Auch wenn die Thematik der Le Mans Prototypen kompliziert ist und viel Technik zum Einsatz kommt, so dienen die Erfahrungen im Motorsport stets auch der Serienentwicklung eines Automobilherstellers. Viele Innovationen, die im Le Mans erstmals zum Einsatz kamen, wurden für die Serie abgeleitet. Das betrifft die TFSI-Technik von Audi ebenso wie die Lernkurve bei dem Ladedruck der TDI-Aggregate oder das Laserlight. Die Themenfelder Werkstoffe, Leichtbau und Aerodynamik sind entscheidend für einen Erfolg in Le Mans und die Serienentwicklung.
Bremsstaub, Duft von Kupplungen, brüllende Motoren und dumpfer Groll aus den sechszylindrigen Porsche GT-Fahrzeugen der Baureihe 911, die ebenfalls in ihrer eigenen Klasse antreten. Es ist die Kulisse und der Klang, die aus Le Mans den Mythos machen und die Heroen der Vergangenheit ehrt, die einst hier auf dem Circuit de la Sarthe um Titel kämpften. Le Mans ist nicht einfach nur ein Rennen. Nein. Es ist mehr als das. „Rennen fahren ist leben – die Zeit dazwischen ist bloß warten“, sagte schon Steve McQueen im legendären Film-Klassiker „Le Mans“ aus dem Jahr 1971. Und so war es auch 2016. Audi, Porsche, Toyota – sie wechselten sich in den ersten Stunden an der Spitze ab. Dann der erste Rückschlag für Audi: Der Turbolader am R18 mit der Nummer sieben war Defekt. Resultat ein längerer Boxenaufenthalt, um das Bauteil zu tauschen. Angesichts von Temperaturen am Turbolader von mehr als 1000 Grad Celsius ein heikles Unterfangen. Dennoch schafften die Mechaniker den Tausch in rund 20 Minuten. Allerdings waren Andre Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Treluyer damit zunächst aus dem Kampf um die Spitze ausgeschieden. Im weiteren Verlauf des Rennens kristallisierte sich zunehmend ein Duell zwischen Toyota und Porsche heraus, da auch der zweite R18 weiter zurückfiel.
Auf der lagen Hunaudieres-Geraden spielten die Toyota TS050 Hybrid gnadenlos ihre Überlegenheit beim Top-Speed aus. Es kam also auf die richtige Boxenstrategie an. Porsche zog alle Register, versuchte es mit verschiedenen Taktikansätzen, langen Stints und zu guter Letzt mit einem sogenannten „Splash and Dash“. Das ist ein kurzer Boxenstop zum Tanken, aber ohne Reifen- und Fahrerwechsel. Es reichte jedoch nicht, den Toyota mit der Nummer fünf noch einzuholen. Doch dann zeigten die 24 Stunden von Le Mans einmal mehr ihr fieses Gesicht. Nur noch sechs Minuten bis zum Ziel für den japanischen LMP1, knapp eine Minute Vorsprung. Ein bequemes Polster, um dem Sieg entgegen zu fahren. Da verlor der Toyota plötzlich Leistung. Die Startnummer fünf konnte kein Tempo mehr machen, humpelte mit 140 km/h die Hunaudieres Geraden hinunter. Von hinten flog Neel Jani im Porsche 919 Hybrid heran, überholte den Toyota und fuhr zum Sieg bei der 84. Auflage von Le Mans. Audi erreichte mit seinem zweiten LMP1 (Lucas di Grassi, Loic Duval, Olivier Jarvis) Rang drei. So bitter es für die Japaner 2016 an der Sarthe war. Immerhin erreichten sie mit ihrem zweiten Auto mit der Startnummer sechs Rang Zwei. 2017 wird nach diesem Rennverlauf jedenfalls Spannung versprechen, wenn aus dem Zwei- ein Dreikampf auf Augenhöhe wird. (ampnet/tw)
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