Ganz entscheidend ist auch, in vielen Details den besten Kompromiss zu finden, mit dem alle drei Piloten eines Fahrzeugs leben können. Nur dann hat man Aussicht auf Erfolg. Das fängt bei so simplen Dingen wie der Sitzposition an, die in einem Rennauto nie optimal ist. Es zwickt immer ein wenig und tut immer etwas weh. Aber man kann die Sitzposition etwas angenehmer und damit komfortabler gestalten. Diese wird zunächst einmal für jenen Fahrer optimiert, der die längsten Beine hat. Dann muss der Fahrer mit dem kräftigsten Körperbau bequem in den Sitz passen. Alles andere wird mit individuellen Einlagen und Nackenstützen angepasst, die der Pilot beim Fahrerwechsel mit ins Auto nimmt. Allan, Dindo und ich haben schon die Testfahrten in den USA dazu genutzt, die Sitzposition optimal anzupassen. Man glaubt gar nicht, wie wichtig das ist, denn es wird von vielen immer wieder gerne unterschätzt, wie hoch die Belastungen bei den 24 Stunden von Le Mans für uns Fahrer sind – nicht nur mental, sondern auch körperlich. Ganz entscheidend ist dabei, dass man in Le Mans permanent gefordert wird und nie relaxen kann. Als junger Mann habe ich viel Fußball gespielt. Da hat man zehn Minuten richtig gepowert und es anschließend etwas ruhiger angehen lassen, ehe man wieder richtig loslegt. In Le Mans geht das nicht: Man muss sich ständig konzentrieren und immer volle Leistung bringen - Runde für Runde, Stunde für Stunde. Die körperliche Beanspruchung ist dabei sehr hoch. Da sind zum einen die enormen Fliehkräfte in den schnellen Kurven, aber auch die Kräfte beim Bremsen und Beschleunigen. Jeder Tritt auf das Bremspedal kostet Kraft. Und selbst die Betätigung der Kupplung und des Gaspedals kostet Energie. Man muss als Fahrer dementsprechend fit sein und möglichst bequem im Cockpit sitzen. Auch bei der Abstimmung des Fahrzeugs müssen wir den besten Kompromiss für alle drei Fahrer finden. Dabei spielt auch unser Ingenieur Howden Haynes eine ganz entscheidende Rolle – er ist quasi unser vierter Mann. Unter uns wird häufig sehr kontrovers diskutiert und auch schon mal etwas gestritten, aber am Ende sind Allan, Dindo, Howden und ich immer in der Lage, uns auf einen gemeinsamen Weg zu einigen. Allan, Dindo und ich arbeiten nun schon seit mehr als zehn Jahren zusammen bei Audi. 2000 waren Allan und Dindo Teamkollegen in der American Le Mans Series. 2001 und 2002 fuhr ich dann in den USA gemeinsam mit Dindo. 2005 habe ich mir beim 12-Stunden-Rennen in Sebring ein tolles Duell um den Sieg mit Allan geliefert. Als wir gemeinsam auf dem Podium standen, haben wir spontan entschieden, künftig in Le Mans ein Team zu bilden. Unser erstes gemeinsames Rennen haben wir 2006 in Sebring gleich gewonnen. Und das absolute Highlight war natürlich 2008 der Triumph in Le Mans. Es war also eine gute Entscheidung, und wir haben auch abseits der Rennstrecke viel Spaß zusammen. Wir sind zwar unterschiedliche Charaktere, haben aber einen ähnlichen Sinn für Humor. Wir können über dieselben Dinge lachen – und auch über uns selbst. Das haben wir über die Jahre gelernt. Auch unsere anderen beiden Fahrerteams sind in sich übrigens sehr homogen: "Rocky", Romain (Dumas) und Timo (Bernhard) kennen sich schon aus der gemeinsamen Zeit bei Porsche. Und auch unsere Neuzugänge Benoit (Treluyer), André (Lotterer) und Marcel (Fässler) sind ein richtig eingeschworenes Team - vor allem Ben und André, die sich aus vielen gemeinsamen Jahren in Japan kennen. Ich bin überzeugt, dass Audi fahrerisch für Le Mans sehr gut aufgestellt ist." Ihr Tom Kristensen
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