Abermals waren die Hauptkonkurrenten die Ferrari-Fahrer Collins-Trintignant bzw. De Portago-Musso mit ihrem 315S, dazu der 290 MM von Hill-Von Trips und der Jaguar D-Type von Hawthorn. Der 450S erwies sich als stärkster Wagen der Partie. Mit seinen 400 PS bei 7200 U/min war er in der Lage, das Fahrzeug auf über 320 km/h hochzufahren. Kein anderer Motor konnte solche Leistungen aufweisen: Der 12-Zylinder des Ferrari 315S hatte 360 PS bei 7800 U/min und der des 290 MM nicht mehr als 350 PS bei 7200 U/min. Dieses Rennen war gleichzeitig ein wichtiger Auftakt für den amerikanischen Rennsport. Die Corvette SS debütierte in Florida. Das Fahrzeug war von Zora Duntov entworfen worden und wurde von John Fitch und Piero Taruffi gefahren. Um nur kurz zu schildern, welche Unterschiede im Vergleich zu heute bestanden: Die Leiter von Chrysler baten Fangio, der sich gerade mit dem 450S in 3'24'5 die Pole Position gesichert hatte, ihren Wagen auszuprobieren. Fangio hatte gezeigt, dass es die neue Corvette mit den besten europäischen Fahrzeugen aufnehmen konnte, wenn ein Spitzenpilot am Steuer sass. Dem Fahrerteam Fangio-Behra war der 450S zugeteilt. Moss-Schell und Shelby-Salvadori setzen sich an das Steuer des bewährten 300S. Moss hatte am Vortag um einen 450S mit Scheibenbremsen gebeten und dabei die Vorteile der Bremsbeläge sowohl beim Einsatz als auch beim Wechsel betont. Maserati gab hingegen den Empfehlungen von Testfahrer Bertocchi statt, die auf eine Potenzierung der Trommelbremsen abzielten. Unter dem wolkenleeren blauen Himmel warteten 39'000 Zuschauer auf den Start des Rennens. Einige der inneren Bereiche dieser schnellen und technisch anspruchsvollen Strecke waren aus Sicherheitsgründen für das Publikum gesperrt worden (z.B. Green Park). Collins hatte einen glücklichen Start und setzte sich als erster an die Spitze, vor Moss und Behra, der mit seinem 450S an dritter Stelle fuhr. Lange sollte der englische Ferrari-Fahrer jedoch nicht an der Führung bleiben, denn Behra übernahm in der zwanzigsten Runde das Rennen, nachdem er das Tempo angezogen hatte. Von diesem Zeitpunkt an wechselten sich der französische Fahrer und Fangio an der Spitze ab. Die Wagen aus dem Ferrari-Rennstall konnten dem Vergleich mit dem 8-Zylinder Maserati nicht standhalten, und bei Jaguar begann man mit Problemen an den Bremsen zu kämpfen. In der siebenundzwanzigsten Runde fuhr Behra einen Rundenrekord von 3'24'5 mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 147,319 km/h. In der achtundsechzigsten Runde wurde der 300S von Salvadori-Shelby aufgrund eines Verstosses beim Tanken disqualifiziert. Der enttäuschte Shelby lief für den Rest des Rennens in der Boxengasse auf und ab und entschuldigte sich für den Fehler der Mechaniker. Leider wurde das Rennen auch Zeuge eines entsetzlichen Unfalls mit tödlichem Ausgang - dem ersten auf dieser Strecke. Bob Goldich verlor die Kontrolle über seinen Arnolt-Bristol in der S-Kurve. Die beiden anderen Fahrzeuge der Arnolt-Bristol-Flotte wurden sofort aus dem Rennen zurückgezogen. Moss und Hawthorn waren nicht die einzigen Fahrer, die mit den hohen Temperaturen der Cockpits zu kämpfen hatten, denn natürlich litten auch Fangio und Behra darunter. Die Ursache war die enorme Hitze, die von den Auspuffrohren erzeugt wurde. Diese Hitze und die Hautreizung, die vom Benzin erzeugt wurden, das während der Tankstopps aus dem Verschluss im Cockpit austrat, waren jedoch die einzigen Probleme, die den beiden Siegern zusetzten. Am Ende siegten Fangio und Behra mit zwei Runden Vorsprung vor Moss und Schell, die ihrerseits in ihrem 300S zwei Runden vor dem Jaguar von Hawthorn und Bueb durchs Ziel fuhren. Insgesamt schafften es letztlich nur achtunddreißig Fahrzeuge, das Ziel zu erreichen. Der Erfolg von Fangio und Behra war der triumphalste Sieg, den man je auf der Rennstrecke von Sebring gesehen hatte. Damit avancierte der Argentinier zum ersten Fahrer, der zwei Rennen in Folge auf dem Sebring-Kurs gewann. Luca Giraldi
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