Die Presafe-Bremse greift ein, wenn der Fahrer auf ein Hindernis nicht mit Bremsen reagiert. Kurz vor einem Aufprall bremst sie das Fahrzeug von sich aus mit vier Zehntel der vollen Bremsleistung herunter und mindert so die Folgen eines Aufpralls. 40 Prozent der Bewegungsenergie werden noch vor dem Aufprall abgebaut, was die Unfallschwere wesentlich mindert. Diese teilautonome Bremsung ist nur der letzte Ausweg. Zunächst warnt das System den Fahrer vor der Annäherung mit einer Anzeige im Armaturenbrett und einem unverkennbaren Ton. Das geschieht so rechtzeitig, dass er noch ausweichen und zum Stand oder auf die Geschwindigkeit des Vordermanns herunterbremsen kann. Selbst nach dem dritten Warnton hat der Fahrer noch jede Chance, den Unfall zu verhindern. Dabei helfen ihm zwei weitere Techniken, die von den Sensor-Augen ausgelöst oder gesteuert werden. Da ist zunächst der Bremsassistent (BAS), der auf die Geschwindigkeit reagiert, mit der der Fuss vom Gas- auf das Bremspedal umsteigt. Ein schneller Tritt wird vom System als Wunsch nach voller Bremsleistung ausgelegt, und die ABS-Bremse schlägt sofort voll zu. Selbst bei einem geübten Bremser bringt das oft noch einen verkürzten Bremsweg. Bei unserem Test brachte der Bremsassistent eine Verkürzung um einen halben Meter, was einer Aufprallgeschwindigkeit von 18 km/h für die Bremsung ohne Assistent bedeutet hätte. Weniger geübte Fahrer hatten bei unseren Versuchen ohne den Bremsassistent einen rund zehn Meter längeren Bremsweg. Die Weiterentwicklung des Bremsassistenten zum BAS plus reagiert auch, wenn der Fahrer bereits bremst. Diese Situation ist ja nicht selten: Bei Annäherung an ein Hindernis bremst der Fahrer zunächst leicht. Stellt dann fest, es reicht nicht, eine Vollbremsung ist nötig. Da kann der herkömmliche BAS nicht mehr helfen, weil der Fuss bereits auf der Bremse liegt, die Trittgeschwindigkeit als Auslöser kann also nicht mehr gemessen werden. In dem Mercedes-Benz-System Dystronic plus rechnet nun die Elektronik aus, wie viel Bremskraft notwendig ist, um nicht auf das Hindernis zu prallen. Es werden also nicht immer 100 Prozent der Bremsleistung abgerufen. Reagiert ein Fahrer gar nicht, kommt die Presafe-Bremse ins Spiel, eben zuerst mit der Warnung und dann mit der automatischen Bremsung. Was immer auch die Augen des Autos sehen oder der Bordcomputer daraus an Handlungsempfehlungen gibt - der Fahrer bleibt in der Pflicht. Will er ausweichen, werden ihn die Systeme daran nicht hindern. Allerdings erlaubt sich das Presafe-System dennoch, hilfestellend einzugreifen, wenn es den Unfall für unvermeidbar hält: die Gurte werden vorgespannt, Fahrer und Beifahrer in eine günstigere Sitzposition gebracht, Fenster und Schiebedach geschlossen, so dass bei einem Unfall die Sicherheitstechnik mit Knautschzone, stabiler Fahrgastzelle, Sicherheitsgurt und Airbags die Unfallfolgen für die Insassen so gering wie möglich halten kann. Doch so weit muss es nicht kommen. Denn etwa 2,6 Sekunden vor dem errechneten Aufprall warnt die Presafe-Bremse den Fahrer. Nach dreimaliger Warnung setzt nach rund einer weiteren Sekunde die Bremsung mit vier Zehntel der vollen Bremsleistung ein. Der Fahrer kann dann immer noch erfolgreich selbst voll herunterbremsen oder ausweichen. 0,6 Sekunden vor dem Aufprall sichert dann das Presafe-System die Insassen. Im Simulator und bei Versuchen mit rund 500 Fahrerinnen und Fahrern hat das System laut Auto-Reporter in 70 Prozent aller Fälle den Aufprall vermeiden können.
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