Die Ergebnisse der Thatcham-Versuche hat jetzt die Unfallforschung der Versicherer (UDV) für den deutschen Markt exklusiv veröffentlicht (www.udv.de). Als wesentlich für gute Testergebnisse war dabei die Wirkung der Sitz-Kopfstützen-Kombination beim Heckaufprall, weil damit viele leichte Verletzungen der Halswirbelsäule (HWS-Distorsion / sogenanntes Schleudertrauma) verhindert werden können. Erfreulich ist, dass die 2007 und 2008 neu untersuchten Sitze in allen Fahrzeugklassen mit einer guten oder zumindest akzeptablen Geometrie aufwarten. Damit ist gewährleistet, dass Kopfstützen sich auch für grosse Insassen passend einstellen lassen. Insgesamt haben die Hersteller auf die Sitztests der IIWPG (International In-surance Whiplash Prevention Group) reagiert und bessere Sitze konstruiert und eingebaut. Vor allem BMW hat deutliche Fortschritte gemacht und baut im Modelljahr 2008 in viele Neufahrzeuge gute Sitze ein. Audi schneidet bereits sehr gut ab. Technisch ermöglicht wird das durch Energie aufnehmende Rückenlehnen, ein Konzept, das jetzt auch in ersten VW-Modellen (Tiguan, Passat CC) zum Einsatz kommt. BMW setzt dagegen auf proaktive Kopfstützen, die sich bei einem Heckaufprall schnell dicht hinter dem Kopf positionieren. Bei Kleinwagen und Minivans besteht derzeit noch der grösste Verbesserungsbedarf. Bei den Kleinwagen erreicht nur ein Drittel der Modelle gute oder akzeptable Ergeb-nisse, hingegen zwei Drittel mässige oder schlechte. Sitze mit aktiven Kopfstützen, die oft bessere Schutzwirkung aufweisen als vergleichbare konventionelle Sitzkonstruktionen, sind in diesen Fahrzeugklassen selten verfügbar. Dass mit sorgfältig entwickelten Sitz-Kopfstützen-Kombinationen eine hohe Schutzwirkung auch ohne aufwendige Technologie erreicht werden kann, zeigen einige positive Beispiele wie der Daihatsu Cuore, der neue Renault Clio und der Renault Modus.
Die Information. welches Modell gute oder schlechte Sitze hat, kann unter www.udv.de abgerufen werden. "Doch auch bei einem guten Sitz kann Sicherheit verspielt werden", warnt Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, "wenn Kopfstützen und Lehnen nicht richtig eingestellt sind." In aufwändigen Simulationen haben die Experten der UDV nachgewiesen, dass auch eine gute Sitz-Kopfstützen-Kombination ihre Wirkung bei einem Heckaufprall dann nicht entfalten kann, wenn sie falsch eingestellt wurde. "Falsch bedeutet in der Regel", so Brockmann, "Kopfstütze zu niedrig und Lehne zu flach." Deshalb plädiert die UDV dafür, vor jeder Autofahrt Sitz und Kopfstütze zu checken. Die Faustregel dabei: Die Oberkante des Kopfes sollte möglichst mit der Oberkante der Kopfstütze abschliessen und der Abstand zwischen Hinterkopf und Kopfstütze sollte so gering wie möglich sein.
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