Puristische Kohlefaser dominiert das Design der drei Audi R18 TDI des Audi Sport Team Joest. Das Fahrzeug der Vorjahressieger mit der Startnummer „1“ startet sogar nahezu komplett in dem charakteristischen Schwarz des extrem leichten und gleichzeitig hochfesten Baustoffs, der auch bei der Entwicklung neuer Serienfahrzeuge eine immer größere Rolle spielt.
„Kohlefaser ist bestens für Leichtbau geeignet“, erklärt Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich. „In Le Mans machen wir dieses Material und die ultra-Leichtbau-Technologie von Audi ganz bewusst sichtbar. Leichtbau beschäftigt uns im Motorsport schon lange. Und alles, was wir in den letzten Jahren und insbesondere bei der Entwicklung des R18 TDI über Leichtbau gelernt haben, wird später auch unseren Kunden zur Verfügung stehen – entweder in Form von besseren Fahrleistungen oder in Form eines niedrigeren Kraftstoffverbrauchs und damit geringerer Emissionen.“
Der R18 TDI ist ein besonders authentischer Botschafter für die Leichtbau-Technologien des Unternehmens, die künftig unter dem Begriff „ultra“ gebündelt werden. „Leichtbau ist in Le Mans ein ganz wichtiger Faktor, weil ein leichtes Auto auch immer ein effizientes Auto ist“, sagt Dr. Wolfgang Ullrich. In diesem Jahr ist dies von noch größerer Bedeutung, weil das Reglement kleinere Motoren vorschreibt, die über weniger Leistung verfügen – im Fall des Audi R18 TDI mehr als 540 PS (397 kW).
Zwar gilt für LMP1-Fahrzeuge in Le Mans ein Mindestgewicht von 900 Kilogramm. Dennoch versucht man, möglichst weit unter diesem Gewicht zu bleiben, um die Gewichtsverteilung mithilfe von Ballast zu optimieren und den Schwerpunkt möglichst weit abzusenken.
„Beim R18 TDI wurden daher alle Komponenten konsequent in Bezug auf das Gewicht optimiert“, betont Martin Mühlmeier, Leiter Technik bei Audi Sport. „Das Chassis genauso wie die Karosserie, das Getriebe und der Motor. Wir waren auf der Suche nach jedem überflüssigen Gramm.“
Revolutionär nicht nur für einen Le-Mans-Sportwagen ist das einteilig gefertigte Kohlefaser-Monocoque, für das ein hochkomplexer Fertigungsprozess entwickelt wurde und der ein eindrucksvoller Beleg für die Leichtbau-Kompetenz des Unternehmens ist. Das gilt auch für die Karosserie, die allein von der ersten zur zweiten Baustufe um 40 Kilogramm erleichtert wurde. „Ein derart konsequenter Leichtbau im Karosseriebereich ist eine hohe technische Herausforderung“, meint Christopher Reinke, Technischer Projektleiter bei Audi Sport.
Rund 25 Prozent leichter als der V10-TDI-Motor im Vorgängermodell ist der V6-TDI-Motor des R18 TDI. „Einerseits durch das Downsizing, aber auch, weil wir zum Teil komplett neue Wege gegangen sind und ein ungewöhnliches Motorkonzept gewählt haben“, erklärt Ulrich Baretzky, Leiter Motorenentwicklung bei Audi Sport.
Das neue Sechsgang-Getriebe verfügt über einen hohen Anteil an CFK und die Voll-LED-Scheinwerfer halfen ebenfalls mit, Gewicht zu sparen. Zudem konnte bei den Scheinwerfern auf die in der Serie noch übliche elektrische Kühlung der Leuchtdioden verzichtet werden. Weil der Schaltvorgang nicht mehr pneumatisch, sondern elektrisch aktiviert wird, kommt der R18 TDI ganz ohne das bisher nötige Pneumatiksystem aus. Eine optimale Durchströmung des Innenraums soll den Einsatz einer Klimaanlage überflüssig machen.
„Der Audi R18 TDI verfügt über viele innovative Lösungen“, sagt Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich nicht ohne Stolz. „Er wurde für ein Reglement gebaut, das technologisch sehr auf die Zukunft orientiert ist – und zwar mit dem Hintergrund, diese Technologien später auch für Straßenfahrzeuge umsetzen zu können. Das macht die Sport-Prototypen für Audi so interessant. Dass wir nun in Le Mans den ersten Auftritt der Audi-ultra-Leichtbau-Technologie erleben, zeigt, wie sehr Motorsport und Serienentwicklung bei Audi Hand in Hand gehen. Ich bin überzeugt, dass ultra in einigen Jahren in einem Atemzug mit Begriffen wie quattro oder TDI genannt wird.“
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