In Brescia, so überliefern es Stimmen der Geschichte, hat Hugh Fortescue Locke-King seine brillante Idee. 1906 reist der wohlhabende Brite nach Italien - und erlebt bei der Targa Florio und dem Grossen Preis von Frankreich die fulminante Frühzeit des europäischen Motorsports. Er beobachtet die Jubelstürme, die den Fahrzeugen entgegenschlagen, wenn sie sich mit Getöse und ihrem Odeur von Benzin und Öl am Publikum vorbei bewegen. Einzig – britische Fahrzeuge sichtet er nicht. Sowohl Geschäftsmann wie auch Patriot, ist ihm rasch klar, dass diese Situation sich nur ändern kann, wenn den britischen Fahrzeugbauern ein Hochgeschwindigkeitsgelände zur Verfügung steht, auf dem sie ihre Kreationen bis an die Grenzen der Belastbarkeit ausprobieren können.
Zeitleiste: Die Geschichte von Brooklands 1906: Hugh Fortescue Locke-King beschliesst, eine Auto- und Motorradrennstrecke zu bauen. Sie erhält den Namen Brooklands, nach dem Stammsitz der Familie. 1906, Oktober: Baubeginn. Unter gewaltigem Aufwand entsteht der Rundkurs. 1907, 28. Juni: Erste Rekordfahrt. Selwyn Edge legt innerhalb von 24 Stunden bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 107,87 km/h (67,03 Meilen pro Stunde) rund 2531 Kilometer zurück (1581 Meilen und 1340 Yard). 1907, 17. Juni: Eröffnung. Die Gesamtlänge der Rennstrecke beträgt 5,2 Kilometer (3,25 Meilen), sie enthält zwei Steilkurven, jeweils verbunden von Geraden. Es gibt 5000 Sitz- und 250'000 Stehplätze. Während der ersten Saison wird die offizielle Zeitnahme eingeführt. Spezielle Geräte werden entwickelt und immer weiter verbessert. 1909: Der Test Hill entsteht, damit Fahrzeughersteller die Steigfähigkeit und die Bremsen ihrer Produkte erproben können. 1909, 8. November: Victor Héméry durchbricht auf einem Blitzen Benz erstmals die magische Marke von 200 km/h (125 Meilen pro Stunde), er erreicht über eine Meile mit fliegendem Start eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 205,7 km/h. Mit seinen Rennen und Rekordfahrten verankert sich Brooklands als eine sehr wichtige Rennstrecke in Europa. 1914 bis 1918: Erster Weltkrieg. Der Autorennsport kommt zum Erliegen. Das Gelände wird für die Flugzeugherstellung und erprobung genutzt. 1922: "Chitty Chitty Bang Bang", ein Rekordfahrzeug mit einem Maybach-Flugzeugmotor, fährt 182,58 km/h (113,45 Meilen pro Stunde). 1924: Der "Brooklands Silencer", ein spezieller Schalldämpfer, ist die Antwort auf Lärmproteste von Anwohnern der Rennstrecke. 1934: John Cobb erreicht auf einem Napier-Railton zunächst 216,79 km/h (134,71 Meilen pro Stunde), schliesslich 230,84 km/h (143,44 Meilen pro Stunde). Diese Rekordmarke wird in Brooklands nicht mehr überboten. Das Fahrzeug befindet sich heute im Brooklands Museum. 1937: Der Campbell Circuit entsteht, ein kurvenreicher Kurs im Innern des Ovals, um Rennveranstaltungen zu neuer Attraktivität zu verhelfen. 1938: Letzte volle Rennsaison in Brooklands. 1939, 7. August: Letztes Rennen in Brooklands. 1939 bis 1945: Zweiter Weltkrieg. Die Flugzeugproduktion in Brooklands wird deutlich erhöht. Dazu entstehen Gebäude, begleitet von weiteren Baumassnahmen, die tief in die Rennstrecke eingreifen. 1946, Januar: Es fällt der Entschluss, das Gelände an den Flugzeughersteller Vickers-Armstrong zu verkaufen. Brooklands wird ein Zentrum der britischen Luftfahrtindustrie. Die Fertigung dort endet 1987. 1987: Das Brooklands Museum entsteht. Es ist dem Gesamterbe verpflichtet und zeigt die Auto- und Motorradgeschichte, aber auch die Luftfahrthistorie. 2005: Daimler baut in Brooklands ein Brand Center für die Marken Mercedes-Benz, Maybach und Smart. Der Brückenschlag zur Historie der Rennstrecke findet über eine Kooperation mit dem Brooklands Museum statt.
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