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Motorsport: Heritage

Montag, 23. November 2009 1939: Mercedes-Rennerfolge mit 3 und 1,5 Liter Hubraum

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Mercedes-Benz Formel-Rennwagen Typ W 165 mit Kompressor, 1,5-Liter-Formel, 1939. Miniatur-Ausführung des großen Dreiliter-W 154. Bei seinem einzigen Einsatz (Tripolis-GP 1939) sicherte er Mercedes-Benz einen Doppelsieg.Mercedes-Benz Formel-Rennwagen Typ W 165 mit Kompressor, 1,5-Liter-Formel, 1939. Miniatur-Ausführung des großen Dreiliter-W 154. Bei seinem einzigen Einsatz (Tripolis-GP 1939) sicherte er Mercedes-Benz einen Doppelsieg.

In der letzten Rennsaison vor dem Zweiten Weltkrieg knüpft Mercedes-Benz mit dem W 154 an die Erfolge von 1938 an. Das erste Rennen der Saison ist der Große Preis von Pau, den Hermann Lang auf W 154 vor Manfred von Brauchitsch für sich entscheidet. Auch beim Eifelrennen im Mai kommt Lang als erster Fahrer ins Ziel, Caracciola wird Dritter, von Brauchitsch Vierter. Hermann Lang fährt über die gesamte Saison hinweg kontinuierlich gut, was ihm 1939 den Titel des Europameisters und des Deutschen Bergmeisters einbringt.
Beim Wiener Höhenstraßen-Rennen holt Lang sich den Sieg im W 154 Bergrennwagen (von Brauchitsch 3.), die Platzierung wiederholen die beiden Piloten auch beim Großen Preis von Belgien in Spa, im Grand Prix der Schweiz kommt Lang vor Caracciola und von Brauchitsch ins Ziel. Caracciola gewinnt 1939 den Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring und wird Deutscher Straßenmeister 1939.

 

Eine Ausnahme unter den Mercedes-Siegen des Jahres 1939 ist der Große Preis von Tripolis. Denn dieser Wettbewerb wird nicht in der von Mercedes-Benz dominierten Dreiliter-Formel ausgeschrieben, sondern in der 1,5-Liter-Kategorie (Voiturette-Formel), in der die Stuttgarter keinen Wagen vorhalten. Mit diesem Kniff wollen die Rennveranstalter in der italienischen Kolonie Libyen die Dominanz der Silberpfeile umgehen und endlich wieder für einen Sieg italienischer Rennwagen sorgen – zuletzt hatten diese 1934 einen Triumph gefeiert. Danach herrschen die deutschen Rennwagen auf dem Mellaha-Kurs: 1935 gewinnt Caracciola, 1936 folgt ein Sieg der Auto Union, 1937 und 1938 sitzt Hermann Lang am Volant des siegreichen Mercedes-Benz Renners.
Doch Mercedes-Benz lässt sich nicht so einfach ausbooten im Wettbewerb um eines der Lieblingsrennen der Grand-Prix-Welt in den 1930er Jahren. Nachdem die Regeländerung im September 1938 veröffentlicht wird, entwickeln die Stuttgarter in nur acht Monaten einen völlig neuen Rennwagen, den W 165. Mitte Februar 1939 liegen die wesentlichen Zeichnungen von Motor-Spezialist Albert Heeß und Chassis-Fachmann Max Wagner vor, im April erproben Caracciola und Lang den ersten Wagen in Hockenheim. Und auf der Nennungsliste für den Tripoli Grand Prix erscheinen zum Staunen der Rennsport-Welt zwei Mercedes-Benz W 165 mit 1,5 Liter Hubraum.
Der neue Wagen orientiert sich am aktuellen Grand-Prix-Fahrzeug W 154, wirkt auf den ersten Blick wie eine kleine Ausgabe des Dreiliter-Renners. Die Streben seines Ovalrohrrahmens bestehen aus Chrom-Nickel-Molybdänstahl, neben den fünf Quertraversen bildet der hintere Motorträger eine zusätzliche Verstrebung. Der Fahrer sitzt nicht mittig, sondern etwas auf der rechten Seite. Voll getankt, aber ohne Fahrer, wiegt der W 165 ganze 905 Kilogramm. Auch der Motor, 195 Kilogramm leicht, kann seine enge Verwandtschaft zum V12 des W 154 nicht verleugnen. Es ist ein V8 mit 1493 Kubikzentimeter Hubraum im Winkel von 90 Grad mit vier obenliegenden Nockenwellen und 32 Ventilen, deren Antrieb und Anordnung fast identisch sind mit denen des Grand-Prix-Modells. Die Gemischbildung besorgen zwei Solex-Saugvergaser, kraftvoll unterstützt von zwei Roots-Gebläsen. Die entwickelten 254 PS (187 kW) bei 8250/min kommen einer Literleistung von 170 PS (125 kW) gleich – ein Spitzenwert. Für ihre Bändigung sorgen mächtige Bremstrommeln (Durchmesser 360 Millimeter), die fast das gesamte Innere der Speichenräder ausfüllen. Selbst die extremen Temperaturen im libyschen Gastland – am Renntag herrschen 52 Grad Celsius über der breiten Piste – berücksichtigen die Konstrukteure, indem sie die Kraftstoffleitung über Röhrenkühler führen.
Der Rest ist Renngeschichte: Die beiden Mercedes-Benz W 165 lassen ihren Gegnern praktisch keine Chancen. Caracciola fährt auf frischen Reifen mit seinem kurz übersetzten Wagen die volle Distanz durch, Hermann Lang legt – wie vorher in Neubauers Taktik ausgeklügelt – einen schnellen Boxenstopp ein und gewinnt mit längerer Übersetzung (und dadurch mehr Höchstgeschwindigkeit) das Rennen von Tripolis mit fast einer Runde Vorsprung vor seinem Markenkollegen.
Zum letzten Mal starten die Silberpfeile 1939 im 2. Belgrader Stadtrennen am 30. September. Manfred von Brauchitsch kommt mit seinem W 154 auf den 2. Platz und erzielt ein Durchschnittstempo von 121,9 km/h. Doch zu diesem Zeitpunkt hat bereits der Zweite Weltkrieg begonnen.

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