Quarantäne isoliert die Wirtschaft
Abschottung, Quarantäne und Isolation führen infolge von Corona zu Wirtschaftsschäden, die zum jetzigen Zeitpunkt kaum bezifferbar, aber immens sind. Denn die Lieferketten stehen teils still. Italien hat gar das ganze Land abgeriegelt, um der Virusinfektion Herr zu werden. Und auch der Nachschub aus China lässt auf sich warten: Daimler musste kürzlich bereits die Produktion des Hoffnungsträgers EQC aussetzen, weil kein Nachschub an Batteriezellen aus Fernost eintraf. Ähnliche Engpässe sind in zahlreichen Lieferketten von Konkurrenten und Zulieferern abzusehen.
E-Auto-Produktion von Strafzahlungen gepeitscht
Dabei haben es die Hersteller bewusst eilig. Von CO2-Limitierungen in die Enge getrieben versuchen die Autobauer alles nur Mögliche, um Strafzahlungen zu entfliehen. Schnellstens muss also die Produktion von Elektroautos auf Hochtouren laufen, um den empfindlichen Ausgaben zu entfliehen. Zeitgleich ist die Nachfrage nach Elektroautos getrieben von Sonderangeboten, Leasingmöglichkeiten und staatlichen Subventionen, also künstlich gesteigert. Bis sich die Investitionen in die neue Technologie lohnen, stehen schwere Jahre auf dem Plan. Dabei ist nicht einmal klar, ob überhaupt noch jemand ein Elektroauto kauft, wenn Wasserstoffbrenzellen E-Fuels für den Tank des Verbrenners auch gehen.
Ungünstige Ausgangslage für Corona
In der Geschwindigkeit der Entwicklungen sind bisher alle europäischen Hersteller ins Straucheln gekommen, auch in den USA ist von Stabilität nichts mehr zu spüren. Das zum Großraumproblembezirk verkommene Detroit spricht für sich. Und das ist nur die Ausgangslage auf der General Motors und Ford gerade auch noch Corona ausschwitzen müssen. Die Konzernumbauten sind jedoch auf allen Seiten von Sparkursen und digitalisierter Automation gekennzeichnet. Letztere kommt zwar langfristig günstiger, sorgt aber für schwindende Beschäftigung im Sektor. Hinzu kommt die Zusammenlegung der Entwicklungsabteilungen durch Megafusionen, die auch an der Identität mancher Marke kratzt. Nein, die Automobilindustrie kann keinen weiteren Rückschlag vertragen.
Wall Street und Kreml drücken den Notschalter
Und doch: Der 9. März 2020 geht als schwarzer Montag in die Geschichtsbücher ein. Schon zum Marktstart der New Yorker Börse schmierte der Dow Jones derart heftig ab, dass der Handel für 15 Minuten ausgesetzt wurde. Der sogenannte Circuit-Breaker verhinderte den Fall ins Bodenlose, konnte aber keine Schäden mehr ausgleichen. Der Ölpreis fiel am Montag um etwa 30 Prozent. Putin hatte einer gewünschten Drosselung der Ölförderung durch die Opec nicht zugestimmt und Saudi-Arabien verkaufte daraufhin Öl zu Dumpingpreisen an China. Der Kreml setzte den Kauf von Fremdwährungen für 30 Tage aus, um den fallenden Rubel vor einem Absturz zu schützen. Deutsche Automobilkonzerne, darunter BMW und Daimler landeten zweistellig im Minus, der DAX musste zeitweise acht Prozent ins Negative stürzen.
Forschungswettrennen hat geschlaucht
Die Automobilindustrie ist von einer Reihe fragiler Faktoren abhängig, die durch die Globalisierung an Komplexität zugenommen haben. Durch das zusätzliche Wettrennen um den besten alternativen Antrieb sind den Joint Ventures keine Grenzen gesetzt; kein Startup zu unseriös, um es nicht doch in die Entwicklung einzugliedern. Selbst vollautonome Robotaxis, für die aktuell in keiner Großstadt weltweit eine zwingende Notwendigkeit besteht, wurden tapfer erforscht, bezahlt und nun bei manchem Hersteller vorerst in die Ecke gelegt.
Die Rezession bedeutet Sparkurse
Je nach Ausgang der Corona-Krise werden in jedem Fall zahlreiche Jobs gestrichen, Firmen insolvent gemeldet und private Immobilienkredite nicht bedient. Mit einer steigenden Nachfrage nach Neuwagen ist vor dem Hintergrund der weltwirtschaftlichen Aufräumarbeiten also nicht zu rechnen. Auch die Lieferzeiten werden sich um Monate addieren. (ampnet/deg)
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