Die Geschichte begann im September 1960 mit dem Bau der so genannten Halle W1. Bereits 13 Monate später waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Das Motorenwerk umfasste zunächst rund 56.000 Quadratmeter und wurde im Laufe der Jahrzehnte immer größer. Der Großteil entstand in verschiedenen Bauabschnitten in den Jahren 1967 bis 1972. Eine weitere Halle (W3) kam 1990 hinzu. Mit ihrer Fertigstellung im Jahr 1992 erstreckte sich das Motorenwerk über rund 105.000 Quadratmeter, was etwa 15 Fußballfeldern entspricht, und war damit fast doppelt so groß wie beim Produktionsstart 1962.
Bereits fünf Monate nach Serienstart am 23. November 1962 verließ der 100.000ste Motor das Werk. Den einmillionsten Motor produzierten die Kölner schon anderthalb Jahre später am 6. Juli 1964, und in diesem Tempo ging es weiter: Die Zehn-Millionen-Marke erreichte das Werk 1979, die 20 Millionen Einheiten waren 1996 voll.
Der am häufigsten in Köln produzierte Motor war ein Vier-Zylinder-Reihenmotor, der sogenannte OHC. Er lief in Köln-Niehl von 1969 bis 1993 in zwei Generationen fast 6,5-Millionen Mal vom Band und kam in Modellen wie Taunus, Capri, Granada, Sierra und Scorpio zum Einsatz.
Die Motoren und Motorenbauteile aus Köln wurden nicht nur in Europa eingebaut, sondern auch in Australien, in Asien und in Afrika. Auch Mutterland des Konzerns, den USA, kamen sie zum Einsatz, und zwar bei Automobilikonen wie dem Bronco und vor allem dem Ford Mustang. Für das legendäre Pony-Car produzierten die Kölner von 1974 bis 1987 V6-Motoren mit 2,8 Litern Hubraum und 90 bis 115 PS. Sie versorgten damit die zweite und dritte Generation des Ford Mustang. Von 2005 bis 2010 lief dann auch der 4,0 Liter V6 mit 210 PS für die fünfte Generation des Ford Mustang in Niehl vom Band.
Auch Hersteller wie Matra und Saab ließen Antriebe bei Ford in Köln produzieren. Die längste und umfangreichste Kooperation ging das Motorenwerk mit dem britischen Sportwagenhersteller Aston Martin ein. Für die Produktion, die 2004 startete, wurde ein Extra-Fertigungsbereich in der Halle W3 installiert. Dort entstanden dann die größten und leistungsstärksten Motoren aus Köln. Der erste V12, der vom Band lief, kam auf 6,0 Liter Hubraum, 456 PS und war für den Aston Martin DB 9 bestimmt. Kräftigster Motor, den Ford von 2016 bis 2021 produzierte, war der 5,2-Liter-V12 mit 725 PS für den Aston Martin DBS. Und auch der Dienstwagen von James Bond im Kino-Film „Spectre“, der DB 10, wurde von einem Kölner Motor angetrieben. Insgesamt wurden zehn dieser Modelle gebaut: davon acht für den 007-Film, zwei wurden als Showcar konserviert. 2021 stellte Ford die Produktion für Aston Martin ein und im Herbst zog der Vorserienbau von Ford in die umgebaute Halle W3.
Auch der vielfach ausgezeichnete Ecoboost-Dreizylinder mit einem Liter Hubraum kommt seit elf Jahren aus Köln. Inzwischen läuft das Upgrade vom Band, der so genannte Fox GDTI als Mild-Hybrid mit 125 PS und einer täglichen Produktion von derzeit 840 Einheiten. Er wird im Fiesta aus Köln und dem Focus aus Saarlouis eingesetzt. Außer den Ecoboost-Benzinmotoren fertigt das Motorenwerk pro Tag noch mehr als 2400 Motorblöcke für die Ecoblue-Dieselmotoren, die im britischen Dagenham endmontiert werden.
Zwei Milliarden US-Dollar (knapp 1,9 Milliarden Euro) investiert Ford derzeit in den Umbau des Werks zum ersten europäischen Electrification Center des Unternehmens. Von 2023 wird in Köln das erste vollelektrische Volumenmodell der Marke in Europa produziert, ab 2024 folgt ein weiteres Elektromodell.
Zur Feier sind morgen alle der rund 760 Beschäftigten des Motorenwerks eingeladen. Der Festakt beginnt um 11:11 Uhr. Diese typisch „kölsche“ Uhrzeit hat auch bei den Ford Tradition. Denn um diese Uhrzeit startete vor 60 Jahren auch das Motorenwerk mit der Produktion des 1,2-Liter-V4-Motors. Außerdem wird es eine historische Ausstellung mit einem Überblick über alle Motorentypen „Made in Cologne“ geben. (aum)
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