Dienstag, 2. Januar 2007 Sicherheit bei Nacht: Erstmal mehr Fernlicht, dann Radar
Beim genauen Hinschauen erkennt man die Kameraöffnung im Gehäuse des Innenspiegels: Cadillac STs mit Fernlichtassistent.
Deutschlands Autofahrer sind sicher, dass sie ihr Fernlicht richtig nutzen. Allerdings beklagen Sie sich, dass entgegenkommende Autos sie bei Nacht oft blenden. Auf ihnen bekannten Strecken verzichten aber viele Autofahrer auf das Einschalten des Fernlichts. Andere lassen die Scheinwerfer aus Vorsicht abgeblendet, weil sie fürchten, bei Gegenverkehr nicht rechtzeitig zu reagieren. Das sind Ergebnisse einer Studie des TÜV Rheinland zum Umgang deutscher Autofahrer mit ihrem Fernlicht.
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Im Rahmen der Studie für den amerikanischen Zulieferer Gentex waren im vergangenen Jahr 553 deutschen Fahrerinnen und Fahrer von Fahrzeugen der oberen Mittelklasse und der Oberklasse befragt worden, die mit ihren Fahrzeugen deutlich mehr Strecke zurücklegen als der Durchschnittsfahrer. Dabei stellte sich heraus, dass viele von ihnen das Licht ihrer Fahrzeuge nicht voll ausnutzen. Eine vergleichbare Studie in den USA war sogar zu dem Ergebnis gekommen, dass dort Fernlicht nur in drei Viertel aller Fälle, in denen es hätte benutzt werden können, auch wirklich eingeschaltet war. In Deutschland geschieht jeder vierte Unfall in der Dunkelheit. Deswegen bemühen sich die Autohersteller darum, den Autofahrer bei Nacht zu unterstützen. Zur Zeit werden sogar Radar- und Kamerasysteme angeboten, die das Sichtfeld des Autofahrers bei Nacht nach vorn erweitern. Diese Technologien sind effektiv, aber natürlich teuer. Sie bleiben damit zunächst den Fahrern der Oberklasse-Fahrzeuge vorbehalten. Eine bessere Ausnutzung des Fernlichts wäre billiger und hätte ebenfalls einen grossen Einfluss auf die Sicherheit bei Nachtfahrten. Der TÜV hat in seiner Studie deswegen untersucht, ob ein kostengünstigeres System von den Autofahrern akzeptiert würde. Gemeint ist der Fahrlichtassistent, der von BMW jetzt auch für die Modelle der 3er Serie angeboten wird. Dieses System, das in den USA bereits breiter Anwendung findet, schaltet das Fernlicht ein, sowie die Strasse vor dem eigenen Fahrzeug frei von Entgegenkommenden und Vorausfahrenden ist, also niemand geblendet werden kann. In der BMW-Preisliste wird für den Fernlichtassistenten (FA) laut Auto-Reporter ein Aufpreis von 130 Euro genannt. Allerdings kann man diesen nur in Verbindung mit Xenon-Licht und Regensensor bestellen, was weniger verwunderlich ist, wenn man weiss, dass Gentex auch Lieferant der Automatikspiegel mit Regensensor ist. Die in Deutschland befragten Autofahrer würden einen FA in ihrer grossen Mehrheit begrüssen, allerdings eher als Komfortelement als unter dem Aspekt grösserer Sicherheit. Die weitaus sind eben davon überzeugt, dass sie selbst niemanden blenden. Jetzt liegt eine Studie von The Planning Edge, Inc. aus den USA unter 150 Cadillac-Fahrern zu praktischem Gebrauch und Nutzen des Fernlichtassistenten vor. Demnach empfinden die FA-Nutzer dort das System sowohl als Komfort- als auch als Sicherheitssystem. Neun von zehn Nutzern sehen nur selten oder gar nicht die Notwendigkeit, anders als der FA zu entscheiden. 86 Prozent der Nutzer sind zufrieden, obwohl sie dem System gegenüber vorher eher skeptisch eingestellt waren. Jetzt stellen sie fest, dass sie nachts besser sehen, weil sie häufiger als früher mit eingeschaltetem Fernlicht fahren und sich dennoch kein Entgegenkommender über Blendung beklagt. Der Fernlichtassistent empfiehlt sich also als Komfort-, in erster Linie aber als ein Sicherheitssystem, dass Nachfahrten viel von ihrem erhöhten Risiko nehmen kann. Aufgrund seiner verhältnismässig geringen Kosten spricht nichts dagegen, dass er rasch auch bei Fahrzeugen der Mittel- und Kompaktklasse angeboten werden kann. Der Fernlichtassistent kann so rascher zu einer Verringerung der Unfallzahlen bei Nacht beitragen als die viel teureren Systeme mit Radar, Infrarot, Kameras und Bildschirmen.
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