Samstag, 16. März 2019 Tesla Model Y: Lauwarmes Echo
Tesla Model Y. Foto: Auto-Medienportal.Net/Tesla
Es soll das meistgebaute Auto der Marke werden: Das SUV namens Model Y, das Tesla-Guru Elon Musk gestern um 20 Uhr Ortszeit im kalifornischen Hawthorne enthüllte. Er rechne damit, vom Model Y mehr Einheiten zu bauen als von den existierenden Modellen Model S, Model X und Model 3 zusammen, so Musk. Um das zu erreichen, haben sich die Kalifornier auf den wachsenden Markt der mittelgroßen SUV fokussiert. Fünf oder sieben Sitze, optionaler Allradantrieb, vollelektrischer Antrieb: Dieses Rezept soll das Model Y zum globalen Verkaufsrenner machen.
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Die Eckdaten können sich sehen lassen: Der neue Tesla soll in seiner Einstiegsvariante mit Heckantrieb 192 km/h schnell sein und in rund sechs Sekunden von null auf 100 km/h sprinten; diese Version soll ab Anfang 2022 in Europa gebaut werden .Alle anderen Varianten sollen in den USA ab Ende 2020 und in Europa und China ab Anfang 2021 gebaut werden. Dazu gehört die ebenfalls heckgetriebene Version „Long Range“, die 209 km/h läuft, in 5,8 Sekunden auf Tempo 100 sprintet und nach dem äußerst optimistischen WLTP-Zyklus mit einer Batterieladung 540 Kilometer weit kommt.
Sportliche Fahrer sollen mit zwei Motoren und Allradantrieb auf ihre Kosten kommen: Die „Dual Motor Long Range“-Variante schafft 217 km/h, von null auf 100 km/h in 5,1 Sekunden und 505 Kilometer Reichweite. Und dann gibt es noch die Version „Performance“, deren Reichweite, der Bereifung geschuldet, auf 480 Kilometer sinkt, die aber erst bei 241 km/h abregelt und den Standardspurt in 3,7 Sekunden schafft.
Auf den ersten Blick wirkt das Tesla Model Y nur wie ein hochgelegtes Model 3, in Wirklichkeit ist die Außenhaut jedoch eigenständig – mit weiter vorn angesetzter A-Säule, anderen Türausschnitten sowie Kunststoff-Applikationen, mit denen die beträchtliche Höhe kaschiert werden soll. Statt der kleinen Kofferraumluke des Model 3 gibt es sogar eine richtige Heckklappe. Doch weil sich Elemente wie die Scheinwerfer und Rückleuchten im gleichen Design wie beim Model 3 präsentieren, wirkt der Model Y nicht besonders originell – und auch nicht gerade neu.
Das gilt ebenso für das Interieur: Es ist mit jenem des Model 3 weitgehend identisch, allerdings will Tesla hier eine dritte Sitzreihe anbieten. Wie die in das Auto hineinpasst, bleibt momentan das Geheimnis der Entwickler; der Hersteller spricht erstaunlicherweise von Raum für „sieben Erwachsene“. Auch sonst spart Elon Musk nicht mit Superlativen, wenn er das neue SUV beschreibt: „Das bei weitem sicherste mittelgroße SUV der Welt“ will das Model Y sein – und dazu die Funktionalität eines SUV bieten.
Die Preise für die heckgetriebene Long-Range-Variante beginnen bei 55 000 Euro, die Allradversion kostet 59 000 Euro und für die Performance-Variante müssen stolze 67 000 Euro den Besitzer wechseln. Mit Vollausstattung lässt sich der Preis auf über 83 000 Euro treiben. Übrigens dürften die Auslieferungen in Europa frühestens in zwei Jahren beginnen.
Dennoch hofft Tesla, massenhaft Anzahlungen für den Y einzusammeln: Für 2000 Euro kann man sich ein Auto sichern. Doch der Hype um das Model 3, bei dem viele Kunden wie bei einem neuen Apple-Produkt über Nacht Schlange standen, um sich in die Bestellbücher einzutragen, wird sich nicht wiederholen lassen. Vor dem Hintergrund der Anlaufschwierigkeiten und Qualitätsprobleme beim 3er – das schon jetzt ohne nennenswerte Lieferzeit zu bekommen ist – dürften es die meisten potentiellen Kunden vorziehen, abzuwarten.
Und das gilt überraschenderweise auch für jene Erleuchteten, die sich der Marke voll und ganz verschrieben haben. Die Reaktion auf das neue Modell in den Tesla-Eignerforen lässt sich am besten als lauwarm beschreiben. (ampnet/jm)
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