Das erste Automobilrennen auf der Strecke Brescia – Cremona – Mantua – Brescia findet am 10. September 1899 statt. Doch die eigentliche Geburtsstunde der Mille Miglia ist das Jahr 1927. Anfangs treten eine Handvoll begeisterter Automobilisten im Grossraum Brescia in Langstreckenrennen gegeneinander an. Schliesslich beschliessen sie, die Strecke zu verlängern und das Rennen mit immer längeren Teilstrecken auf drei Etappen anzulegen; Wendepunkt soll Rom sein, die Gesamtstrecke 1000 Meilen betragen. Der Name Mercedes-Benz ist seit 1930 untrennbar mit diesem berühmten Rennsportspektakel verbunden: In jenem Jahr belegt Rudolf Caracciola am Steuer seines SSK den 6. Platz. In den Jahren danach holt die Marke so manchen Sieg - unvergessen ist die bis heute gültige Rekordzeit von Stirling Moss/Denis Jenkinson auf Mercedes-Benz 300 SLR im Jahr 1955. Die letzte "Mille Miglia" nach altem Muster als Langstreckenrennen mit Zeitmessung wird 1957 gefahren. Doch 1977 lebt das Rennen wieder auf - als "Mille Miglia storica"; teilnehmen dürfen ausschliesslich Fahrzeugtypen, die auch bei den Rennen bis 1957 dabei waren. Das schränkt den Teilnehmerkreis ein. Die Kompressorfahrzeuge der Marke Mercedes nehmen erstmals Anfang der 1920er Jahre in den Konstruktionsbüros der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) - also noch vor der Fusion mit Benz & Cie. - ernsthaft Gestalt an. Gottlieb Daimlers Sohn Paul, seit Wilhelm Maybachs Austritt aus der DMG 1907 technischer Direktor und nun auch Vorstandsmitglied, treibt deren Entwicklung voran. Erfahrungen mit der mechanischen Aufladung gibt es reichlich, Flugmotoren und U-Boot-Aggregate bekommen bereits mit Hilfe von Kompressoren eine höhere Leistung. Der erste Rennwagen mit 1,5-Liter-Kompressormotor ist der Typ 6/40/65 PS, der 1922 bei der Targa Florio in Sizilien zum Einsatz kommt und, pilotiert von Werksfahrer Paul Scheef, einen achtbaren 3. Platz belegt. In der Serienklasse fährt Max Sailer beim gleichen Rennen den ersten Sieg auf einem Mercedes 28/95 PS heraus, dessen Motor für dieses Rennen mit einem Kompressor ausgerüstet ist und 140 PS leistet. Im Jahr 1924 kommen die ersten Mercedes-Rennwagen mit 2,0-Liter-Achtzylinder-Kompressormotor, entwickelt von Ferdinand Porsche, der von Austro Daimler als technischer Direktor zur DMG gekommen ist. Doch erst zwei Jahre später gelingt den Boliden ein Sieg bei einer renommierten Veranstaltung: Der damals 25jährigen Rudolf Caracciola gewinnt mit seinem Beifahrer Eugen Salzer das AVUS-Rennen, mit der bisher für schier unmöglich gehaltenen Durchschnittsgeschwindigkeit von 135 km/h. Die nächste Generation der Mercedes-Benz Sportwagen sind die Typen K, S, SS, SSK und SSKL. Im Gegensatz zu den vorher eingesetzten reinrassigen Rennwagen sind diese neuen Autos als sportliche Strassenfahrzeuge konzipiert. Zwischen 1926 und 1933 sind die im Volksmund "Weisse Elefanten" genannten und mit einem aufgeladenen Sechszylinder-Motor ausgestatteten Wagen sowohl auf normalen Strassen als auch auf den Rennpisten der Welt das Mass der Dinge. Wohlhabende Herrenfahrer finden in diesen Automobilen die idealen Werkzeuge für das Kräftemessen bei Rennveranstaltungen jeglicher Art, die seinerzeit noch mehr als heute gesellschaftlich von höchster Bedeutung sind. Die Entwicklung gipfelt schliesslich im Typ SSKL, den auch Caracciola im April 1931 bei der Mille Miglia fährt. Er basiert auf dem SSK, der einen kurzen Radstand hat und damit sehr leicht und wendig ist. Der SSKL ist noch einmal leichter - dafür steht das "L" in der Typenbezeichnung, er wiegt rund 1350 Kilogramm. Das ist nicht viel Masse für den Kompressor-Sechszylinder mit 7065 Kubikzentimeter Hubraum und einer Leistung von 300 PS: Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei beachtlichen 235 km/h.
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