Genau wie sein Vorgängermodell R8 wurde der Audi R10 TDI gezielt für die 24 Stunden von Le Mans entwickelt: Auf der Hochgeschwindigkeits-Rennstrecke liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit bei fast 250 km/h. Road America kommt Le Mans am nächsten: Im vergangenen Jahr holte Allan McNish im Audi R10 TDI die Pole Position mit einem Schnitt von 217,829 km/h. Es ist noch immer die schnellste Runde eines Le Mans-Sportwagens in der Geschichte der American Le Mans-Serie. Diesen Rekord jagen die Audi Piloten in Road America. Und dass er unterboten wird, gilt als überaus wahrscheinlich - vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Im vergangenen Jahr startete das Team Audi Sport North America in Road America nämlich noch mit der ersten Generation des Diesel-Sportwagens. Die beiden Fahrzeuge, die dieses Mal eingesetzt werden, sind technisch auf dem neuesten Stand und deshalb deutlich schneller. Auch die Reifen haben einen grossen Anteil daran, dass die LM P1-Sportwagen immer schneller werden. "Unser Reifenpartner Michelin macht einen fantastischen Job", erklärt Audi Werksfahrer Marco Werner, der gemeinsam mit Lucas Luhr in der American Le Mans-Serie 2008 schon drei Gesamtsiege feiern konnte. "Die Reifen haben in diesem Jahr richtig viel Grip und sind sehr konstant." Beim letzten Rennen in Mid-Ohio mussten Luhr/Werner nur einmal die Reifen wechseln - das wäre im vergangenen Jahr nicht möglich gewesen. Rund 50'000 Testkilometer stecken in der neuesten Generation der Michelin-Reifen. 1,5 Stunden dauert die Handfertigung eines einzigen Pneus, der etwa zwölf Kilogramm wiegt und aus 150 verschiedenen Zutaten besteht. Er hat seine optimale Betriebstemperatur bei etwa 80 Grad und ist im Gesamtpaket eines Rennwagens von großer Bedeutung. Die Technik-Experten der Firma Michelin haben ausgerechnet, dass allein über die Reifen beim Saisonauftakt in Sebring ein Zeitgewinn von einer Sekunde pro Runde gegenüber dem Vorjahr entstand. Dafür benötigt man rund 40 PS mehr Motorleistung oder 50 Kilogramm weniger Gewicht. Vier verschiedene Slick-Varianten stehen dem Team Audi Sport North America zur Verfügung: "soft", "medium", "hard" und "hot" - letztere ist eine Variante für höhere Temperaturen. Zwei verschiedene Regenreifen und Intermediates für Mischverhältnisse komplettieren die Michelin-Palette. Die Franzosen waren schon beim R8-Projekt exklusiver Reifenpartner von Audi. Auch bei der Entwicklung des Audi R10 TDI war Michelin von Anfang an eingebunden und betrat genauso Neuland wie Audi Sport. "Wir haben gemeinsam Pionierarbeit geleistet", betont Audi Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich. "Das enorme Drehmoment des TDI-Motors und das relativ hohe Gewicht eines Zwölfzylinders stellen hohe Ansprüche an die Reifen." Jede Rennstrecke der American Le Mans-Serie wird bei Audi Sport in Ingolstadt schon Wochen zuvor im Computer simuliert. Auf Basis der Daten gibt Michelin eine Empfehlung für Luftdruck und Sturzwerte. Dank der Computer-Simulationen weiss man bei Audi Sport schon vor einer Veranstaltung ziemlich genau, welche Rundenzeiten möglich sind. "Oft", schmunzelt Lucas Luhr, "fahren wir aber noch einen Tick schneller, als der Computer es vorausberechnet hat." Ob das auch dieses Mal der Fall sein wird, zeigt sich am Freitag (8. August) um 15:30 Uhr Ortszeit (22:30 Uhr in Deutschland). Dann steht in Road America das Qualifying der Prototypen auf dem Programm. Das Rennen startet am Sonntag um 16 Uhr (23 Uhr in Deutschland) und endet in der Abenddämmerung. Neu im Audi Team ist der Schweizer Marcel Fässler, der in Road America sein erstes Rennen mit dem Audi R10 TDI bestreitet.
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