Freitag, 27. Juli 2007 Nachtunfälle vermeiden zum Spartarif
Besser sehen und Unfälle vermeiden bei Nacht mit Fernlicht. Foto: Auto-Reporter/Gentex
Das in jedem Autoscheinwerfer vorhandene Fernlicht verdoppelt nachts die Sehweite des Fahrers. Doch wird es viel zu wenig genutzt, vor allem deshalb, weil die Autofahrer den Gegenverkehr nicht blenden wollen. Das bedeutet aber auch, dass viele Fahrer das vorhandene Potenzial ihrer Scheinwerfer für ihre eigene Sicherheit nicht ausnutzen. Dies ergab eine Untersuchung des TÜV Rheinland. Aus den USA kommt zusätzlich die Information, dass die Autofahrer dort in einem Viertel aller Situationen, in denen das Fernlicht hätte genutzt werden können, es nicht eingeschaltet hatten.
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Die Lösung des verzwickten Problems ist bereits käuflich zu erwerben; es ist der vollautomatische Fernlichtassistent "Smartbeam". Er misst elektronisch, ob sich das entgegenkommende Auto der Blendungsgrenze nähert und schaltet das Fernlicht aus, sobald es sie erreicht hat. Der Fahrer, auf den das Auto zukommt, hat so bis zur letztmöglichen Sekunde optimale Sicht, um beispielsweise einem Gegenstand oder einen Menschen auf der Fahrbahn rechtzeitig ausweichen zu können. Der Fernlichtassistent reagiert auch auf vorausfahrende Fahrzeuge und schaltet auf beleuchteten Strassen auf das Fahrlicht zurück. Die Technik des cleveren Assistenten steckt im Innenspiegel des Autos und sein Herzstück ist eine winzige Kamera mit der entsprechenden Elektronik, die aus der Raumfahrt stammt. "Smartbeam" arbeitet sehr präzise und registriert sogar den Unterschied zwischen dem Licht von Autoscheinwerfern und einer am Strassenrand stehenden Laterne. Auch von Nebel, Regen und Schneetreiben lässt sich der schlaue Assistent nicht vom korrekten Auf- und Abblenden abhalten. Der Fahrer bleibt jedoch jederzeit Herr im Auto und kann mit dem normalen Fernlichtschalter selbst eingreifen, wenn er es für richtig hält. Das amerikanische Unternehmen Gentex hat "Smartbeam" entwickelt, und in Deutschland wird er von BMW seit 2005 im Einsatz. Die Studie des TÜV Rheinland brachte zusätzliche Fakten an den Tag, die den Einsatz eines "Smartbeam" äusserst sinnvoll erscheinen lassen: Nachtfahrten werden wegen begrenzter Sicht als gefährlicher eingestuft und aufgrund erhöhten Konzentrationsbedarfs auch als anstrengender empfunden als Tagfahrten. Und trotzdem werden Gefahren durch unbeleuchtete Objekte, wie Fussgänger, Fahrradfahrer, Fahrzeuge mit Pannen unterschätzt. Da andererseits ein Viertel aller Unfälle in Deutschland bei Dunkelheit stattfinden wäre der Einsatz eines Fahrlichtassistenten ein wirkungsvolles Mittel, die Unfallzahlen bei Nacht zu senken, zu dem auch ein preiswertes. In der BMW-Preisliste findet sich der Assistent für lediglich 130 Euro, Das Problem der Sicht im Dunkeln st anscheinend vielen nicht bewusst, denn Deutschlands Autofahrer sind entgegen der ermittelten Realität der festen Überzeugung, dass sie ihr Fernlicht optimal nutzen. Allerdings beklagen sie auch, dass entgegenkommende Autos sie bei Nacht häufig blenden. Diesen Widerspruch aufzulösen ruft förmlich nach einer technischen Lösung. Die Autofahrer brauchen eine objektiv arbeitende Technik, um den höchstmöglichen Sicherheitsstandard zur Verfügung zu haben, ohne andere zu gefährden. Der TÜV Rheinland hat in seiner Studie deswegen untersucht, ob ein kostengünstiges System wie der "Smartbeam" von den Autofahrern akzeptiert würde. Das Ergebnis: Die grosse Mehrheit der in Deutschland befragten Autofahrer würde den Fernlichtassistenten begrüssen, allerdings eher als Komfortelement als unter dem Aspekt grösserer Sicherheit. Die weitaus meisten sind eben davon überzeugt, dass sie selbst niemanden blenden. Dennoch: Zwei Drittel der Befragten glauben, mit einem Fernlichtassistenten Hindernisse früher erkennen zu können, sie erwarten sogar weniger Unfälle, wenn alle einen Fernlichtassistenten nutzten.
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