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Mittwoch, 25. Mai 2016 Tesla Model S: Der Wahnsinn hat einen Namen

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Tesla Model S.  Foto:Axel BusseTesla Model S. Foto:Axel Busse

Tesla: Der Name des kroatischen Physikers und Erfinders elektrisiert Autofahrer rund um den Erdball, seit der US-Milliardär Elon Musk seinen Traum vom emissionsfreien Pkw Wirklichkeit werden ließ. Seinen Model 3 wurde jüngst die Auszeichnung als ein „Firmenauto des Jahres“ zuteil. Wie das Spitzenmodell P 90 D sich im Alltag schlägt, klärt unser Praxistest.

Zu schwer, zu teuer, geringe Reichweite – das sind die Vorurteile, die nicht nur in Deutschland den Absatz von Elektromobilen hemmen. Wer genauer hinsieht, stellt fest, dass die Akzeptanz bei Teslas Modell S rapide ansteigt. Binnen eines Jahres haben sich die Neuzulassungen fast verdoppelt und werden vom KBA in Flensburg für das vergangene Jahr mit 1582 beziffert. Beim Porsche Panamera, der in Bauart, Preis und Leistung in etwa vergleichbar ist, waren es im gleichen Zeitraum 1751. Freilich gibt es den Panamera in acht Antriebsvarianten, den Tesla nur in drei.

 

Schwer und teuer? Das muss man gelten lassen. Der Testwagen wog 2290 Kilogramm und kostete fast 146 000 Euro. Zur Fahrzeugmasse, die jedem Full-Size-SUV zur Ehre gereichen würde, trägt die 90-kWh-Batterie rund 800 Kilogramm bei. Geringe Reichweite? Der Hersteller gibt 550 Kilometer an, unter idealen Voraussetzungen. Außentemperaturen zwischen null und zehn Grad Celsius, wie bei diesem Test, zählen nicht zu den Ideal-Bedingungen, doch die Reichweiten-Anzeige errechnete immerhin 420 Kilometer nach einer vollen Nacht am Netz.

Um den Namen des Fahrzeugs „Tesla Model S P90D“ vorzulesen, vergehen etwa drei Sekunden. Hat man gleichzeitig kräftig aufs „Gas“-Pedal getreten, sind beim Buchstaben „D“ schon 100 km/h erreicht. Niedergeschrieben klingt das entspannt, erlebt ist es schier atemberaubend. Mit 1,12-facher Erdbeschleunigung – das hat ein Fachmagazin mal gemessen – werden die Insassen in die Sitze gepresst. Porsche-Besitzer sind den Tränen nah, ungewarnte Beifahrer schlagen mit dem Hinterkopf an die Nackenstütze. Ihre Reaktionen kann man auf Youtube sehen. Nicht vergessen: Die Fuhre wiegt samt Insassen fast 2,5 Tonnen! Die Bezeichnung, die sich der Hersteller für den maximalen Beschleunigungsmodus ausgedacht hat, ist deshalb nicht übertrieben: „Insane“ (Wahnsinn).

Weil jeweils ein Elektromotor auf Vorder- und Hinterachse wirkt, hat das Spitzenmodell gegenüber heckgetriebenen Fahrzeuge erhebliche Traktionsvorteile. Ohne spürbaren Leistungsabfall geht es geradewegs bis auf 130 oder 150 km/h, nur von einem prägnanten Pfeifen begleitet und dem, was Reifen und Fahrbahn an Schall erzeugen. Erst jetzt machen sich Windgeräusche bemerkbar, die mit weiter steigendem Tempo aber kaum noch zunehmen. Ab 200 km/h ist die Verbrauchskurve eine nahezu senkrecht verlaufende Linie, ab Tempo 240 färbt sich die digitale Stundenkilometer-Angabe rot ein. Ohne äußere Zeichen der Anstrengung jagt das Model S souverän gen Horizont.

Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass allzu häufiges Ausleben des Beschleunigungs-Wahnsinns die Reichweite enorm reduziert, ein Stromverbrauch von 600 Wattstunden (Wh) je Kilometer ist keine Seltenheit. Die Anpassung an allgemeine Verkehrs-Gepflogenheiten erlaubt jedoch einen Verbrauch von etwa 180 bis 220 Wh pro Kilometer. Der Monitor hilft dabei, den Spaß nicht zu übertreiben. Ein großes Kurvendiagramm zeigt in Echtzeit an, was aus den Zellen gesaugt wird. Bei diesem Test waren es im Schnitt 24 kWh je 100 Kilometer Strecke. Eine solche Reichweite am Supercharger nachzuladen, die Tesla-Fahrer kostenfrei nutzen können, kostet etwa 15 bis 20 Minuten Zeit.

Der Einfluss winterlicher Temperaturen auf die Reichweite scheint gering. In den einschlägigen Foren berichten langjährige Tesla-Fahrer von keinen signifikanten Mehrverbräuchen durch Nutzung von Heizung oder Sitzklimatisierung. Wohlige Wärme wird deutlich schneller erreicht als bei herkömmlichen Pkw, die erst den Wasserkreislauf hochfahren müssen. Das Aufladen an der Haushalts-Steckdose ist allerdings eine mühsame Angelegenheit, wenngleich dies schonender für den Akku ist als der Supercharger. Um 100 Kilometer zusätzlichen Aktionsradius zu gewinnen, können – wie beim Testfahrzeug – am Hausnetz schon mal zwei Stunden vergehen.

Fazit: Alles, was von einer behaglichen Luxus-Limousine erwartet werden darf, erfüllt das Model S von Tesla. Das Problem dieses Autos liegt weder beim Antrieb, noch in Fahrkomfort oder Ausstattung. Es liegt auf der Landkarte. Zwar baut der Hersteller sein eigenes Ladenetz zügig aus, doch das Stromzapfen wird noch lange nicht so einfach sein, wie das von Benzin. Wer mit einem Model S liebäugelt, braucht nicht nur das nötige Kleingeld, sondern auch Zuversicht in den Ausbau der Infrastruktur. Bis dahin müssen Fahrten klug geplant werden, dann wird es an der Freude am Stromern nicht fehlen. (ampnet/ab)

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