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Motorsport: Heritage

Donnerstag, 25. September 2008 Christian Werner und die Kompressor-Mercedes

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Christian WernerChristian Werner

Christian Werner, Jahrgang 1892, beginnt im Dezember 1911 seine berufliche Laufbahn bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft als "Monteur und Chauffeur", dient im Ersten Weltkrieg als Kraftfahrer und gehört ab Ende 1918 als "Fahrmeister" zur Einfahrabteilung der D.M.G.

Die Mercedes-Mannschaft im Werk der Daimler-Motoren-Gesellschaft in Untertürkheim stellte sich vor der Abreise zur Targa Florio des Jahres 1924 zum Gruppenfoto.
Die Mercedes-Mannschaft im Werk der Daimler-Motoren-Gesellschaft in Untertürkheim stellte sich vor der Abreise zur Targa Florio des Jahres 1924 zum Gruppenfoto.
Targa-Florio und Coppa Florio, Sizilien, 27. April 1924. Christian Werner gewann mit einem Mercedes 2-l-Rennwagen das Rennen. Das Bild zeigt den Sieger Christian Werner bei der Ankunft im Werk Untertürkheim.
Targa-Florio und Coppa Florio, Sizilien, 27. April 1924. Christian Werner gewann mit einem Mercedes 2-l-Rennwagen das Rennen. Das Bild zeigt den Sieger Christian Werner bei der Ankunft im Werk Untertürkheim.
 

Als erstes grosses Rennen bestreitet er 1922 die Targa Florio, die er als Zweiter in der Klasse über 4,5 Liter beendet. Im gleichen Jahr ist er Gesamtsieger der "Rumänischen Tourenfahrt", deren herausragende Ereignisse aus einer Schnel-ligkeitsfahrt, einer Messfahrt für geringsten Benzin- und Ölverbrauch und einem Bergsteigrennen mit vier Personen an Bord bestehen. 1923 sieht man Werner in Indianapolis als Elften im Gesamtklassement, von den Fahrern deutscher Wagen ist er Zweiter und unter den europäischen Fabrikaten Dritter. Sein grösster Triumph ist der Gewinn der Targa und Coppa Florio 1924.
Seine Fahrerkollegen Lautenschlager und Neubauer sind auch keine Unbekannten in der Rennszene der frühen Jahre. Lautenschlager ist der berühmte Sieger des Grossen Preis von Frankreich 1908 und gilt als Erfinder des "Power Slides", erstmals vorgeführt in jenem denkwürdigen Grand Prix von Frankreich in Lyon 1914, der mit dem grandiosen Mercedes-Dreifachsieg in die Geschichte eingeht.
Über Alfred Neubauer Worte zu verlieren, hiesse Eulen nach Athen tragen. Er ist der nachgerade unvergessene Rennleiter der Marke Mercedes-Benz bis 1955.
Der Mercedes, oder besser die Mercedes, die Werner zwischen 1922 und 1924 pilotiert, sind Derivate jenes ersten Mercedes Kompressor-Rennwagens, der 1922 bei der Targa Florio eingesetzt wird, angetrieben von einem 1,5-Liter-Vierzylinder mit vertikal an der Motorstirnseite angeordnetem Kompressor. Dieser Motor hat bereits zwei durch eine Königswelle angetriebene oben liegende Nockenwellen und verfügt über Vierventiltechnik mit der erstmals in Zylindermitte angeordneten Zündkerze.
Aus diesem Motor entsteht der 2-Liter-Rennmotor für die ab 1922 gültige 2-Liter-Grand-Prix-Formel, bei dem als Neuigkeit erstmals das Querstromprinzip zur Geltung kommt: Ansaugung links, Auspuff rechts. Auf dem Kompressor sitzt in einer ersten Ausführung eine zusätzliche Benzinpumpe, die nach dessen Zuschalten für erhöhte Benzinzufuhr sorgt. Die Pleuel sind ungeteilt, die Kurbelwelle aus Einzelteilen zusammengeschraubt. Die Auslassventile sind zur besseren Wärmeabfuhr erstmals im Schaft hohl gebohrt und mit Quecksilber gefüllt.
Die Leistung der 1924 eingesetzten weiter verbesserten Rennmotoren bei der Targa beträgt 67,5 PS ohne Kompressor, aufgeladen 126 PS bei 4500/min. Kurzzeitig kann er bis 4800/min gedreht werden, ab 5000 Touren drohte Pleuelschaden. Die letzte Ausführung dieses Motors erreicht gegen Ende 1924 150 PS.
Fahrgestell und Karosserie der Targa Florio Wagen entsprechen weitgehend den 1923er Indy-Rennern, nur die Spur wird etwas verbreitert und der Rahmen am hinteren Ende zur Aufnahme der unentbehrlichen Reserveräder verändert.
Die wichtigste Neuerung für die Fahrer war eine kleine Windschutzscheibe vor dem Volant, die sie vor den reichlich herumfliegenden kleinen Steinen schützt, wenn ein Konkurrent überholt wird. Für das Publikum etwas verwirrend ist, dass die Mercedes-Werkswagen bei der Targa rot lackiert sind statt der üblichen deutschen Rennfarbe Weiss.
Nachzutragen bleibt, dass es seinerzeit üblich war, Rennwagen auf eigener Achse zu den Rennorten zu fahren. Für diese "Überführungsfahrten" wurden Kotflügel und Scheinwerfer montiert. Es müssen wahre Teufelskerle gewesen sein, die zum "Anwärmen" die Strapazen der Anreise auf sich nahmen und dann beherzt die Targa fuhren.

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