Dienstag, 12. Juni 2007 Renault Twingo: Dynamisch, praktisch, gut
Die zweite Karriere des ab September mit einem Basispreis von 9250 Euro (Deutschland) erhältlichen Twingo sollte nicht gefährdet sein.
Eingefleischte Twingo-Fans werden es Renaults Design-Chef Patrick LeQuément nur nach heftigem Schlucken verzeihen: Die Neuauflage des französischen Minis, der in den letzten 14 Jahren immerhin 2,4 Millionen vornehmlich weibliche Käufer fand, sieht längst nicht mehr so knuffig wie sein Vorgänger aus.
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Beim neuen Twingo bleibt es auch künftig bei den zwei Türen und der grossen Heckklappe, doch die Formen sind runder und fliessender. Markante Scheinwerfer und ausgestellte Radhäuser geben ihm gleichzeitig ein solides Aussehen. Renault spricht von einem "trendigen" Auftritt. Das "moderne Stadtauto" soll künftig nicht nur den Frauen gefallen, sondern auch mehr Männer ansprechen. Mit einer Länge von 3,60 Meter, was einem Plus von 17 Zentimeter gegenüber der ersten Generation entspricht, passt der Twingo II zudem gut in die Kleinwagen-Palette von Renault; der Modus misst 3,80 und der Clio III vier Meter. Die Motorenpalette ist nun von Anfang an breiter gefächert als beim Start des Vorgängers: Drei Benziner mit 1,2 Liter Hubraum und der 1,5 dCi-Diesel stehen zur Wahl. Wer den Twingo überwiegend für Stadtfahrten anschafft, ist bereits mit dem besonders ökonomischen 1,2-Liter-Motor (60 PS) gut bedient. Er verbraucht im EU-Gesamtzyklus nur 5,6 Liter Benzin auf 100 Kilometer und stösst 132 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Trotzdem wird der Twingo 1.2 16V (75 PS) mit seinen 15 PS mehr für einen Preis ab 10'700 Euro am stärksten gefragt sein, zumal es ihn neben dem manuellen Fünfganggetriebe mit automatisiertem Schaltgetriebe gibt. Er verbraucht mit der "Quickshift"-Automatik genauso viel wie der Basismotor, beim Handschalter sind es mit 6,7 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer etwas mehr. Für sportliche Fahrer bietet Renault das 1,2-Liter-Triebwerk mit Turboaufladung an, der als TCE 100 PS leistet und in 9,8 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt, und ausschliesslich in der GT-Version ab 12'400 Euro ausgeliefert wird. Sparsamster Motor und der Tipp für Twingo-Vielfahrer ist dagegen der 1.5 dCi-Motor mit 65 PS und 160 Nm Drehmoment bei 1900 U/min. Akustisch tritt er im Leerlauf zwar noch etwas dieseltypisch auf, aber vielfältige Dämm-Massnahmen führen beim Fahren zu einem akzeptablen Geräuschniveau. Bereits aus niedrigen Touren beschleunigt er zügig und ist mit 164 km/h Spitze durchaus autobahntauglich. Im Mix verbraucht er nur 4,3 Liter Dieselkraftstoff auf 100 Kilometer und stösst relativ geringe 113 g/km CO2 aus. Obwohl der 1.5 dCi ohne Partikelfilter auskommt werden 11'900 Euro fällig. Da auch nach Ansicht des Herstellers ein Stadtwagen praktisch sein soll, ist schwer nachvollziehbar, warum der Twingo in der Basisversion nur über eine feststehende Rückbank verfügt. Erst ab der Stufe "Expression" erhält der Kunde die vielseitige Lösung für den Fond: Zwei Einzelsitze sind hier unabhängig voneinander um bis zu 22 Zentimeter in Längsrichtung verschiebbar und umklappbar. Zudem kann die Sitzlehne des Beifahrersitzes zu einer Art Tisch umgelegt werden. Wenn beide Sitze nach vorn gerückt werden, steigt das Ladevolumen von 165 auf 285 Liter, maximal passen bis zu 959 Liter hinein. Das Gepäckabteil der Basisvarianten mit einteiliger, nicht verschiebbarer Rückbank fasst 230 bis 951 Liter - laut Renault das grösste Kofferraum-Volumen im Segment. Recht schwierig gestaltet sich bei den teureren Versionen das Umklappen des kompletten Sitzes, weil mit zwei Händen gleichzeitig zwei kleine Entriegelungen gelöst werden müssen, während man weit vornübergebeugt am Kofferraum steht. Schade auch, dass in der Basisversion nur zwei Front-Airbags serienmässig sind. Erst ab Mitte 2008 wird ein optionales ESP angeboten. Bei vielen anderen Dingen haben die Renault-Techniker nachgedacht. Der längere Radstand kommt den Insassen zugute, beim Fahrwerk hat sich einiges in Richtung Dynamik getan, doch mancher bevorzugt vielleicht eine weniger straffe Abstimmung.
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