Seit der Präsentation der ersten Limousine vor zehn Jahren hat es Genesis hierzulande noch nicht zu wahrnehmbarer Bekanntheit gebracht. In Korea, den USA, China, Russland sowie in Staaten des Nahen Ostens gelangen dem stattlichen Modell G90 allerdings einige Achtungserfolge. Mit 5,21 Metern Länge und entsprechend luxuriöser Ausstattung fährt es im Segment der Oberklasse mit. Es braucht nicht viel Phantasie, um durch den Frontgrill an Audi und am Heck an die S-Klasse von Mercedes erinnert zu werden.
„Essentia Concept“ heißt das lässig hingegossene Showcar, das jetzt am Comer See vorgestellt wurde. Für dessen optische Anziehungskraft ist vor allem Luc Donckerwolke verantwortlich. Der ehemalige Lamborghini- und Bentley-Designer hat einen Zweitürer geschaffen, der zu den meistfotografierten Fahrzeugen auf dem internationalen Auto-Schaulaufen gehört haben dürfte. Ginge es nach den Zuschauern, sollte das Coupé genau so zu einem Serienfahrzeug werden, jedoch ist über dessen tatsächliche Produktion noch nicht entschieden.
Die Front verblüfft durch eine Art Spoiler, der oberhalb des eigentlichen Fahrzeugbugs die Verbindung zwischen den vorderen Kotflügeln herstellt. Über den Platz für ein eventuelles Nummernschild wird noch nachzudenken sein. Die Scherentüren öffnen schräg nach oben und nehmen einen Dachausschnitt mit, was an den legendären Ford GT 40 aus den 60er Jahren erinnert und das Einsteigen erleichtert. Sie geben den Blick auf die Wabenstruktur der seitlichen Karosserieteile frei, wo gleichermaßen Leichtigkeit und Festigkeit gefragt ist. Die Spur ist an der Hinterachse deutlich verbreitert, die Radhäuser wirken dadurch muskulös und kraftvoll. Der Kupferton der Felgen und einiger Applikation an der Außenhaut sind laut Luc Donckerwolcke mit Bedacht gewählt: Kupfer als zentraler Werkstoff für elektrische Systeme versinnbildlicht hier die Form den Antriebs.
Das Interieur nennt der Designer „aristokratisch“ und „puristisch“. Nur zwei metallene Hebel sind auf der Mittelkonsole zu sehen, Knöpfe, Schalter und andere Bedienelemente unter einer beweglichen Abdeckung verborgen. Leder und Karbon dominieren als Materialien, das minimalistische Ambiente wirkt authentisch und edel. Das Showcar solle, so heißt es von Seiten des Herstellers, die Vision der Marke von einem GT-Fahrzeug zum Ausdruck bringen.
Die dunkle Monocoque-Karosserie ist teilweise transparent, so dass zum Beispiel am Vorderwagen das aufwändige Push-Rod-Dämpfungssystem zu erkennen ist. Ausgelegt ist der 2+2-Sitzer auf Elektro-Antrieb, mit je einem E-Motor an Vorder- und Hinterachse. Über die Leistung schweigt der Hersteller sich aus, allerdings wird angedeutet, dass ein Serienauto so konzipiert würde, dass es für den Spurt von null auf 100 km/h um die drei Sekunden braucht. Auf dem Concorso d’Eleganza dominierte noch die Schrittgeschwindigkeit, als „Essentia Concept“ unter dem Beifall des Publikums über den roten Teppich rollte.
Genesis hat ambitionierte Pläne. Bis 2021 sollen sechs neue Modelle auf den Markt kommen und „mit den bekanntesten Luxusmarken der Welt konkurrieren“. Bis dahin wird es voraussichtlich auch ein Modell-Portfolio für die wichtigsten europäischen Märkte geben. Falls Essentia dann dabei ist, soll der Edel-Stromer „Sportwagen-Performance in das Reich der elektrischen Luxus-Coupés bringen“, heißt es von offizieller Seite. (ampnet/afb)
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