Versuchsfahrzeug mit einer Entwicklungsplattform nebst Video- und Radarsensorik ausgestattet. Hinzu kommt der aktive Eingriff in die Bremse. Die Videodaten dienen dazu, eine Objekt- und eine Freiflächenerkennung durchzuführen. "Diese Informationen werden in einem nächsten Schritt mit den Radardaten in einem Objekttracking und einer Grid-basierten Umfeldrepräsentation fusioniert", erläuterte Prof. Dr. Bernt Schiele vom Fachgebiet Multimodale Interaktive Systeme der TU Darmstadt. "Durch die Zusammenführung von Video- und Radardaten entsteht ein elektronisches Abbild des Fahrzeugumfelds und damit die Basis für eine Situationsanalyse", so Prof. Dr. Hermann Winner vom Fachgebiet Fahrzeugtechnik.

Das System berechnet permanent anhand der Sensor- und Fahrdynamikdaten die Position des eigenen, des vorausfahrenden und des eventuell entgegenkommenden Fahrzeugs und bestimmt, ob der Weg für ein sicheres Überholmanöver ausreicht. "Stellt das System beim Ausscheren fest, dass es zu einer Gefährdung des entgegenkommenden oder des zu überholenden Fahrzeugs kommen könnte, warnt es den Fahrer mit gestuft zunehmender Intensität, um ihn zum Abbruch des Überholmanövers zu bewegen", sagte Prof. Dr. Isermann vom Institut für Automatisierungstechnik. Die Warnungen erfolgen im vorgeführten PRORETA-Fahrzeug optisch durch eine Anzeige im Display, akustisch durch eine Sprachwarnung und mittels haptischer Rückmeldung über ein aktiv vibrierendes Gaspedal. Zeigen diese keine Wirkung, greift das System ein und bremst das Fahrzeug durch elektronische Ansteuerung der Bremsanlage hinter das Vorderfahrzeug zurück, so dass der Fahrer hinter diesem einscheren kann. Der Fahrer kann natürlich das System zu jeder Zeit überstimmen. Wie Warnungen in Serienfahrzeugen umgesetzt werden, ist vom Fahrzeughersteller abhängig.

Continental förderte die Forschungsarbeiten der im Projekt zusammenarbeitenden Institute für Automatisierungstechnik (Prof. Rolf Isermann), Fahrzeugtechnik (Prof. Hermann Winner) sowie Multimodale Interaktive Systeme (Prof. Bernt Schiele) der TU Darmstadt. Die Arbeiten wurden von vier wissenschaftlichen Mitarbeitern geführt.

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