Der Grund für die Katastrophe war schnell gefunden: Den Untergrund in der Gegend des Museums im Süden von Kentucky bilden zahlreiche Höhlen und Hohlräume. Touristen, die sich eher für Geologie statt sportliche Mobilität interessieren, kennen wahrscheinlich den Mammoth Cave National Park in der Nachbarschaft des Museums, mit rund 627 Kilometern Ausdehnung die weitläufigste bekannte Höhle der Welt. Die Region besteht aus einer dicken Kalksteinschicht, die von einer Sandsteinschicht überzogen ist. Die Höhle war besonders im Britisch-Amerikanischen Krieg von 1812 ein wichtiger Lieferant von Salpeter, das zur Herstellung von Schießpulver verwendet wurde. Nach dem Zusammenbruch des zentralen Saals hatte die Museumsleitung ursprünglich geplant, den jedem Corvette-Liebhaber als Ort des Grauens erscheinenden Ground Zero der Nachwelt mitsamt dem kostbaren Inhalt zu erhalten. Doch dann entschied man sich anders und will nun für 3,2 Millionen Dollar Felsbrocken entfernen, Öffnungen mit Spundwänden verschließen und das Loch mit 4000 Tonnen faustgroßen Steinen verfüllen. Außerdem werden Arbeiter im Abstand von sechs Metern Betonpfähle bis zu einer Tiefe von 43 Metern in den Untergrund rammen um sicher zu stellen, dass der Boden bei zukünftigen unterirdischen Zusammenbrüchen nicht wieder nachgeben wird. Die Katastrophe hatte „einen enormen Einfluss auf die Besucherzahlen“, erzählte Museumsdirektor Wendell Strode, der täglich rund zwei Drittel Eintrittskarten mehr verkaufen konnte als vor dem Desaster. „Das war allerdings das einzig Positive, ansonsten mussten wir jede Mange Sorgen und Arbeit investieren bis wir mit unseren Planungen so weit waren wie wir heute sind.“ Laut Strode sollen die betroffenen Sportwagen dem Publikum in einer Sonderausstellung präsentiert werden. Demnächst werden die Besucher die Folgen der Katastrophe auf verschiedene Weise erleben können. Geplant sind eine dreidimensionale Animation und ein möglicher Blick nach unten in Teile der verbliebenen Höhle. Daneben werden von den acht betroffenen Corvetten drei in restauriertem und fünf in unrestauriertem Zustand zu sehen sein. Chevrolet hatte sich bereit erklärt, den Prototyp der Corvette ZR1 mit dem Spitznamen „Blue Devil“ aus dem Jahr 2009 sowie die einmillionste Corvette, ein weißes Cabrio mit dem Baujahr 1992, wieder aufzubauen. Das Museum selbst will sich um die Tuxedo Black Corvette von 1962 kümmern, wobei die Arbeiten laut Direktor Strode Anfang kommenden Jahres beginnen sollen.
Zur Zeit können Besucher sechs der Katastrophenopfer in einer sicheren Umgebung betrachten: den Tuxedo Black, das Pace Car von 1984, den ZR-1 Spyder von 1993, die rubinrote Corvette zum 40-jährigen Jubiläum 1993, den „Mallett Hammer“ Z06 von 2001 sowie die 1,5-millionste Corvette von 2009. Wenn die Aufräumarbeiten im großen Showzentrum beginnen, werden die Autos bis zu dessen Eröffnung in andere Bereiche des Museums geschoben. Zur Zeit präsentieren sich 70 Autos den Besuchern, noch einmal halb so viele stehen hinter den Kulissen.
„Die Katastrophe hat sicherlich jedem von uns klar gemacht, dass wir in einer Gegend voller Höhlen leben“, sagt Strode. „So ein Einsturz ist hier ganz normal.“ Das National Corvette Museum befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der General-Motors-Bowling-Green-Fabrik, wo seit 1981 die Produktion der Corvette stattfindet. (ampnet/hrr)
|