Die "Augsburger Allgemeine" zitiert aus einem ihr vorliegenden Aktenvermerk der Gewerkschaft der Polizei, dass "Unfallfahrzeuge wie Ping-Pong-Bälle zwischen den Betonleitplanken hin und her geworfen" werden. Diese Bedenken teilt Professor Henning Wallentowitz, Leiter des Instituts für Kraftfahrtwesen der Rheinisch- Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen: "Erste Versuche zeigen, dass der Fahrer 50 Prozent mehr Belastung bekommt, wenn er gegen die Betonwand fährt", sagte er dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) in einem Gespräch. "Prallt das Auto gegen starren und unverformbaren Beton, dann nimmt dieser überhaupt keine Energie auf. Alles geht ins Auto und zerstört den Innenraum". Hingegen sei Stahl verformbar und könne daher beim Crash die Energie des Autos teilweise aufnehmen. Das Risiko, bei einem solchen Unfall zu sterben, sei dreimal grösser als bei der Kollision mit einer Stahlleitplanke. Die Gewerkschaft der Polizei warnt in einem Vermerk zudem davor, dass die Bergung von Verletzten durch Betonwände deutlich erschwert wird, weil sie wegen ihrer Regelhöhe von 1,15 Metern nur mit erheblichem Einsatz zu überwinden sind. Befürworter von Betonleitplanken verweisen hingegen darauf, dass diese Barrieren nicht von schweren Lkw durchbrochen werden können. Das Material helfe Kosten sparen, weil es nicht gewartet und nach einem Unfall nicht erneuert werden muss. Der Auto- und Reiseclub Deutschland (ARCD) erinnert angesichts dieses Streitpunkts an Vorschläge von Experten, die eine Kombination beider Systeme, nämlich die Widerstandsfähigkeit des Betons und die Verformbarkeit des Stahls, fordern. Wenn Menschenleben gefährdet sind, dürfe Kostensparen nicht das Hauptargument bei der Materialauswahl sein, warnt der Club.
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